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Valencia ist vorbei und damit das letzte und ausgesprochen turbulente Rennen der diesjährigen Moto-GP-Saison. Nach 13 Runden wurde der spanische Grand Prix nach einer Vielzahl von Stürzen, resultierend aus sintflutartigen Regenfällen, abgebrochen. Den Neustart und damit das abschließende Rennen gewann letztendlich Andrea „Desmo-Dovi“ Dovizioso vor Alex Rins auf seiner Suzuki. Vollkommen überraschend gelang Pol Espargaro bei dem Sturzspektakel in Valencia der erste Moto GP Podestplatz für KTM. Gratulation für einen sauberen dritten Platz nach Mattighofen. Ein schöner Saisonabschluß.

Irgendwie hat man nach dieser Saison dieses Gefühl das Ganze schon einmal in dieser Form durchlebt zu haben. Zumindest ähnlich, was nicht großartig verwunderlich ist, da sich die Protagonisten weitestgehend nicht geändert haben.

Was hatte Flying Haggis zu Saisonbeginn orakelt?

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Mit einem Dreikampf hatte ich gerechnet. Eine spannende Entscheidung zwischen dem Titelverteidiger Marc Marquez, dem Vizeweltmeister Andrea Dovizioso und seinem Stallkollegen Jorge Lorenzo. Natürlich war da auch im Hinterkopf der Wunsch Vater des Gedankens, dass es bei Ducati zumindest zum Weltmeistertitel bei der Team- und Herstellerwertung reichen möge.

Es wurde dann nicht so spannend wie ich erhofft hatte. Relativ schnell war in der Saison klar, dass Marc Marquez einem weiteren WM-Titel in der Moto GP entgegenfährt. Zu ausgeglichen war seine Leistung über die Saison betrachtet.

Konnte man zu Saisonbeginn noch einen Andrea Dovizioso an der Spitze des WM-Klassements bewundern und sogar kurzzeitig den Briten Cal Crutchlow, so war es dann am Ende doch wieder der kleine Spanier der bereits drei Rennen vor Schluss in Motegi den Deckel auf den WM-Topf setzte.

Ich werde kein Freund mehr von Marc Marquez. Zu unsportlich sind, aus meiner Sicht, oftmals seine Aktionen im direkten Zweikampf mit Kontrahenten, wenn er sich in Lücken hineinbremst, die außer ihm niemand sehen kann. Siehe in diesem Jahr das Rennen in Argentinien. Dennoch muss man abschließend seine Leistung und sein Können anerkennen. Marc Marquez ist momentan der Mann, den es zu schlagen gilt, wenn man die WM-Krone der Moto GP haben möchte.

Während sich die Konkurrenz durch Stürze und dumme Fehler selbst schwächte, punktete Marquez konstant und erarbeitete sich damit bis zu Sommerpause einen Vorsprung. Den verwaltete er dann auch clever in der Drangperiode der Ducatipiloten, als es kurzzeitig danach aussah als ob doch noch so etwas wie Spannung aufkommen sollte.

In einem Anflug von Selbstzerstörung, wie man ihn zuvor in dieser Form nur von Dani Pedrosa kannte, sorgte Jorge Lorenzo dafür, dass sich sein aktueller Arbeitgeber doch nicht über den WM-Titel in der Team- und Herstellerwertung freuen konnte. Diese verletzungsbedingten Ausfälle waren auch ausschlaggebend dafür, dass Lorenzo abschließend in der Gesamtwertung bis auf Platz 9 zurückgereicht wurde. Da in seinem Vertrag mit Ducati wohl auch eine Klausel war, die bei vier Rennausfällen starke finanzielle Einbußen für Lorenzo zur Folge gehabt hätte, sah man den cleveren Spanier zumindest in den freien Trainings noch bei einigen zaghaften Versuchen auf der Strecke. Sein volles Salär war damit gerettet. So kann man vertragliche Absprachen auch ad absurdum führen.

Sein neuer Arbeitgeber ist das siegverwöhnte Repsol-Honda-Werksteam um den neuen und alten Weltmeister Marc Marquez. Ob die im Widerspruch zum alten Leitsatz „never change a running system“ nun die Honda für einen Jorge Lorenzo fahrbarer machen und damit möglicherweise einen Marc Marquez schwächen, sei einmal dahingestellt.

Ausreichender Explosivstoff ist jetzt bereits in der Hondabox, da Jorge Lorenzo seinen zukünftigen Teamkollegen für eine seiner o. a. Verletzungen verantwortlich gemacht hat.

Also waren in der Endabrechnung die Positionen bezogen und die ähnelten in frappierender Art und Weise dem Vorjahr. Weltmeister Marc Marquez und Vizeweltmeister Andrea „Desmo-Dovi“ Dovizioso.

Zu Saisonbeginn zeitweise sogar in der Gesamtwertung in Führung liegend war die Fehlerquote des Italieners, oftmals unverschuldet, bis etwa zu Saisonmitte einfach zu hoch. So war der Punkteabstand zu Marc Marquez bereits derart angewachsen, dass keine reale Chance mehr auf den Titel bestand.

Der Altmeister Valentino Rossi, den ich eigentlich bei meiner Saisonvorschau erst auf Platz 4 vermutet hatte, zeigte seine Qualitäten als Punktesammler. Wie ein Eichhörnchen, das eifrig die Nüsse und Eicheln für den langen Winter sammelt, war Scoiattolo Valentino damit beschäftigt kontinuierlich sein Punktekonto zu füllen. Ein Sieg gelang dem Altmeister in dieser Saison nicht, obwohl er nur denkbar knapp in Malaysia daran scheiterte. Bis zur viertletzten Runde lag er hier in Führung und verabschiedete sich hier mit einem Flüchtigkeitsfehler in das Kiesbett. Aber 5 x Podestplätze ( 1 x Platz 2; 4 x Platz 3) reichten in der Endabrechnung für den dritten Gesamtrang.

Sein Teamkollege Maverick Vinales folgte ihm auf dem Fuße. Seine Saison auf der Yamaha sah ähnlich aus. Gute Punkteausbeute aber lange Zeit nichts Herausragendes. Soll heißen, wie Teamkollege Valentino Rossi, ebenfalls kein Sieg. Das änderte sich dann beim Grand Prix von Australien in Phillip Island. Hier war Vinales Nutznießer einer Spätbremsaktion von Johann Zarco. Der Franzose demolierte dabei das Heck der Honda von Marc Marquez derart nachhaltig, dass dieser seine Box aufsuchen musste. Zufrieden war Maverick Vinales nicht mit seinem diesjährigen Material von Yamaha und tat dies auch das ein oder andere Mal bei den Verantwortlichen und der Presse unverblümt kund.

Vielleicht ging sein Blick auch des Öfteren zu seinem früheren Arbeitgeber Suzuki. Es gab einige Strecken da zeigten die beiden Werksfahrer Andrea Iannone und Alex Rins zu was die „Suzis“ mit ihrem tollen Fahrwerk fähig waren, wenn alles passt.

5 x war Rins und 4 x war Iannone gut für das Podest, was in der Endabrechnung für die Plätze 5 und 10 gut war. Für den ein oder anderen Sturz waren die beiden Protagonisten aber ebenfalls immer gut.

Bester NICHT-Werksfahrer wäre in dieser Saison sicherlich wieder Cal Crutchlow gewesen. Konjunktiv deshalb, weil er sich auf Phillip Island im Training einen Knöchelbruch zuzog und damit für die letzten drei Rennen ausfiel. Also 3 x Null-Punkte und damit ging es von einem sicher geglaubten 5. Gesamtrang abwärts bis auf Platz 7. Zu Saisonbeginn strahlte er nach einem vierten Platz und einem Sieg im zweiten Rennen sogar kurzzeitig von der Spitze des Gesamtklassement. Der Brite fuhr eine solide Saison und nutzte die Fehler oder Stürze der Konkurrenz noch zu zwei weiteren Podestplätzen. Sein Teamchef Lucio Cecchinello kann trotzdem mit seinem Fahrer zufrieden sein. Der zweitbeste Hondapilot fährt im LCR-Team.

Dann sind wir auch schon bei dem schnellen Franzosen Johann Zarco, der im letzten Jahr in der Moto GP einschlug wie eine Bombe. Keinerlei Berührungsängste bei den Zweikämpfen mit den Etablierten brachten ihm nicht nur den Respekt der Konkurrenz sondern auch einige Podien ein. In diesem Jahr war die Leistung seiner Kunden-Yamaha des Tech3-Teams vergleichbar mit dem Werksteam. Auf einigen Strecken hui, auf anderen wiederum pfui. Zu Saisonbeginn reichte es noch für 2 x Platz 2 in den Rennen drei und vier. Dann schlug Zarco erst wieder beim vorletzten Rennen in Malaysia mit Platz 3 zu. Dazwischen war es aber ein stetiges Auf und Ab. Wahrscheinlich war dies auch mit der ausschlaggebende Grund für seinen Wechsel in der kommenden Saison in das KTM-Werksteam. Dann sehen wir Johann Zarco Ready to Race in orange. Ich bin gespannt ob er die Mattighofener unter die besten Zehn in der Gesamtwertung 2019 bringt und er seinen guten 6. Platz im diesjährigen Klassement wiederholen kann.

Da wären wir beim nächsten Protagonisten Danilo Petrucci. Schon früh in der Saison war klar, dass er Jorge Lorenzo im Werksteam der „Roten“ im kommenden Jahr ersetzen wird. Irgendwie wirkte Petrux danach etwas verkrampft. Ihm fehlte die Lockerheit früherer Rennen bei denen er die Etablierten durchaus herausfordern konnte. Lediglich einmal sprang mit Platz 2 in Le Mans ein Podestplatz heraus. In der kommenden Saison muss er mit dem dann aktuellen Werksmaterial eine Schippe drauflegen, wenn die ersehnte Team- und Konstrukteursmeisterschaft für die Roten aus Borgo Panigale gewonnen werden soll. Heuer war es Platz 8 in der Gesamtwertung.

Wen hatten wir noch nicht? Einen der ganz Großen über die Jahre. Dani Pedrosa. Den kleinen Spanier musste man im Grunde genommen in jedem Jahr auf dem Schirm haben, wenn es um Podestplätze bei der Moto GP ging. Seinen großen Erfolgen mit Titeln in der 125er und 250er Klasse konnte er zwar keinen WM-Titel in der Moto GP folgen lassen, er war aber immer einer der Hauptakteure im Zirkus. Irgendwie kam es schon fast einem Drama von Shakespeare gleich, wenn man die Historie Revue passieren lässt. Da wird die Moto GP Honda fast maßgeschneidert auf den kleinen Spanier und was passiert? Seine Teamkollegen Nicky Hayden, Casey Stoner und Marc Marquez gewinnen die Titel und Pedrosa, oftmals durch Sturzverletzungen gehandicapt, schaut in die Röhre. Leise, wie es immer die Art von Dani Pedrosa war, tritt er von der aktiven Bühne ab.

Im kommenden Jahr wird er Testfahrer bei KTM und trifft dort auf seinen langjährigen Begleiter Mike Leitner. Ich bin gespannt ob die Testerfahrungen des kleinen und leichtgewichtigen Spaniers dem zukünftigen Werksfahrer Johann Zarco weiterhelfen. Bislang erledigte hauptsächlich Mika Kallio die Testarbeit bei den Österreichern goutiert mit dem einen oder anderen Gastauftritt bei den Rennen.

Was ist sonst noch auffällig gewesen in der Saison 2018? Ducati stellt für die Privatteams die meisten Maschinen. Und? Es ist auffällig, dass Piloten, die zuvor mit ihren Hondas merkliche Probleme hatten, urplötzlich für Highlights gut sind. Jack „Ass“ Miller ließ mit zwei blitzsauberen 4. Plätzen aufhorchen und einigen sehr respektablen Trainingsergebnissen (3 x 1. Reihe; 1 x Pole). Die Duc passt auf den Fahrstil des Australiers.

Bei wem merkt man das noch? Bei Tito Rabat. Der Spanier wirkte auf der Honda des Marc VDS Teams in der zurückliegenden Saison fast schon deplatziert in der Moto GP. Jetzt ließ er zu Saisonbeginn mit einigen richtig guten Ergebnissen aufhorchen. Dies hätte sich sicherlich weiter bestätigt, wenn er nicht nach einem harmlosen Sturz von der Maschine eines ebenfalls stürzenden Kontrahenten getroffen worden wäre. Resultat – Beinbruch und die Saison vorzeitig beendet.

Ansonsten ist festzustellen, dass die Moto GP einfach die Königsklasse des Motorradrennsportes ist und bleibt. Wenn die Elitekräfte der Moto GP in den letzten Runden zur Attacke blasen, dann sind selbst Weltklassepiloten und Aufsteiger aus der Moto 2 wie Franco Morbidelli, Takaaki Nakagami und Xavier Simeon auf verlorenem Posten. Sie kämpfen dann um die restlichen Punkte und fahren „ihr eigenes Rennen“ aus.

Sein eigenes Rennen fuhr oftmals auch Tom Lüthi. Wie sagte einst ein Fußballspieler: Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu! So kann man es auch bei Tom Lüthi auf den Punkt bringen. In Australien schaffte Xavier Simeon auf seiner Ducati GP 17 (die durfte er seit dem verletzungsbedingten Ausfall von Tito Rabat fahren) seinen ersten WM-Punkt. Damit war Tom Lüthi der einzige der Rookies und Moto GP-Stammfahrer ohne Punkte und damit auch in dieser Wertung Letzter. In der kommenden Saison sehen wir ihn wieder als Teamkollegen von Marcel Schrötter in der Moto 2 beim Dynavolt-Team. Dann mit den neuen Triumphmotoren, welche die Moto 2 angeblich näher an den Moto-GP-Fahrstil bringen sollen. Also neues Spiel – neues Glück für Tom Lüthi. Zu wünschen wäre es dem sympathischen Schweizer.

Last but not least kommen wir zum letzten Werksteam und damit zu Aprilia. Die beiden Piloten Aleix Espargaro und Scott Redding mühten sich nach Kräften mit dem zur Verfügung stehenden Material. Außer einem respektablen 6. Platz für Aleix Espargaro im Motoradland Aragon kam aber nichts relevant Zählbares bei den Bemühungen heraus. 8 Nuller bei Aleix und deren 11 bei Scott Redding sprechen Bände. Ich bin gespannt was Andrea Iannone im nächsten Jahr auf der Aprilia zustande bringt. Er hat ja bereits bei Ducati und Suzuki gezeigt, dass er an guten Tagen für Podestplätze gut ist.

Wir werden es sehen. Was IHR noch sehen werdet ist zeitnah die Zusammenfassung der Moto 2 und Moto 3 Saison auf meiner Blogseite. Auf bald UND immer ausreichend Asphalt unter den Reifen!