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Wir haben Juli 2016 und der Sommer in Deutschland lässt immer noch auf sich warten. Was nicht auf sich warten lässt ist der alljährliche Pflichttermin für die Motorradsportbegeisterten in Deutschland → Der große Preis von Deutschland steht an und auf geht es zum Sachsenring.

Wer an den letztjährigen Bericht zurückdenkt weiß Bescheid WO es Flying Haggis hinzieht!

Korrekt! Das Basislager für das Rennwochenende wird wieder im Hotel „Alte Mühle“ in Chemnitz bezogen.

http://www.hotel-alte-muehle.de

Bei Klaus Degenhardt und seinem kompetenten Serviceteam sind wir seit Jahren sehr gut und freundlich, ja fast schon familiär, aufgehoben und die exzellente Küche tut ein Übriges, um ein rundweg gelungenes Rennwochenende noch „runder“ und gelungener zu machen. An dieser Stelle erlaube ich mir aus gegebenem Anlass folgenden sachdienlichen Hinweis in eigener Sache:
Das ist
KEINE Werbung für das Hotel Alte Mühle – sondern vielmehr ein gutgemeinter Einkehrtipp für ALLE die im Großraum um den Sachsenring und Chemnitz nach einer sehr guten Bleibe suchen. Auch wenn einer/eine von euch ein Fahrertraining auf dem nahen Sachsenring besucht. Der Hinweis ist mit KEINERLEI Zuwendungen jedweder Art verbunden. Dies gilt auch für meine sonstigen Tipps, die Euch lediglich gute Einkehr- und Übernachtungstipps bescheren sollen OHNE manipulierte Suchmaschinen und Hotelportale zu Rate ziehen (und dann „reinfallen“) zu müssen.


Wahrscheinlich sagen jetzt einige: Flying Haggis – Wir lesen gar nicht erst weiter, denn bei deiner Saisonvorschau und deinen Tipps hast Du ordentlich daneben gelegen!

 

Stimmt – ich hatte zu Saisonbeginn einige Risikotipps in Moto 3 und der Moto 2 Klasse gesetzt. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und auf Favoriten oder die Titelverteidiger kann jeder setzen. Bei der Moto 3 hatte ich u. a. auf Fabio Quartararo gesetzt. Der junge Franzose liegt aktuell noch weit unter meinen und wahrscheinlich auch unter seinen eigenen Erwartungen zurück. Hier feuert der Südafrikaner Brad Binder in der Gesamtwertung vorneweg ein Feuerwerk ab, welches an Danny Webb im zurückliegenden Jahr erinnert.

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Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Ihm diese Leistungsentwicklung nicht zugetraut hätte und ihn höchstens zwischen den Plätzen 4 – 7 angesiedelt hätte. Hut ab für Brad Binders grandiose Leistung bislang und clever herausgefahren, von dem Missgeschick in Assen einmal abgesehen. Ansonsten ist zumindest Romano Fenati, von meinen üblichen Verdächtigen, noch einigermaßen in Schlagdistanz zu dem Südafrikaner.

Bei der Moto 2 hatte ich in diesem Jahr mit dem absoluten Durchbruch von Marcel Schrötter gerechnet.

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Fahrerisch mindestens auf Augenhöhe mit seinem besten Kumpel Jonas Folger, aber nach meiner Einschätzung zweikampfstärker, bin ich bei aktuellem Material von Kalex von seinem Erfolg überzeugt gewesen. Möglicherweise wäre ein Mentalcoach für Marcel nicht die schlechteste Idee, denn er ist meilenweit von seiner möglichen Performance entfernt. Das kann man auch von Jonas Folger sagen. Eigentlich einer der Mitfavoriten hat man derzeit das Gefühl, dass die frühe Vertragsunterzeichnung in der Moto GP bei Tech 3 den Deutschen in seinem Tatendrang merklich
bremst.

Jetzt nur keine Verletzung mehr riskieren und den Saisonstart 2017 vermasseln!“

Ist das der Gedankengang? Dann sollte er sich schnell davon lösen, denn bei Herve Poncharal steht er schneller vor der Tür als er schauen kann, sollte die Leistung nicht stimmen.
Vorne bei der Moto 2 sind DIEJENIGEN, die man bei der Betrachtung des letzten Jahres auch bereits vorne gesehen hat. Nur eben in einer anderen Reihenfolge. Hier bieten die Protagonisten Alex Rins, Sam Lowes und der amtierende Weltmeister Johann Zarco den Zuschauern einen sehenswerten Dreikampf um den Titel. Warum zähle ich den Schweizer Tom Lüthi nicht mit dazu. Weil er zwar ein Siegfahrer auf seinen „Lieblingsstrecken“ ist (und bleibt) aber auf Kursen die weniger seinem Gusto entsprechen lediglich ein Punktefahrer ist. Mit wem ich de facto im vorderen Bereich des Klassements niemals gerechnet hätte ist der Malaye Hafizh Syahrin.

In der Moto GP bietet sich uns das gewohnte und erwartete Bild. Der Doctor Valentino Rossi allein auf weiter Flur gegen die spanische Armada. Vom Regenrennen in Assen und dem Geniestreich von Jack „Ass“ Miller einmal abgesehen. Gratulation nach Australien.

ABER jetzt rein in den SACHSENRING und zum Rennwochenende 2016.

Die Trainings verliefen den Eigenheiten des Sachsenrings entsprechend. Insbesondere den Assen der Moto GP merkte man anfänglich an, dass SIE einige Runden benötigten um den neuen Michelin Pneus das richtige Vertrauen entgegenzubringen. Der „linkslastige Kurs“ mit seinen -10- Links- und nur -3- Rechtskurven brachte schon die Bridgestonetechniker in den zurückliegenden Jahren zum Stirnrunzeln. Tief in meinem Inneren machte ich mich bereits mit dem Gefühl vertraut, dass wahrscheinlich ein kleiner Spanier auf einer Honda am Sonntag das oberste Podium erklimmen wird. Pedrosa und Marquez sind ausgewiesene Freunde der Rundstrecke in Sachsen. Und so war es dann auch abschließend nach dem Qualifying. Marc Marquez setzte eine überlegene Bestzeit und in seinem unmittelbaren Dunstkreis hielt sich der, in der Fahrerszene als „Hinterradlutscher“ verpönte, Hector Barbera auf seiner Avinita Ducati auf. Das brachte ihm den zweiten Platz in der Startaufstellung ein. Dazu möchte ich hier anmerken, dass man dieses Verhalten zwar anprangern kann, aber auch in sich gehen sollte, ob man dieses Tempo beim „Hinterherfahren“ halten kann? Wer es nicht kann sollte in Stille verharren und die Leistung zumindest würdigen oder akzeptieren. Mit einem Respektabstand folgte unser Doctor Rossi auf Platz 3. Der Name den jetzt wahrscheinlich ALLE vermissen
– Jorge Lorenzo – war erst auf Platz 11 zu finden. Der amtierende Weltmeister kam am Wochenende mit dem Kurs überhaupt nicht zurecht und sorgte mit -3- massiven Stürzen für einige Arbeit bei seinen Mechanikern.

Die Moto 2 stand dann auch wieder unter dem Stern der bisherigen Trendsetter in der Saison. Zarco und Rins fuhren sich permanent mit starken Zeiten in den Vordergrund der Zeitenliste. Frühzeitig war klar – DAS HIER geht nur über diese Jungs und jeder der auf das Podest will kann sich auf einen geharnischten Zweikampf gefasst machen.

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Wer diesen Kampf annahm war der Assen-Sieger Nakagami, der in den letzten Minuten des Trainings noch an Johann Zarco vorbeizog und die Bestzeit markierte.

Wie üblich ging es in der Moto 3 mit einem munteren Wechselspielchen hin und her. Allerdings ohne das unsere Landsleute irgendwelche Akzente setzen konnten. Ganz vorne Enea Bastianini, gefolgt von Andrea Locatelli auf seiner KTM des Leopard Teams, sowie Aron Canet auf der Honda in den Estrella Galicia Farben. Die Führenden in der Gesamtwertung Brad Binder und Jorge Navarro begnügten sich mit den Plätzen 6 und 5, zeigten aber mit ihren Zeiten, dass über die Renndistanz mit ihnen zu rechnen ist.

Die Rennen am Sonntag standen dann unter den üblichen Vorzeichen des diesjährigen Motorradsommers. Hält das Wetter oder nicht. Wetterfrösche sagten ausgerechnet Regen ab 14:00 Uhr voraus – also genau zum Start der Moto GP. Man kann sagen, dass sich hier die Meteorologen etwas getäuscht hatten. Es goss bereits in den frühen Morgenstunden in Strömen und die bei trockenem Wetter ausgefahrenen Einstellungen an den Fahrwerken konnten im Warm Up nochmals schnell auf „Regen“ korrigiert werden.

Das Moto 3 Rennen war von den Bedingungen her eher etwas für einen erfahrenen Surfer.

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Wer die Saison 2016 bisher mit verfolgt hat kommt wahrscheinlich bereits auf einen bestimmten Namen. Die Verdächtigen aus dem Training namens Locatelli und Bastianini hatten sich zeitig nach dem Start in Position gebracht. Der deutsche Protagonist Philipp Öttl verschwand, nach guten Zeiten im Warm Up im Nassen, im Rennen sofort in der Versenkung.
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Keine Punkte im Rennen und DAS am heutigen Tage – waren doch genau die Bedingungen um sich einmal in Szene zu setzen und zu zeigen zu was man im Stande ist.
Das übernahm dann ein anderer und das in einer Form, dass die Zuschauer nachhaltig begeistert waren. Der Malaye Khairul Pawi, bereits in Argentinien im Regenrennen erfolgreich, zeigte der Elite der Moto 3 Klasse, dass IHN eine nasse Rennstrecke nicht im Mindesten beeindrucken kann.

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Permanent die schnellsten Zeiten im Feld fahrend setzte Pawi sich zügig vom Feld ab und siegte souverän mit 11 Sekunden Vorsprung. Zwischenzeitlich hatte er diesen auf bis zu 17 Sekunden ausgebaut und wurde DANN nachhaltig von seiner Boxencrew aufgefordert das Tempo zu drosseln, da überhaupt keine Gefahr mehr bestand. Das Podest in der Moto 3 komplettierten die düpierten etablierten Locatelli und Bastianini.

Dann war Moto 2 angesagt. Für mich ist die Nachfolgeklasse der 250er die Klasse in der deutsche Fahrer Zeichen setzen können. WIR sind hier gut vertreten und bekanntermaßen sind unsere -3- Aushängeschilder Folger, Schrötter und Cortese auch ausgewiesene Regenspezialisten.
Es fing auch gut an und ließ GROßES erhoffen. Jonas Folger und Marcel Schrötter waren beide gut gestartet und hielten sich in der Spitzengruppe mit den Assen Zarco, Rins und Morbidelli auf.

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Wie ein roter Faden durch die Saison verläuft aber auch die Pechsträhne von Marcel Schrötter. Noch im ersten Renndrittel meldete er sich ins Kiesbett ab und begrub dort alle seine Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis beim Heim-GP.
Das war etwa der Zeitpunkt als Jonas Folger etwas den Kontakt zur 3er-Spitzengruppe verlor und es danach aussah, dass dieses Podest ohne deutsche Beteiligung bestückt wird. Jonas nahm sich aber nur eine kleine Auszeit um seinen malträtierten Regenreifen Zeit zur Erholung zu geben.
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Als sich Morbidelli auf dem Weg ins Omega ebenfalls mit einem Sturz ins Kiesbett aus der Spitzengruppe abmeldete blies Jonas Folger zum Angriff. Und der war fulminant bis die letzte Kurve. Beim Zweikampf mit Johann Zarco ging Jonas auf einer anderen Linie an Zarco vorbei, hatte aber dadurch nicht mehr ausreichend Kurvenspeed mitgenommen um seinen knappen Vorsprung über die Ziellinie zu retten.
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So hörten die Zuschauer die Marsellaise statt der deutschen Hymne – bejubelten aber einen starken Jonas Folger der alles gegeben hatte und mit Platz 2 belohnt wurde. Alles richtig gemacht! Julian Simon komplettierte das Podest vor dem Italiener Mattia Pasini. Dem Belgier war der dritte Platz zu gönnen, fuhr er doch ein fehlerfreies Rennen.
Das konnte man von Sandro Cortese leider nicht behaupten. Der Italoschwabe warf im Verlauf des Rennens seine Kalex gleich zweimal weg.
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Jetzt zur Moto GP. Ein derartiges Rennen habe ich noch nicht gesehen. Ein derartiges Durcheinander allerdings auch schon lange nicht mehr. Flag to Flag Rennen war angesagt. Etwas Anderes war auch auf Grund der Wetterbedingungen gar nicht möglich.

Nasse Strecke – ALLE gehen mit den Regenreifen an den Start und los geht es. Der Altmeister Valentino Rossi gewinnt zunächst den Start – aber einige Regenspezialisten in seinem Nacken, die der Wasserfontäne der Yamaha folgen. Im Herzen immer noch Ducatisti war euer werter Erzähler dann alsbald sehr erfreut. Der schnellste Polizist Italiens Danilo Petrucci zog mit seiner Ducati und Andrea Dovizioso im Schlepptau vorbei.

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Was für ein Bild: Drei Italiener vorne und auch noch -2- Maschinen meiner Lieblingsmarke dabei.
Aber jetzt Schluß mit der parteiischen Berichterstattung. Marc Marquez (häufige Leser meines Blogs wissen, dass ich kein ausgewiesener Freund des kleinen Spaniers bin) hatte zwischenzeitlich massiv an Boden verloren und scheinbar war er in Gedanken mit einer Idee befasst.

Die Strecke begann abzutrocknen und es standen noch jede Menge Runden aus. Lohnt sich jetzt der Maschinenwechsel? Für Marc Marquez keine Frage mehr. Der einzige der bereits auf einer Slickbereiften Ducati um den Kurs schlingerte war Andrea Iannone. Das war allerdings aus der Not geboren, weil er Maschine Nr. 1 bereits einmal im Kiesbett abgelegt hatte und diese reichlich waidwund an die Box geschleppt hatte.

Marc Marquez fuhr also an die Box und wechselte auf die Slicks, bzw. auf die entsprechend bereifte Werkshonda. Und was dann passierte nötigt mir den allergrößten Respekt für den kleinen Spanier ab. Auf einem stellenweise vielleicht 30 cm breiten trockenen Asphaltband bolzte er mit seiner Honda bereits in der ersten Runde um 5 Sekunden schneller um den Kurs, als der Rest des Feldes – Tempo steigend.

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Es war abzusehen, wenn ER die Geschwindigkeit halten kann – und die Ideallinie wurde trockener und trockener – dann wird der kleine Spanier einen nach dem anderen aufschnupfen.
Und der Rest des Feldes kam Marc Marquez noch auf unerklärliche Weise zu Hilfe.
Als sich die Fahrer, ein alter Hase wie Valentino Rossi eingeschlossen, endlich dazu entschlossen zum Maschinenwechsel an die Boxen zu kommen war die „Messe gelesen“ und Marc Marquez überlegener und verdienter Sieger des Laufes am Sachsenring – Wieder einmal!

Im geschlagenen Feld kam es dann noch zu einem sehenswerten Kampf um die Plätze zwei und drei. Der verwegene Brite Cal Crutchlow fuhr seine LCR Honda zur Freude von Lucio Ceccinello, der gar nicht mehr hinsehen konnte, auf den zweiten Platz.

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Und auf den letzten Metern zog Andrea Docizioso noch mit seiner Werksducati an der Kunden-Duc von Scott Redding vorbei.
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Auf Platz Fünf landete dann sogar noch eine Duc. La Bestia von Andrea „Maniac“ Iannone, der Mann der als erster wie auf rohen Eiern um den nassen Kurs auf Slicks schlingerte belohnte sich noch mit Platz 5.

Ein wunderbares Rennwochenende am Sachsenring ist zu Ende und es steht zu hoffen, dass die Verantwortlichen die richtigen Schlüsse ziehen. Nicht nur was die jetzt schon feststehende Verlängerung des Großen Preises von Deutschland angeht – sondern auch was den STANDORT angeht. Hier gehört die Veranstaltung hin und HIER soll sie auch bleiben!

Impressionen vom Sachsenring:

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Auch große Menschen finden auf einer Moto 2 Platz

 

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Training gut gelaufen Räder in die Höh` I

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Training gut gelaufen Räder in die Höh`II

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Italiens schnellster Polizist

 

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LORENZO – das komplette Wochenende verwachst

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La Bestia I

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La Bestia II

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SUZUKI – Training stark – Rennen vergessen

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Auch im Training wird gekämpft

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Jack „Ass“ Miller – 2. starkes Regenrennen nach Assen

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Starker 3. Platz bei der Moto 2 – da kann man unter Freunden schon
einmal „Abklatschen“