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Flying Haggis hat sich mal wieder aufgemacht und den Saisonbeginn mit einem Messebesuch gestartet, um die neuen Modelle und Produkte genauer in Augenschein zu nehmen.
Was haben wir denn Schönes oder sollte ich besser sagen Neues, denn „schön“ liegt ja glücklicherweise im Auge des Betrachters.
Fangen wir bei Triumph an. Die Jungs aus Hinckley haben im Segment der Reiseenduros Hand an die etwas füllige Explorer-Reihe gelegt. Erstes Opfer des Diätprogramms wurde die alte Bezeichnung „Explorer“. Die Modelle hören von nun an nur noch auf den Namen „Tiger“. Bei den beiden Top-Modellen XRt und XCa sind es bis zu 10 kg weniger auf der Waage. Dabei hat man auch bei den rotierenden und oszillierenden Massen Hand angelegt und das soll sich auch im Fahrbetrieb auf die Handlichkeit auswirken. Flying Haggis hat sich bereits zu einer Probefahrt angemeldet und dann wird man sehen ob der, früher etwas kopflastige Schlegel, tatsächlich jetzt handlicher geworden ist.
Übrigens – wer im Modell-Kürzel-Garten von Triumph die Orientierung verliert – folgende Hilfe: Das „R“ bei den XR-Modellen steht für Road und das „C“ bei den XC-Modellen für Cross. Auf den ersten Blick immer leicht durch die Speichenräder bei den C-Modellen erkennbar.
Ansonsten ist noch anzumerken, dass die beiden Top-Modelle tatsächlich mit einer derart großen Ausstattungspalette aufwarten, dass höchstens ein ambitionierter motorradfahrender Hobbykoch noch ein fehlendes Souvid-Gerät zum Kochen im Topcase bemängeln könnte. Beispiel gefällig? Kurvenlicht, Quickshifter, schlüssellose Startoption, Kurven-ABS, Traktionskontrolle, 5 bzw. 6 Fahrmodi, Berganfahrhilfe, Griff- und Sitzheizung, elektronisch verstellbare Scheibe. Der britische GS-Jäger ist somit fertig – aber dann preislich auch nicht mehr allzu weit von dem anvisierten Opfer BMW GS entfernt.
Apropos anvisiertes Opfer. Ducati hat sich die Multistrada vorgenommen und zunächst einmal den ohnehin schon starken Motor nochmals aufgepeppt. Jetzt stehen 1260 ccm im Datenblatt. Die bringen jetzt zunächst einmal nicht unbedingt mehr Leistung in der Spitze, was aber im Tourenbetrieb auch gar nicht so gefragt ist. Hier soll das berühmte mittlere Drehzahlband, was der tourengeneigte Nutzer hauptsächlich in Anspruch nimmt, mit ausreichend Drehmoment versorgt werden.
Und das ist wohl im Überfluss vorhanden. Angeblich liegen bereits 110 Nm bei 3.500 U/min an. Das maximale Drehmoment soll zwar minimal unter dem des alten 1200er Aggregats liegen – aber dafür viel früher zur Verfügung stehen. Bei 4.000 U/min spricht Ducati vom höchsten Wert in der Klasse der Reiseenduros. Also beste Versorgung in dem Bereich den man bei einer Tour durch Eifel, Schwarzwald oder Dolomiten hauptsächlich benötigt. Wir sind dann irgendwo bei einem Wert von 130 Nm, also mehr als genug um den guten Pirelli Scorpion zum Wimmern und den ein oder anderen Gebückten in kurvigem Geläuf zur Verzweiflung zu bringen.
Für die ganz Harten ist immer noch die „Enduro“ Multistrada im Angebot und die steht mit ihren Touratec-Koffern vor einem wie ein Monument, das es zu erklimmen und zu bezwingen gilt.
Wo wir gerade bei Ducati und guten Ideen sind. Lange bevor Yamaha eine XT auf den Markt geworfen und damit ein neues Genre von Motorrad kreiert hat, hatte Ducati in den 60ern bereits die Scrambler auf dem Markt. Aber irgendwie fand SIE nicht den Absatz bei der Kundschaft, den das schöne Motorrad verdient hatte. Zurück zu den Wurzeln baute Ducati nun wieder eine Scrambler. Als Basismotoren wurden zunächst die aus der 800er Monster verwendet. Neu ist in diesem Jahr die Variante mit dem 1.100er Motor mit der Doppelzündung aus der alten Monster 1.100. Eine richtig schöne und wertige Maschine haben da die Ingenieure aus Borgo Panigale auf die Räder gestellt. Und mit dem Öhlinsfahrwerk in der „Sportvariante“ steht da ein ausgewachsener Landstraßenräuber auf seinen Pirellis. Kostet dann allerdings auch schon einiges und wir reißen knapp die 15.000er Marke. Alle Modell haben vierstufige und abschaltbare Traktionskontrolle, sowie Kurven-ABS. Für mich sind die Scramblermodelle die Hingucker auf dem Ducatistand.
Auch zu sehen gab es noch das „neue V 4-Feuerzeug“ der Roten aus Bologna für die Superbike-WM.
Wenn wir im Bereich der Reise- oder Abenteuerenduros bleiben wollen, dann landen wir momentan unweigerlich auch am Stand von Honda und sehen uns an, was die Japaner aus ihrer CRF 1000 Reihe noch alles kreieren.
Die Adventure Sports macht die neue Africa Twin jetzt endgültig zum kultigen Objekt der Weltenbummler oder zumindest derjenigen unter den Reiseendurofahrern, die dem schier nicht enden wollenden Leistungswahn in der Klasse nur mit einem mitleidigen Lächeln begegnen.
Hohes Windschild, jetzt 24-Liter-Tank und „gewachsene“ Federwege – fertig ist der Abenteurer. Das Ganze noch garniert mit dem Doppelkupplungsgetriebe für komplett Schaltfaule im annähernden Automatikmodus. Oder die andere Variante – soll heißen Schaltgetriebe und dann den im Zubehör erhältlichen Quickshifter montiert. Zwar kein semiaktives Fahrwerk – herkömmlich funktioniert aber auch und der Motor lässt sich, sogar nach eigenem Gusto, in unterschiedlichen Mappings einstellen.
Was soll ich sagen? Flying Haggis muss zugeben, dass dieses Gesamtpaket sogar optisch etwas hermacht und wirklich gut aussieht. Die Africa Twin hat Potential und ist durchaus im Stande nicht nur in die Fußstapfen der Vorgängerin zu treten, sondern sogar noch größere Abdrücke in der Motorradgeschichte zu hinterlassen. Gut gemacht!
Beim weiteren Schlendern über die Messe bleibe ich dann unweigerlich bei Kawasaki hängen. Auch hier gehen einem die Gedanken im Bezug auf Fußstapfen und Historie durch den Kopf, wenn man bei der neuen Kawasaki Z 900 RS stehen bleibt. Der absolute Hingucker am Stand von Kawa, als ob man in eine Zeitmaschine geraten wäre.
Die Anleihen an der alten Optik der 900er aus den 70ern sind gewollt und Kawasaki ist mit einem Riesensatz auf den Zug der Retrobikes aufgesprungen. Schöne alte optische Anleihen, verbunden mit neuer Technik. Also keine Ängste mehr im Bezug auf einen „Doppelschleifenrohrrahmen“, der sich unter dem Druck eines potenten Reihenvierzylinders verwindet wie ein Aal.
112 PS und 99 Nm drückt der wassergekühlte Reihenvierzylinder auf den Leistungsprüfstand und bei einem Preis „ganz knapp“ unter der 12.000er Euronengrenze sage ich mal voraus, dass es einige Käufer in der Saison 2018 geben wird und Kawasaki aus dem „Kuchen Retrobikes“ ein großes Stück abschneidet.
Ansonsten zeigen die Techniker der „Grünen“ noch das (für sie) technisch machbare und veredeln eine H 2 bis jenseits der 30.000 Euro und 200 PS-Grenze.
Apropos „Grün“ – Flying Haggis war auch nach Alternativen in Sachen Verbrennungsmotor auf der Spur und das führte ihn zum Stand von ZERO. Die Entwicklung ist wirklich weitergegangen bei den Elektromotoren. Nur aus meiner Sicht stellen sie außerorts keine wirkliche Alternative dar, wenn es auf Urlaubstour oder ein verlängertes Tourenwochenende gehen soll.
Mittlerweile ganz nett anzuschauen benötigen die „Zero`s“ aber immer noch eine Ladezeit von ca. -2- Stunden (an öffentlichen Ladestationen). Hängt man die Maschinen an das häusliche Netz dann steigt die Ladezeit auf etwa -8- Stunden. Die Kapazität der Batterien reicht für eine Tour von 150 – 250 km, je nachdem wie sehr man den durchaus potenten Elektromotor zu Brust nimmt. Hat man jetzt eine Urlaubstour in die Dolomiten vor, dann muss man ein Zeitfenster einplanen, welches für das höhere Wesen im alten Testament ausreichend war um unseren Planeten zu erschaffen. Aus meiner Sicht ist da noch starker Handlungsbedarf bei ZERO und möglichen weiteren Anbietern. Wenn IHR die Ladezeit auf -15- Minuten senkt – dann werde ich mir ernsthaft Gedanken um eine alternative Anschaffung machen.
Beim Thema alternative Anschaffungen landen wir unweigerlich bei den Herrn aus Mattighofen und KTM. Die haben ihre Duke-Baureihe um die 790er ergänzt und damit im Angebot das Loch gestopft zwischen – Mir fehlt etwas Leistung bei der Duke 690 UND es ist mir einfach zu VIEL Leistung bei der 1290er. Stolze 105 PS leistet das Aggregat der Duke 790 und die Maschine verfügt natürlich über all die Helferlein, die man in der Zwischenzeit bei KTM gewöhnt ist und beinahe schon erwartet.
Bei „erwartet“ sind wir bei meinem Lieblingsprodukt der Österreicher der @venture 1290 S. Hier hatte ich bei dem wunderschönen TFT-Display von Bosch alsbald die Option eines installierten Navigationssystems erwartet, welches dann die unschönen zusätzlichen Halterungen entbehrlich machen würde. Fehlanzeige – stattdessen ist neben dem Display jetzt ein wasserdichtes Fach für das „Schachtfon“ (Smartphone) des Fahrers oder der Fahrerin. Irgendwie scheint man (Hersteller) also mittlerweile zu erwarten, dass der geneigte Motorradfahrer auch über Smartphone, Tablet und vielleicht bald auch über Wäschetrockner während der Fahrt verfügt.
Auf das Smartphone kann man jetzt eine KTM-eigene App herunterladen und über diese App erfolgt dann eine mehr als „abgespeckte“ Navi-Variante. Man sieht oben links auf dem Display eine Art Piktogramm, welches einem dann zumindest die gewünschte Fahrtrichtung anzeigt. Wirkt auf mich in etwa wie Pagman auf dem alten Commodore C 64. Mein Deutschlehrer auf der Penne pflegte früher zu sagen: Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint! An die Herren von KTM: Diese Navi-Variante ist ebenfalls nur gut gemeint. Legt da schnell nochmals Hand an.
Was gab es sonst noch? Wer auf der Suche nach einer neuen Textilkombi ist und nicht bei den üblichen Verdächtigen Stadler, Held, Rukka etc. landen möchte, der sollte mal einen Blick auf die Produkte der Firma KLIM werfen. Wertig gemacht, gut anzuschauen, gute Passform. Nur das Händlernetz ist noch ausbaufähig. Da arbeitet die Firma aber mit Nachdruck dran.
IMPRESSIONEN: