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Beginnen wir unsere kleine Geschichte zunächst einmal mit zwei Fragen, die es zu klären gilt, damit anschließend nicht die Vorwürfe kommen in der Art:

„Das hätten wir aber vorher wissen müssen!“

Frage 1: Ist mein Führerschein für meinen alltäglichen Ablauf von herausragender Bedeutung? JA oder NEIN?

Frage 2: Sind die ÖPNV-Verbindungen von meinem Wohnort zu meinem Arbeitsplatz, sowie zu meinen Lieblingsplätzen in der Region hervorragend? Ja oder NEIN?

Sollten eure Antworten auf Frage 1 Ja und auf Frage 2 Nein lauten, habt ihr beim Kauf des folgenden Produktes aller Wahrscheinlichkeit nach ein Problem.

In Vorbereitung zu einer längeren Urlaubstour ließ euer werter Erzähler seine dicke 1190er @venture zwecks Wartung bei dem KTM-Händler seines Vertrauens. Ein neuer Satz Reifen, sowie ein neuer Kettensatz waren angesagt und so erhielt Flying Haggis von der KTM-Schmiede Bodo Schmidt in Schmelz ein oranges Produkt um die folgenden Tage zweirädrig zu überbrücken.

Meine wuchtige Reiseenduro gewöhnt stand ich dann leicht verstört vor der im Vergleich dazu filigranen 1290er Superduke R.

„Um Himmels willen. die hat ja die Ausmaße von einer 125er!“

Also im Unterbewusstsein bereits auf „Contra“ eingestimmt vom Hof gerollt und die ersten Meter in Angriff genommen. Nach ein paar Kilometer stellte ich dann bereits fest, dass meine knappen 1,90 auf der Superduke ganz kommod aufgehoben sind.

Gar nicht so zusammengefaltet und unbequem wie erwartet und befürchtet. Irgendwie sogar alles ganz ergonomisch. Schöner Knieschluss am Tank, alles gut im Griff und im Blick.

Apropos im Blick und im Griff. Die neue Superduke R hat diese neudeutsch Keyless, also schlüssellose, Variante zu bieten. Also so ganz schlüssellos ist es nun auch nicht, aber ihr sucht das Zündschloss vergeblich. Schlüssel in der Kombi verschwinden lassen und rechts auf die graue Taste mit dem stilisierten Schlüssel drücken.

Jetzt läuft das Programm ab, als ob ihr „bei einer normalen Maschine mit Zündschloss“ den Schlüssel auf Zündung gestellt habt.

Kleiner Tipp am Rande: Das mit Schlüssel in der Kombi verschwinden lassen sollte man beachten. Der „Herzog“ merkt nämlich nicht, wenn Ihr den Schlüssel nach dem Startvorgang in der Garage vergessen habt. Wenn ihr nach einem derartigen Malheur irgendwo nach 150 km auf eurer Heimstrecke ein Cafe anlauft und den Motor abstellt, ist mit Neustart „Essig“. Soll heißen, da hilft dann nur der Rücktransfer mit ADAC. Aber so etwas passiert uns ja nicht.

Starten wir also unseren Duke mit dem Starterschalter, der uns in seiner Anmutung und der Beschriftung an die Killschalter alter Produkte erinnert. Da den Wippschalter mit dem „Blitz“ drücken (mit dem schaltet ihr auch die Duke wieder aus) und unter euch erwacht ein Aggregat was mich nachhaltig begeistert hat. Wer nicht mehr genau weiß warum ein Motorrad – Motorrad heißt, nach der ersten Fahrt mit dieser 1290er ist die Erinnerung wieder da.

Der Motor hat IMMER und ÜBERALL, in jedem Drehzahlbereich derartig viel Leistung parat, dass man immer und überall zu schnell ist.

Ja ich weiß. Jetzt kommen die Kommentare in die Richtung, das bestimmst Du schließlich selbst mit der rechten Hand usw. Alles richtig und auch korrekt. Das Problem ist nur, dass dich diese Maschine in der Art und Weise, wie die Leistung produziert wird und wie das erstklassige White Power-Fahrwerk das alles kompensiert einfach zu einem mehr als zügigen Fahrstil verleitet.

Das Ganze in einer Form, dass nie das Gefühl einer Überforderung eintritt. Was einen bei der angebotenen Leistung von 177 PS bei einem Naked Bike schon mehr als verwundert.

Da ich eigentlich immer etwas kopflastige Maschinen gewöhnt bin, außer Kurztrips auf der Monstro Piccolo der besten Sozia von Allen, waren die ersten Kurven mit der leichten Frontpartie der Superduke dann etwas gewöhnungsbedürftig. Die Naked-Bike Erfahrenen unter Euch werden direkt damit klar kommen, dass wirklich jeder Gedanke an einen Richtungswechsel unmittelbar umgesetzt wird. Ich musste mir mit einem kleinen Trick etwas Ruhe in die Front respektive Lenkung bringen. Etwas weiter in den Kurvenradius hinein gebremst und die Bremse auf sachten Druck gehalten, dann war auch etwas mehr Druck auf dem Vorderrad und das Einlenken für mich die reine Freude.

Rausbeschleunigen läuft dann wie weiland Münchhausen auf seiner Kanonenkugel oder bei Bullys Raumschiff Surprise mit Mopsgeschwindigkeit. Wie schon in den ersten Zeilen bemerkt: Du bist immer und überall mit dieser Maschine und dem unfassbaren Motor zu schnell. Mit zu schnell meine ich damit nicht gesetzeskonform.

KTM-typisch kann man das Aggregat entsprechend auf die persönlichen oder wetterbedingten Vorlieben abstimmen. Soll heißen Straße, Sport oder Regen.

Im Zubehörpaket gibt es dann auch Alternativen und dann kommt noch der Racemodus hinzu. Was das Aggregat dann für ein Feuerwerk abbrennt weiß ich nicht, entzieht sich aber ehrlich gesagt momentan meiner Vorstellungskraft.

Den Schaltautomaten und die Blipperfunktion habe ich nur ausserorts genutzt. Irgendwie waren mir die Schaltvorgänge hier bei Geschwindigkeiten bis 50 km/h zu hart und die Übergänge etwas ruppig. Ausserorts funktioniert sowohl Schaltautomat, als auch der Blipper beim Runterschalten einwandfrei und es kommt in meinem bescheidenen Rahmen so etwas wie Rennfeeling auf.

Ansonsten kann man, wie mittlerweile fast bei allen Herstellern gängig, so gut wie alles über das Display einstellen. Dazu ist anzumerken, dass sich dieses TFT-Display je nach Lichtverhältnissen farblich anpasst und wirklich immer gut ablesbar ist. Klein aber übersichtlich.

Nach drei wirklich kurzweiligen Tagen mit dem Herzog war unsere Episode bereits beendet. Was soll ich sagen? Wenn die Tendenz zum Drittmotorrad ginge wäre die Superduke für mich eine direkte Kaufempfehlung. Für alle die eine schnelle Hatz auf der Heimstrecke oder bei einem Renntraining lieben ist die R sicherlich DIE EMPFEHLUNG schlechthin. Wahrscheinlich geht auch ein kleiner Wochenendausflug in Schwarzwald und Vogesen. Für eine längere Urlaubstour haben die Mattighofener ja die GT im Programm.

ODER die neue 1290er @venture – das Nachfolgemodell meiner dicken Vroni. Eigentlich war ich bisher der Überzeugung auf dem besten Motorrad der Welt zu sitzen (natürlich meine persönliche und rein subjektive Empfindung). ABER dieser 1290er Motor! Einfach unglaublich.

Ich bin mal kurz bei meiner Hausbank – Bis bald!