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Euer Flying Haggis ist kein strenggläubiger Mensch. Im Grunde genommen habe ich sogar eine Aversion gegen alles und jeden der irgendetwas zum Dogma erhebt und nichts außer seiner eigenen Überzeugung gelten lässt.

Wo es für mich dann gänzlich aufhört ist, wenn man derart religiös verblendet ist, dass man sich einen Sprenggürtel umschnallt um sich dann abschließend, mit dem Hinweis dass „Gott groß ist“, mitsamt seiner ach so ungläubigen Umgebung in die Luft zu sprengen.

Genug jetzt davon. Ganz tief im Innersten von Flying Haggis ist aber doch der Gedanke (oder ist es vielleicht sogar der Wunsch), dass es nicht schlecht wäre, wenn da irgendwo jemand sitzt der die Weltgeschäfte als höhere Instanz regelt und darüber wacht. Ob der jetzt Gott, Allah, Buddha, Manitou oder Odin heißt ist mir letztendlich gleichgültig.

Für meinen Freund Hubertus ist ziemlich klar wie der heißt. Und da Hubertus auch ein leidenschaftlicher Motorradfahrer ist, empfindet er eine Motorradwallfahrt nicht als Bürde oder Buße, sondern als schöne Verbindung von zwei bedeutsamen Dingen, die sein Leben prägen. Einmal sein Glaube und zum Zweiten Motorradfahren.

Als er dann die Motorradwallfahrt nach Santiago de Compostela angeboten hatte, war es für die beste Sozia von Allen und Flying Haggis klar – Da fahren wir mit!
Kurze Zeit später teilte er mir dann mit, dass die Wallfahrtgruppe zwischenzeitlich -40- Maschinen umfasst, also eine stattliche Pilgergruppe.
Meinen Hinweis, dass -40- Motorräder schon ein ganz schönes Paket sind und man da mindestens -4- Gruppen einteilen müsste, beantwortete er direkt mit den Worten:

„Ich weiß. Ich bin davon ausgegangen, dass Du die Führung einer Gruppe übernimmst!“

So kam Flying Haggis zu seinem Urlaubsjob → Scout bei der Motorradwallfahrt nach Santiago de Compostela. Bei einem Treffen vor der eigentlichen Tour war kurzes Beschnuppern angesagt sowie Einteilen der vier Gruppen UND dann ging es auch schon los.

1. Tag Samstag 16.09.2017 Schweich -Troyes
Die Vorfreude ist groß am Starttag unserer Motorradwallfahrt. Nur strahlende und erwartungsfrohe Gesichter. Also kann es mit frischem Elan losgehen.

Die ersten Kilometer in noch bekanntem Terrain ist einrollen angesagt. Blick immer im Rückspiegel. Sind alle dran? Alle schön versetzt, damit wir kompakt aber dennoch mit ausreichend Platz zum Manövrieren unterwegs sind; letzter Mann mit Fernlicht damit ich unser ENDE sehen kann?
Klappt alles wunderbar und mit der Zeit unserer Tour sollten die Blicke in den Rückspiegel seltener werden. Eine homogene Gruppe ist hier unterwegs unter dem Motto Freude am Fahren!

Als erstes Zwischenziel und Pause hat uns Hubertus Verdun ausgesucht. Interessierten der jüngeren Geschichte schnürt es bei der Nennung dieses Ortsnamens bereits die Kehle zu und dies zu Recht. Im Zeitraum vom 21.02.1916 bis 20.12.1916 war die Gegend um Verdun Ort einer der verlustreichsten Schlachten des I. Weltkrieges. 450.000 Franzosen und 400.000 Deutsche fanden hier in den Kämpfen den Tod.

Wir halten hier betroffen Einkehr und irgendwie spukt in meinem Hinterkopf der Refrain eines alten Liedes von Peter Maffay herum:

Woran glaubst Du?
Welchem Herrn dienst Du?
Um zu leben, wenn Du spürst, es geht
so nicht mehr weiter.
Woran glaubst Du?
Welchem Herrn dienst Du?
Wer verzeiht Dir dann, wenn Du Dir selbst
nicht mehr verzeihen kannst?

Ziemlich in Gedanken versunken ist jetzt wieder einmal der Weg mein oder besser unser Ziel und der findet sein recht unspektakuläres Ende in Troyes in der französischen Provinz. Genauer gesagt Region Grande Est an der Seine.

Wir statten zunächst noch der Altstadt einen Besuch ab mit ihren gepflegten Fachwerkhäusern und nehmen anschließend ein gepflegtes Abendessen ein, bei dem noch etwas Benzin geredet wird. Einhellige Feststellung. Die Gruppe hat sich bereits gefunden.

2. Tag Sonntag 17.09.2017 Troyes – Clermont Ferrand
Von Troyes starten wir in den frühen Morgenstunden bei leichter Wolkendecke in Richtung Pontigny zu einem ersten Zwischenhalt an einem alten Zisterzienserkloster.

Ein beeindruckendes Bauwerk und eine wunderbare Statio die unser Rainer, das Pendant zu Hubertus aus Köln, hier im Kloster abhält. Es passt einfach wunderbar zu aktuellen Gefühlslage von Flying Haggis und der besten Sozia von Allen.
Wieder an unseren Maschinen angekommen sieht alles nach „Wet Race“ aus. Die Wolkendecke hat sich verdichtet und die Einschätzung sollte sich bewahrheiten. Wie werden das erste Mal richtig gewaschen.
Zu allem Überfluss habe ich auch noch eine alte Routenführung im Garmin aufgerufen und fahre gemütlich an unserem zweiten Haltepunkt der Basilica Vezelay vorbei. Okay – bei dem Wetter nicht ganz so schlimm und es wird auch von meiner Gruppe 2 toleriert. Also weiter nach Clermont Ferrand. Die Sache mit den Navis sollte sich noch wie ein roter Faden durch unsere Tour ziehen. Schon bemerkenswert wie man trotz baugleicher Systeme und Vorgaben auf unterschiedliche Routen geführt werden kann.
Noch mehr mitten in Frankreich als in Clermont Ferrand kann man eigentlich nicht sein. Was fällt einem als Motorradfahrer zu der Stadt ein? Richtig – Christian Sarron ist ein Sohn der Stadt und die deutschen Helden der Viertelliterklasse können ein Lied von dem Franzosen singen. Der Weltmeister stieg später in die 500er Klasse auf und war in schöner Regelmäßigkeit immer in Regenrennen vorne zu finden. Seine, nach dem Farbton einer französischen Zigarettenmarke, tiefblaue Yamaha war dabei im Pulk der Maschinen immer gut erkennbar.
Aber wir sind ja nicht nur mit dem Motorrad unterwegs, sondern auch auf Wallfahrt und da fällt einem natürlich die Synode von 1095 in Clermont ein und der Aufruf zum Kreuzzug gegen die Ungläubigen von Papst Urban II. Hier erfolgte erstmals der Ausruf „Deus vult“ und mit dem Ruf „Gott will es“ zogen die dann zu Kreuzrittern mutierten Ritter aus ganz Europa gen Jerusalem. Wir haben aber einen anderen Weg vor uns. Weiter westwärts soll es gehen und die Vorfreude auf die nächsten Tagesetappen ist groß.

3. Tag Montag 18.09.2017 Clermont-Ferrand – Montauban
Unser dritter Reisetag steht irgendwie unter dem Motto – Materialtest für regenfeste Motorradbekleidung und regentaugliche Motorradbereifung. Eine wirklich wunderschöne Routenplanung führt uns auf eine traumhafte Strecke zu dem kleinen idyllischen Ort Conques und der dortigen Abtei. Die regennasse Straße hin zu dem Ort mahnt uns aber zur Vorsicht und so wird sanft durch die Kurven gecruist an Stelle Materialabrieb an den Fußrasten zu betreiben.

Nach dem Aufenthalt in Conques bessert sich das Wetter zumindest ein wenig und es geht weiter zu unserem nächsten Etappenort.
Montauban war eine Hochburg des Calvinismus bis 1629 die Eroberung der Stadt durch die Truppen des Kardinal Richelieu erfolgte. Ja – genau der von den Musketieren. Danach erfolgte dann wieder die Rekatholisierung der Stadt und der Region. Interessant ist noch, dass es sich bei Montauban um eine mittelalterliche Planstadt gehandelt hat, die im Grunde genommen wie an einem Reißbrett entworfen entstand. Für die Epoche recht außergewöhnlich. Es ist ein gemütliches Städtchen und wir lassen es uns gut gehen, vor unserer morgigen Tour nach Lourdes.

4. Tag Dienstag 19.09.2017 Montauban – Lourdes
Unsere vierte Etappe führt uns nach Lourdes und mit 234 Tageskilometer stellt sie keine große Hürde oder gar Belastung dar.
Flying Haggis hatte aber bereits in heimatlichen Gefilden die Karte studiert und an unserem Zielort Lourdes noch einen 100 km Rundkurs ausgekundschaftet, der auf Grund der Straßenverhältnisse etwa -2- weitere Fahrtstunden in Anspruch nehmen würde. Der Col de Tourmalet, das Dach der Pyrenäen, steckte mir gewaltig in der Nase. Das oftmalige Etappenziel der Tour de France ist so etwas wie der König der Pyrenäenpässe. In etwa vergleichbar mit dem Passo di Stelvio in den Dolomiten. Da muss man eigentlich hin, wenn man in der Nähe ist und 50 km Entfernung geht als in der Nähe durch.

Aber es steht ja auch die Besichtigung der Grotte von Massabielle an, dem Ziel eines jeden Lourdes-Pilgers.

Hier wurde nach den Angaben der Bernadette Soubirous eine Marienstatue geschaffen.

Bernadette hatte hier im Jahr 1858 mehrere Erscheinungen einer weißgekleideten Frau und bei einer dieser Zeichen wurde die Quelle freigelegt, die bis heute Zielort der gläubigen Pilger ist.

Irgendwie zieht uns der Ort in seinen Bann und der Tourmalet ist gestorben. DU bist dann irgendwann später an der Reihe.

Denn nicht nur der Ort Lourdes als solches, sondern auch das vielfältige und friedliche Völkergemisch auf den Straßen und der abendlichen Lichterprozession zur Kathedrale lässt hoffen, dass unser Planet doch noch Chancen auf eine friedvolle Zukunft hat.

5. Tag Mittwoch 20.09.2017 Lourdes – Puente de la Reina
Am nächsten Morgen rufen doch noch die Pyrenäen und los geht es. Auf zum Aubisque, dem oftmaligen Ziel von Bergetappen bei der Tour de France.

Und der Trierer Stadtpatron Petrus (schließlich in unserer Region für das Wetter zuständig) hat ein Einsehen. Noch besser geht es nicht. Sonne und angenehme Temperaturen und die Straße auch wunderbar abgetrocknet.

Und auf der Passhöhe eine geniale Aussicht.

Um zu unserem nächsten Pyrenäenpass dem Somport zu kommen suchen wir uns noch eine passende Verbindung und werden bei der D 294 fündig. Schöne enge Landstrasse mit einer Aneinanderreihung an Wechselkurven. Der Erbauer dieser Trasse hatte ein Herz für Motorradfahrer. Dann nichts wie hinauf zum Somport und hinein nach Spanien.

Vor unserem Etappenziel geht es noch über Jaca, mit einem Kurzbesuch in der Stadt und zum Kloster Leyre.

Wunderbar ruhig auf einer Anhöhe liegend war Leyre der richtige Ort, nach der anstrengenden Etappe die innere Ruhe zu finden.

Unser nächstes Etappenziel ist ein kleiner Flecken in der autonomen Region Navarra. Er liegt günstig am Jakobsweg, bot er doch den Pilgern immer eine optimale, weil sichere und kostengünstige, Möglichkeit der Flussüberquerung des Arga.

Was noch wichtig ist für Flying Haggis als Freund von Rotweinen? Navarra gehört mit zu den ältesten Weinbauregionen dieser Erde. Historische Funde lassen vermuten, dass vor der römischen Besatzung bereits Weinbau betrieben wurde.
Also lassen wir uns den guten Navarra mal heute Abend zum Essen schmecken.

6. Tag Donnerstag 21.09.2017 Puente de la Reina – Burgos-Rubena
Vor unserem Start am frühen Morgen statten wir Puente de la Reina noch schnell einen fußläufigen Besuch ab und dann geht es weiter durch Spanien.
Wie hieß noch einmal dieser Schlagertext der Comedian Harmonists mit einem der üblichen Knüppelverse, getreu dem Motto. Reim Dich oder ich fress´ Dich? Schöne Isabella von Kastilien, packe deine ganzen Utensilien und komm zurück zu mir nach Spanien blablabla.

Wieder eine wunderschöne Streckenführung und Hubertus,

unser Wikipedia in Menschengestalt, füttert uns an jedem Halt derart mit Historie, Sagen und Anekdoten, dass es schwierig wird sich ohne Mitschnitte alles zu behalten.

Burgos, unser nächstes Etappenziel ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der autonomen Gemeinschaft Kastilien-Leon, womit wir unsere Brücke vom Liedtext zur Region auch schon geschlagen haben. Burgos liegt, wie kann es anders sein, am Jakobsweg.
Also fußläufig hinein nach Burgos und ALLES geistig und optisch aufsaugen was geht. Da ist bei meiner Gruppe natürlich auch der Nationalheld Spaniens „El Cid“ mit dabei. Vielleicht erinnert sich der oder die ein oder andere Ältere noch an den alten Hollywoodschinken mit Charlton Heston.

7. Tag Freitag 22.09.2017 Burgos – Ponferrada

Auch am 7. Tag treiben wir uns noch in Kastilien herum und landen über die Stadt Leon, Puente de Orbigo

und Astorga wieder an einer wunderschönen Statio, dem Cruiz Ferro.

Hier laden die Pilger nach Santiago de Compostela an dem Cruiz Ferro von zu Hause mitgebrachte Steine ab. Oftmals auch beschriftet, damit man ihren Ursprung auch kennt. Beladen von zu Hause wird Ballast abgeworfen. sowohl materiell als auch im Geiste.

Dann geht es zu unserem Etappenort Ponferrada. Blickfang ist sicherlich die Burg von Ponferrada, das im 11. Jahrhundert gegründet worden ist und sich zunächst im Besitz des berühmten Templerordens befunden hat. Wenn man vor der imposanten Anlage steht wartet man regelrecht darauf, dass sich die Tore öffnen und die stolzen Reiter in schimmernder Wehr mit dem roten Kreuz auf dem weißen Umhang aus dem Burghof reiten.

8. Tag Samstag 23.09.2017 Ponferrada – Santigo de Compostela


Alle sind am heutigen Tag gespannt, denn unser Etappenort ist das eigentliche Ziel unserer Motorradwallfahrt → Santiago de Compostela, die Hauptstadt Galiziens und der, auf Grund des Jakobsweges, wahrscheinlich bekannteste Wallfahrtsort in Europa.

Santiago leitet sich vom Wortstamm wahrscheinlich aus dem lateinischen Sanctus Iacobus (überraschenderweise – heiliger Jakob) ab und ist dann über die Zwischenform Sant Jago zu Santiago mutiert. Der Sage nach liegen hier die Gebeine des Jüngers Jakobus bestattet, daher dann auch Jakobsweg. Da sich Wallfahrtsorte von Alters her großer Beliebtheit erfreuten, weil die Pilger grundsätzlich für einen Geldsegen der betroffenen Orte und Gemeinden sorgten, entstand hier im 10. Jahrhundert die Kirche, die sich schnell zum Wallfahrtsort entwickelte.
Seit 1985 ist Santiago de Compostela UNESCO Weltkulturerbe und der Jakobsweg, welcher die Pilger hierhin führt, wurde 1987 zum europäischen Kulturweg ernannt.
Egal wie man auch immer zu derartigen Wallfahrtsorten stehen mag, man kann sich dem Zauber des Ortes irgendwie nicht entziehen.

Ähnlich wie in Lourdes aber für Flying Haggis und die beste Sozia von Allen doch eine Nuance anders, weniger ergreifend. Aber das muss jeder selbst für sich entscheiden. Bemerkenswert ist der Zielort des Jakobsweges und das Völkergemisch in Ort und Kathedrale allemal.

9. Tag Sonntag 24.09.2017 Santiago de Compostela – Candàs

Gedankenversunken machen wir uns heute auf unseren Rückweg nach Hause, der uns zunächst an der Atlantikküste entlang nach Candas führt. Zur Orientierung: Candas liegt etwa 15 Kilometer nordwestlich der Stadt Gijon und da klingelt es wahrscheinlich bei den eingefleischten Fußballfans direkt. Genau – 1982 Fußball WM und das wirklich denkwürdige Spiel zwischen Deutschland und Österreich. Der berühmte Nichtangriffspakt – Entweder man ist darüber eingeschlafen, ähnlich wie die beteiligten Spieler oder man hatte sich derart aufgeregt, dass ein medizinischer Notfall im Bereich des Möglichen lag.
Wir fahren aber innerlich komplett ausgeglichen unsere heutige Route in Atlantiknähe entlang, genießen die Landschaft und lassen geistig noch etwas unseren gestrigen Aufenthalt in Santiago Revue passieren.

Die Route ist wieder traumhaft – aber in anderer traumhafter Form als bislang. Wenn man nicht wüsste das man gerade seine Maschine an der spanischen Atlantikküste entlangführt, könnte man sich an die Küste von Schottland versetzt fühlen.

Den Abend genießen wir an dem wunderschönen Hafen von Candas.

10. Tag Montag 25.09.2017 Candas – Irùn

Die Königsetappe der Wallfahrt wartet auf uns. Zumindest im Bezug auf die anstehenden Tageskilometer, die uns schon in unmittelbare Grenznähe nach Frankreich unweit von San Sebastian zurückbringen. Über Covadonga und Santillana del Mar führt uns unser Weg diesmal über einige Autobahnkilometer, die wir aber dankend annehmen, da es wieder regnet und der Bereich um die spanische Großstadt Bilbao streckenmäßig keine kurvigen Alternativen zulässt.

11. Tag Dienstag 26.09.2017 Irùn – Mont-de-Marsan

Von Irùn soll es heute wieder hinein nach Frankreich gehen. Heißt wir dürfen heute wieder über die Pyrenäen und rollen über eine wunderbare kurvige Alternativroute über den Ibaneta


nach Roncevalles. Hier finden wir auch die Statue des gefallenen Ritters Roland, einem Paladin von Karl dem Großen, der hier, als Führer der Nachhut des Heeres von Karl dem Großen, Opfer eines Überfalls der Basken wurde.

Die Sage behauptet zwar, dass es sich um ein vielköpfiges Sarazenenheer gehandelt hat, was aber historisch nicht belegbar ist, sich aber besser anhört.

Unser heutiger Zielort Mont-de-Marsan wird auch gerne die Stadt der drei Flüsse genannt, denn die beiden kleinen Flüsse Midou und Douze vereinigen sich in der Stadtmitte zum Fluss Midouze. Mont-de-Marsan liegt mitten in der Gascogne und jetzt horchen sicherlich die Leser französischer Abenteurerliteratur auf. D`Artagnan der Held der vier Musketiere ( ja, ja den Kardinal Richelieu hatten wir auch bereits) stammte laut Alexandre Dumas aus der Gascogne. Wer dann noch den in Versform gewandten Cyrano de Bergerac in Erinnerung hat mit seinen Gascogner Kadetten, der schwelgt hier in der Region sicherlich in romantischen Erinnerungen und kann mit geschlossenen Augen schon die klingenden Degen hören.
Der Ort gilt als Hochburg der Bildhauerei und so ist das örtliche Museum Despiau-Wlerick, welches sich der Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts widmet der Anlaufpunkt für viele Freunde der zeitgenössischen Kunst.
Sehenswert ist auch noch der Skulpturengarten des Museums am Ufer des Midou.
Was das Interesse des (fast) immer hungrigen Flying Haggis hervorruft sind die landestypischen kulinarischen Spezialitäten Entenbrust, glasierte Ente und die Hühnchen. Also ran an die Verpflegung, wobei die regionale Spezialität Gänseleber eher nicht mein Ding ist.

12. Tag Mittwoch 27.09.2017 Mont-de-Marsan – Limoges

Unser 12. Etappentag führt uns über Mont-de-Marsan zunächst nach Rocamadour, einem traumhaften Ort, der wie ein Adlerhorst an einem Felsen hängt.

Was hier noch am oder besser im Felsen hängt ist das Schwert „Durandal“ des Ritters Roland.

Ja genau der Roland von der Schlacht bei Roncevalles. Der hatte (nachdem er sich in sein Schwert Durandal gestürzt hatte), selbiges bis nach Rocamadour geworfen, wo es im Felsen stecken blieb. Excalibur und König Artussage lassen schön grüssen.

Weiter geht es in Richtung Perigueux nach Limoges. Limoges liegt im nordwestlichen Zentralmassiv an dem Fluss Vienne. Historisch geht die Stadt wohl auf die Römer zurück, die nach der Eroberung Galliens das Städtchen auf einer Anhöhe oberhalb der Vienne erbauten. Die Römer nannten die Stadt Augustorium, bekannt war sie aber auch unter dem Namen Stadt der Lemoviken (keltischer Stamm aus Aquitanien) und aus diesem Wortstamm Lemoviken wurde dann wohl Limoges.
Zu sehen gibt es aus der Römerzeit noch ein Amphitheater, aber wer aus Trier stammt, dem muss man in Sachen altrömischer Denkmäler schon Besonderes bieten, wenn mehr kommen soll als ein: „Ja ganz nett!“ Ein Porzellanmuseum gibt es auch noch zu bestaunen, Limoges ist ein bekannter Ort für Porzellan- und Emaillemanufakturen in Frankreich. Aber der Transport von feinem Porzellan auf einem Motorrad ist als kritisch zu bewerten. Also kein Mitbringsel in Form des weißen Goldes in heimatliche Gefilde.

13. Tag Donnerstag 28.09.2017 Limoges – Orlèans

So ganz langsam nähern wir uns schon wieder unserem zu Hause. Die Etappe führt unsere vier Gruppen separat durch die Region und kurz vor unserem heutigen Zielort haben wir mehrere Stationen, die allesamt mehr als nur ein kurzes Foto wert sind.

Das Chateau Sully-sur-Loire

und die Abbaye de Fleury, welche die Gebeine des heiligen Benedikt bewahrt.

Was soll man von unserem vorletzten Etappenort sagen? Sobald der Name Orlèans fällt erübrigen sich alle weiteren Hinweise, weil sich alle Gedanken bereits auf Jeanne d`Arc personifiziert haben. Orlèans war im Hundertjährigen Krieg in den Jahren 1428 / 1429 die letzte französische Bastion im Kampf gegen die Engländer. Unter Führung der jungen Dame wurde die Stadt von der Belagerung der Engländer befreit. Wie das zu allen Zeiten üblich war oder ist, fiel das Dankeschön der Herrschenden aber anders aus, als man erwarten konnte. Die mit den Engländern Verbündeten Burgunder nahmen die junge Frau gefangen und am 30. Mai 1431 wurde Jeanne d`Arc mit erst 19 Jahren auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die dann später folgenden Selig- und Heiligsprechungen durch die katholische Kirche ändern an dem gruseligen Ende nicht viel.
Die üblichen Fotomotive, die unseren Besuch natürlich dokumentieren müssen, sind die Kathedrale Sainte-Croix und das Reiterdenkmal, welches an Jeanne d`Arc erinnern soll.

14. Tag Freitag 29.09.2017 Orleans – Châlons en Champagne

Von Orleans rollen wir zunächst zu unserer Zwischenstation, die auch für unsere Mittagspause herhalten soll. Auf nach Sens. So nach und nach trudeln alle Gruppen ein und finden sich, wie vom Magneten angezogen, an einem schönen Platz vor der Kathedrale, der auch einige Straßencafes zu bieten hat.

Wir sind also bereits in der Region, die für die Herstellung dieses sprudelnden alkoholischen Getränkes berühmt ist und gar nicht so weit entfernt von unserem ersten Etappenort Troyes. Es riecht bereits schon wieder stark nach „zu Hause“.
Châlons en Champagne hieß bis 1997 Châlons-sur-Marne und der Name des kleinen Flusses Marne weckt, aus Sicht der heutigen Deutsch-Französischen Freundschaft, keine guten Erinnerungen. Im September 1914 scheiterte in dieser Region breitflächig der sogenannte Schlieffen-Plan und es kam zum Wendepunkt im I. Weltkrieg. In der Folge starben in diesem Landstrich Tausende deutsche, französische und auch englische Soldaten, wie immer in Kriegen völlig sinn- und nutzlos, weil irgendwelche politischen Schwachköpfe es für eine gute Idee hielten.
Für diejenigen unter uns, die eine gewisse Affinität zur älteren Geschichte haben → Unweit von Châlons liegen die katalaunischen Felder und hier hatte der Hunnenkönig Attila eine seiner wenigen Niederlagen in der gleichnamigen Schlacht gegen den römischen Feldherrn Aetius und die Westgoten unter Theoderich erlitten.

15. Tag Samstag 30.09.2017 Châlons en Champagne – Trier

Tag 15 und Schlussetappe unserer Motorradwallfahrt. In strömendem Regen absolvieren wir unsere letzten Kilometer. 2 Wochen unterwegs, insgesamt 4.730 km gemeinsam mit den Motorrädern gefahren und ein Vielfaches der gefahrenen Kilometer an bleibenden Erinnerungen und Eindrücken erFAHRen. Mit Unbekannten gestartet und mit einer Gemeinschaft nach Hause zurückgekommen. Was kann einem eine Tour, ein Urlaub, eine Wallfahrt noch mehr bringen?
Den Glauben? Wie hört man so oft: Glauben heißt nicht Wissen! Aber wie häufig hat sich unser angebliches Wissen im Laufe der Jahrhunderte als Unwissen herausgestellt?
Wie viele erkrankte Menschen sind nach einem Besuch in Lourdes nachweislich gesundet. Was hat geholfen der Glaube oder möglicherweise der berühmte Placebo Effekt, der dann aus meiner Sicht auch wieder etwas mit Glauben zu tun hätte, der bekanntlich auch Berge versetzen kann.
Mit Glauben und mit Hoffnung, nämlich der Hoffnung, dass doch bitte wieder alles gut werden soll. Also hat Glauben auch sehr viel mit Hoffnung zu tun und Hoffnung habe ich fast jeden Tag. Die Hoffnung, dass der „liebe Gott“ doch bitte ausreichend Herz und Verstand vom Himmel werfen möge, damit die ganzen bornierten und selbstgerechten Menschen, die auf diesem Planeten als Führer ihrer Nationen oder Führungskräfte in Firmen nicht nur aus Sicht der Evolution Menschen sind, sondern auch menschlich handeln mögen.
Wie hatte ich zu Beginn geschrieben: Ob dieser „Werfer“ jetzt Gott, Allah, Buddha, Manitou oder Odin heißt ist mir ziemlich gleichgültig.
Also auf Leute und macht euren Sprung ins Ungewisse. Die Tour und die Eindrücke werden euch helfen vielleicht aus der Ungewissheit ein wenig Gewissheit zu gewinnen ODER zumindest Hoffnung!

Gesamtkilometer 4.730 km

IMPRESSIONEN:


Nationalstraßen sind zwar eintönig, man kann aber
auch wunderbar Gedanken Revue passieren lassen.
(Danke Guido)


Ortsdurchfahrten sind dagegen kurzweilig und man
genießt die Idylle.
(Danke Guido)


Die Zeitung kommt mir „spanisch“ vor


DANKE Rainer! Die Sache mit der Zeit hat auch
wieder genau das Thema getroffen! Und das auf
dem Ibaneta mit der Aussicht.


Angekommen oder heimgekommen in Trier an der
Abtei St. Matthias. Ein schönes Gefühl, trotz des
Regens!

„Unser Charly“ und Hubertus bei der Pressearbeit
mit dem SWR.