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Was hatten wir jetzt für eine Moto GP Saison 2016? War das spannend? Ganz ehrlich hatte ich in allen drei Klassen erwartet, dass es mit unterschiedlichen Protagonisten spannend bleibt bis zuletzt – soll heißen bis zur abschließenden WM-Station in Valencia.
Und dann so etwas! Da stehen lange vor Saisonende bereits -2- der Titelträger fest und die Luft ist weitestgehend heraus → soweit man sie am Titelkampf festmacht. Nach der vorletzten Station war dann auch noch der letzte vakante Titel in der Moto 2 vergeben. Valencia war dann also nur noch das „Schaulaufen der Meister“ um die Metapher aus dem Eiskunstlauf an dieser Stelle zu nutzen.
Gut in der „Wundertüte“ Moto 3 konnte man zu Beginn nicht unbedingt mit dem Namen Brad Binder rechnen obwohl alleine die Teamzugehörigkeit zu Aki Ajo einen Fahrer bereits in den erweiterten Kreis der Titelanwärter bringt.
Da musste man zumindest den Namen Romano Fenati auf alle Fälle auf dem Schirm haben – Aber der Schirm klappte dann nach einigen unfreundlichen Eskapaden von Fenati (5) beim VR46-Team schlagartig zu. Obwohl noch in Schlagdistanz zur Spitze der WM-Tabelle war Schicht im Schacht und der Doctor setzte seinen Fahrer sprichwörtlich auf die Straße. So musste dann der junge Teamkollege Nicolo Bulega (8) die Kohlen für VR 46 aus dem Feuer holen.
Im letzten Drittel der Moto 3 Saison sah es zunächst nur noch nach einem Zweikampf Binder vs. Navarro, der aber frühzeitig zugunsten von Brad Binder beendet war.
Navarro bekam dann auch noch Besuch von den Italienern Enea Bastianini und Francesco Bagnaia die ihm den Weg zum Vizetitel streitig machten. Wobei man die Mahindra von Bagnaia nicht mit dem früheren Modell vergleichen kann mit dem sich ein deutscher Fahrer zu Moto 3 Zeiten abplagen musste. Jetzt funktionieren diese Teile im wahrsten Sinne des Wortes wie „Schweizer Uhrwerke“.
Was war mit meinem Geheimfavoriten dem französischen Fahrtalent im deutschen Kieferteam in Leopardfarben? Fabio Quartararo blieb über die gesamte Saison hinter seinen Möglichkeiten und hinter meinen Erwartungen zurück. Das Erstere dürfte für ihn schwerwiegender sein. Auf erstklassigem Material weit hinter seinen Möglichkeiten zurück endete er auf einem 13. Gesamtplatz.
Knapp vor meinem Geheimfavoriten landete unser deutscher Vertreter Peter Öttl auf Platz 12 des Gesamtklassements. Einige recht gute Vorstellungen über den Saisonverlauf verteilt reichten aber nicht aus, um in der Endabrechnung unter den begehrten ersten Zehn aufzutauchen.
Also vollkommen verdient und souverän herausgefahren – Weltmeister Moto 3 der Saison 2016 Brad Binder auf KTM.
Platz 2 in der Gesamtwertung und damit Vizeweltmeister Enea Bastianini. Platz 3 an den, nach Verletzungen tapfer kämpfenden, Jorge Navarro. Den vierten Gesamtplatz rettet trotz eines Sturzes im letzen Rennen und damit einem Salto Nullo Francesco Bagnaia. Nach einem fulminanten letzten Rennen und Platz 2 in Valencia landet der Spanier Joan Mir in Leopardfarben nur um ein „Pünktchen“ von Bagnaia getrennt auf Platz 5. Damit wurde er auch Gewinner in der Rookie-Wertung der Moto 3.
Ein Kapitel der besonderen Sorte ist auch die Betrachtung der Moto 2 Saison 2016. Was hatte ich für Hoffnungen auf unsere -3- deutschen Starter in dieser Saison gesetzt. Alle auf Topmaterial von Kalex unterwegs und somit auf Augenhöhe zur unmittelbaren Konkurrenz. Kaum einmal konnten sie, ihre sicherlich vorhandenen Fähigkeiten, in Szene setzen. Die Dramaturgie der Drehbücher in den Rennen schrieben meistens andere und das waren die üblichen Verdächtigen aus dem zurückliegenden Jahr in der Moto 2.
So kristallisierte sich relativ schnell in der Saison heraus, dass der Titelträger in der Moto 2 entweder der Titelverteidiger Johann Zarco oder sein letztjähriger Herausforderer Alex Rins sein könnte.
Hatte man zu Saisonbeginn noch den Namen Sam Lowes
ergänzend im Kopf musste man schnell erkennen, dass hier wahrscheinlich ein genetisches Problem im Weg steht. Sowohl Sam in der Moto 2, als auch sein Bruder Alex in der SBK WM (mit einigen Wildcard-Starts in der Moto GP) haben auf sämtlichen Rennstrecken dieser Welt in einigen Kiesbetten Zweitwohnsitze angemeldet. Also das leidige Problem, welches von dem alten Spruch begleitet wird:
Wenn Du ein Rennen als Sieger beenden möchtest – dann musst Du zunächst das Rennen beenden!
Und so sahen wir ein um`s andere Mal unseren Sam Lowes mit hohen Wertungen für den künstlerischen Wert von seiner Maschine absteigen. Sollte er dieses Manko endlich abstellen dann……………
Aber da hätte sicherlich noch der ein oder andere etwas dagegen einzuwenden. Wer da als erster zu nennen wäre ist Franco „Morbido“ Morbidelli aus der Nachwuchsschule von Valentino Rossi. Schön konstant steigerte sich Morbidelli über die Saison betrachtet und war ein eifriger Punktesammler. 8 Podestplätze und 2 x Platz 4 standen am Ende zu Buche und damit ein erstklassiger 4. Gesamtrang im WM-Klassement. Nur um die Winzigkeit von einem Punkt von seinem unmittelbaren Konkurrenten Alex Rins und damit Platz 3 in der Gesamtwertung getrennt. Für mich ist Morbidelli DER WM-Kandidat für die Moto-2 Klasse 2017.
Im deutschen Lager wurden Highlights nur von Jonas Folger gesetzt und die auch nicht in der Zahl, die man zu Saisonbeginn erwarten durfte. Fünfmal war er zu Besuch auf dem Podest – dabei einmal ganz oben. Sicherlich ein Highlight seiner diesjährigen Saison der zweite Platz beim Heimrennen auf dem Sachsenring.
Nach fantastischem Kampf mit dem späteren Sieger Johann Zarco musste sich Jonas wirklich nur um Zentimeter geschlagen geben. Gut gemacht! Das Manko bei Folger ist einfach, dass er nur auf Strecken die ihm fahrerisch liegen vorne mit dabei ist. Bei eher ungeliebten Strecken findet er einfach nicht das Tempo, das ihn zumindest in Schlagdistanz zu seiner, um den Titel kämpfenden, Konkurrenz halten würde. Im Moto GP Team von Tech 3 muss das anders werden, sonst wird sein Moto GP Gastspiel ein kurzes Intermezzo.
Aus deutsch“sprachiger“ Sicht war da zumindest der Schweizer Tom Lüthi noch am ehesten in der Lage in der Spitzengruppe eine Rolle zu spielen.
Gegen Ende der Saison wurde der Schweizer sogar noch richtig munter und lieferte sich nach zwei Siegen hintereinander in Japan und Australien einen heißen Kampf um den Vizetitel in der Moto-2-Klasse mit Alex Rins.
Wer weit unter meiner Einschätzung im Frühjahr lag war Marcel Schrötter. Trotz Topmaterial von Kalex und in einem (unter Fahrerbeteiligung Jonas Folger) nachweislichen Siegerteam waren die Ergebnisse von Marcel über das Jahr nicht besser, als mit dem unterlegenen Tech 3 Material der beiden Vorjahre. Wir werden sehen zu was er im Dynavolt-Team in der kommenden Saison fähig ist. Prognosen wage ich diesmal jedoch nicht zu stellen.
Der ebenfalls unter Dynavolt-Farben startende Sandro Cortese stand in der aktuellen Saison weit im Schatten seines Teamkollegen Jonas Folger. Ein Podestplatz mit Topmaterial und mittlerweile ausreichender ErFAHRung in der Moto-2-Klasse war einfach zu wenig.
Verdienter Weltmeister und Titelverteidiger, der Einzige der seit Einführung der Moto 2 diesen Titel verteidigen konnte → Johann Zarco. Der Franzose winkt noch einmal kurz zum Abschied – bevor er die Moto 2 in Richtung Tech 3 und Moto GP verlässt.
Die Moto GP versprach auf Grund der Neuerungen in Sachen Elektronik und dem Wechsel auf die Pneus von Michelin viel. Ausgeglichener sollte es werden und irgendwie war es DAS dann auch, denn selten in den letzten Jahren sah man derart viele unterschiedliche Gesichter auf dem obersten Podest.
Da stand ein Maverick Vinales mit seiner Suzuki → in der nächsten Saison Stallgefährte vom Doctor bei Yamaha.
Da war ein Cal Crutchlow, der endlich und auch hochverdient auf die oberste Stufe des Podestes klettern durfte und dies gleich zweimal in der Saison 2016.
Auch der mal wieder in einer Saison vom Pech verfolgte Dani Pedrosa stand einmal auf dem ersten Platz → ausgerechnet auf dem Circuit Marco Simoncelli wo sich der Doctor doch gerade dort so viel vorgenommen hatte.
Und da waren die beiden „Andrea“ bei Ducati, die nach gefühlter Ewigkeit, dem Werk aus Borgo Panigale zwei Siege schenkten und damit Sieger auf der roten Göttin die nicht Casey Stoner hießen.
Es können also auch noch andere auf „la Bestia“ gewinnen und DAS wird Jorge Lorenzo sicher mit Aufmerksamkeit verfolgt haben, denn er trägt in der Saison 2017 die Hoffnungen der Ducatisti.
Im Bezug auf den Fahrertitel hat sich die Fahrerpaarung bei Yamaha selbst geschlagen. Zu viele individuelle Fehler und zwischendrin spielte dann auch noch die ansonsten so zuverlässige Technik den Piloten ein Schnippchen. So stand früh – allzu früh – und anders als im Vorjahr der Weltmeister fest.
Großartige Verwunderung hat es natürlich nicht hervorgerufen, dass der Titelträger wieder aus Spanien kommt. Ist doch nur einer über den gesamten Saisonverlauf in der Lage der spanischen Armada Paroli zu bieten.
Also Platz 1 und Weltmeisterschaft für den Fahrer mit der geringsten Fehlerquote im Jahr 2016 → Marc Marquez. Er kann zu Recht sein Banner in die Luft reissen.
Der Vizetitel wie im letzten Jahr für den „Doctor“ und Altmeister Valentino Rossi.
Platz 3 wahrscheinlich für den Fahrer, der darüber am meisten enttäuscht ist, weil es sein letztes Jahr auf der Yamaha M 1war: Jorge Lorenzo. Ob er auch nach zwei Jahren, wie einst der desillusionierte Valentino Rossi, von der roten Göttin wieder auf die Marke mit den Stimmgabeln wechselt?
Apropos wechseln! Der bislang einzige deutsche Vertreter in der Königsklasse Stefan Bradl wechselt ebenfalls.
Ihn sehen die deutschen Rennsportfans im kommenden Jahr in der SBK WM auf einer neuen Honda Fireblade. Ob wir IHN in dieser Klasse mehr als hinterherfahren sehen? Warten wir es ab und schauen positiv nach vorne. Nach vorne deshalb weil wir ja mit Jonas Folger einen „neuen“ Vertreter in der Moto GP haben. Wir erwarten mit Spannung was er mit der Tech 3 in der kommenden Saison zu leisten im Stande ist.
Was erwartet UNS jetzt 2017? Der 10. WM-Titel von Doctor Valentino Rossi oder jubeln die Tifosi in ROT über den Moto-GP-Titel von Jorge Lorenzo auf der Ducati? Vielleicht erleben wir aber auch eine Überraschung und sehen einen ganz anderen spanischen Titelträger → Maverick Vinales könnte auf der Yamaha für eine Überraschung gut sein. Lassen wir uns überraschen und freuen wir uns jetzt schon auf eine spannende Saison 2017 → mit der ein oder anderen Überraschung, die ja das Salz in der Rennsuppe sind.
Impressionen aus den Klassen:
Wo MH 6 draufsteht ist Maria HERRERA drin.
Khairul PAWI → der über das Wasser gehen kann.
2 x 25 Punkte in strömendem Regen.
Luca MARINI → konzentrierte Blickführung ist
die halbe Miete in der Kurve.
„Domi“ Aegerter → Schweizer Wurzeln kann man
nicht verbergen. Weithin sichtbar auf dem Helmdekor.
Auch mit einer Tech3 lässt es sich in der Moto 2
richtig schräg um die Ecken stechen.
Eugene LAVERTY → auch im 2-stelligen Bereich
sind schnelle Leute. Eine mehr als harte Nuss für
Stefan Bradl in der SBK-WM 2017. Eugene dann auf
der pfeilschnellen Aprilia.
Die TECH 3 – Fahrerpaarung im nächsten Jahr in
orange bei KTM → Ready to Race. UND das Team
neue Heimat von Jonas Folger.
Jack „Ass“ Miller überraschender Sieger im
Regenrennen.
Ein toller Jahresrückblick und auch für den Nichtzweiradfahrersehr interessant.
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Hallo Manfred,
es freut mich immer, wenn auch „Automobilisten“ auf der Seite vorbeischauen und schmökern UND dann auch noch einen interessanten Bericht für sich finden.
Vielleicht bringe ich den ein oder anderen Fahrer eines „Bürgerkäfigs“ noch dahin zum WAHREN Glauben zu konvertieren.
Vier Räder bewegen deinen Körper ABER ZWEIRÄDER bewegen deine Seele.
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Johannes,
wahrer Sport ist Motorsport, egal ob auf oder mit zwei oder vier Rädern !!!
Zum Zweiradsport wirst Du mich zwar nicht konvertieren aber durchaus mehr interessieren können.
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Was soll ich jetzt noch entgegnen außer – der Anfang ist gemacht. Im nächsten Jahr auf zum Sachsenring oder gemeinsam nach Österreich und Du wirst Stammgast bei der Motor GP. Das Geräusch der ‚Dicken‘ ist mit nichts zu vergleichen.
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Schade nur das der Mexikaner seine Rennen jetzt mit Daijiro und Marco fährt.
Gut das Valentino weich wurde und wieder mit Marquez spricht.
Gut das die Fans sich irgendwann beruhigt haben. Ich mußte aber jedesmal schmunzeln wenn bei den Siegerehrungen die Pfeifkonzerte losgingen.
Ja das war eine tolle Saison. Das Beste waren die neun Moto GP Sieger.
Das Beste Moto GP Rennen war, das Rennen in Brünn, bei dem Crutchlow gewann.
LIEBE Grüße an alle Sportsfreunde
euer rudi
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Ich freue mich schon auf die nächste Saison. Auf den zehnten Titel vom Doktor. Auf den ersten von Vinales. Endlich wieder auf einen Titel für Ducati. Ich freue mich einfach auf wahnsinnig spannenden Motorsport. Oh Mann – noch so lange hin bis März!
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