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Es gibt Leute in dem großen Fahrerfeld der Moto GP deren Namen man nennt und niemand der Zuhörer oder Leser findet auch nur irgendetwas Negatives an der Person oder einen unangenehmen Charakterzug.
Daniel „Dani“ Pedrosa ist so ein Fahrer oder sagen wir besser so ein Mensch. Am 29.09.1985 wurde Dani Pedrosa in dem katalanischen Ort Sabadell geboren. Stolz sind die Spanier und ganz besonders stolz sind die Katalanen. Das hat ganz Europa in den zurückliegenden Jahren mitbekommen. Ob der „kleine Dani“ wegen seiner Körpergröße auch in dem katalanischen Volkssport der „Castells“ aktiv war ist mir nicht überliefert, aber bei seinem Ehrgeiz ist es denkbar und höchst wahrscheinlich, dass er auch hier versuchte das oberste Stockwerk der berühmten Menschentürme zu erklimmen.
Apropos erklimmen und hohe Stockwerke. 295 Rennen hat Dani Pedrosa in seiner GP-Karriere bestritten. Bei mehr als jedem zweiten Rennen sah man den kleinen Spanier auf dem Podest. Nämlich 153 x, davon grüßte er 54 x zuoberst vom Siegertreppchen.
Diese beeindruckenden Zahlen ermöglichten Dani Pedroa -3- Weltmeistertitel. 1 x war er Weltmeister in der Klasse bis 125 ccm und 2 x kürte er sich zum Weltmeister in der 250er Klasse.
Aber selbst in dieser Phase seiner großen Erfolge mit 3 aufeinanderfolgenden WM-Titeln bemerkte man als neutraler Betrachter, dass das Glück dem Spanier nicht immer hold war. Jeder Motorradrennfahrer stürzt in seiner Karriere. Das bringt dieser Sport so mit sich und wird auch von den Fahrern einkalkuliert. Da gibt es welche unter diesen Protagonisten, die es zu wahren Meisterschaften im Bezug auf ihre Stürze bringen und ähnlich wie eine Katze ohne gravierende Verletzungen immer auf den Füßen landen.
Zu denen gehörte Dani Pedrosa nicht. Ganz im Gegenteil. 2003 machte er mit einem Sieg in Sepang (Malaysia) seinen ersten WM-Titel in der 125er Klasse klar. Eine Woche später brach sich Pedrosa bei einem Sturz in Phillip Island beim Grand Prix in Australien beide Sprunggelenke.
2004 folgte dann der Aufstieg in die 250er Klasse. Verletzungsbedingt fiel die Vorbereitung von Dani Pedrosa denkbar schlecht aus. Das hinderte ihn aber nicht daran in seiner Debütsaison den Titel in der Viertelliterklasse ziemlich souverän einzuheimsen. 13 x auf dem Podium davon -7- Siege sprechen Bände. Ähnlich sah sein folgendes Jahr aus. -11- Podestplätze, davon -8- Siege. Abschließend bedeutete dies die souveräne Titelverteidigung.
Im Grunde genommen war jetzt allen Beobachtern klar was die logische Konsequenz aus einer derartigen Dominanz in den kleinen Klassen war. Dani Pedrosa stieg auf in die Königsklasse, die Moto GP.
In seiner Debütsaison 2006 wurde Pedrosa bereits Gesamtfünfter mit
-8- Podestplätzen, davon -2- Rennsiege. Beinahe hätte der kleine Spanier aber für die Katastrophe des Jahres gesorgt. Sein Teamkollege Nicky Hayden war auf dem Weg zum Titel in der Moto GP. Beim vorletzten Rennen in Estoril stürzte Pedrosa derart unglücklich, dass er seinen Stallgefährten mit ins Unglück riss. Der sichergeglaubte Titel für Hayden rückte in weite Ferne. Beim abschließenden Rennen in Valencia unterlief Altmeister Valentino Rossi aber auch ein Fahrfehler, der im Kiesbett endete und so entführte Nicky Hayden die Moto GP Krone doch noch ins Repsol-Hondateam.
2007 lief es dann mit den neuen 800ern richtig gut für Dani Pedrosa. Wieder -8- Podestplätze, wieder -2- Siege in der Saison. Pech war nur, dass in dieser Saison Casey Stoner auf seiner schnellen Ducati unschlagbar war. Also Vizeweltmeistertitel für Dani Pedrosa.
2008 war wieder sinnbildlich für die Moto-GP Laufbahn des kleinen Spaniers. Durch einen Sturz in der Vorbereitungsphase gehandicapt erreichte er zwar wieder ansehnliche -11- Podestplätze (-2- Siege), jubeln durfte aber diesmal wieder Valentino Rossi gefolgt von Casey Stoner. So blieb für Dani Pedrosa der dritte Gesamtrang in der Saison 2008.
Den 3. Platz hatte der kleine Spanier dann irgendwie gepachtet, denn das war auch sein Endrang in der Saison 2009.
2010 sprang dann wieder der Vizeweltmeistertitel heraus. Es war wie verhext. Jetzt konnte er endlich die üblichen Widersacher Valentino Rossi und Casey Stoner hinter sich lassen und dann fährt ihm sein Landsmann Jorge Lorenzo vor die Nase. 9 x auf dem Podest, davon -4- Rennsiege und es hatte wieder einmal nicht gereicht für das Treppchen ganz oben.
2011 sollte es dann irgendwie wieder ganz schlimm kommen. Pedrosa war die Leistungsentfaltung der Honda-Werksmaschine zu aggressiv. Sein Teamkollege war in dieser Saison erstmals der von Ducati abgewanderte Casey Stoner. Der war die brachiale rote Bestie aus Bologna gewöhnt und „freute sich über die sanfte Leistungskurve“ der Honda. So kam es wie es kommen musste. Stoner brachte seinen zweiten WM-Titel unter Dach und Fach und Pedrosa blieb kopfschüttelnd auf Gesamtrang 4 (-9- Podestplätze; -3- Siege).
2012 hatte sich Pedrosa dann wieder an seine Honda gewöhnt und fuhr eine fulminante Saison. Nach -7- Siegen (-11- Podestplätze) im Saisonverlauf lag er am Ende sogar einen Sieg vor seinem Kontrahenten Jorge Lorenzo. Das Problem war nur, dass Lorenzo am Saisonende 350 Punkte gesammelt hatte und Pedrosa 332 Punkte. Wiederum blieb also nur der Vizeweltmeistertitel und näher an das Ziel seiner Begierde sollte Pedrosa auch nicht mehr kommen.
Auch in den Folgejahren war Dani Pedrosa stets eine Konstante in der Moto GP. In jeder Saison musste man mit ihm noch auf dem Podium rechnen und an guten Tagen waren auch weiterhin Siege drin. Einzig sein Streben nach dem Weltmeistertitel in der Moto GP endete nicht mehr erfolgreich. Nachdem zunächst Fahrer vom Schlage eines Valentino Rossi oder Casey Stoner im Wege standen war es dann später Jorge Lorenzo und, was sicherlich noch mehr an Dani Pedrosa nagte, sein Teamkollege Marc Marquez. Irgendwie sollte es einfach nicht sein und ich finde es auch gar nicht schlimm oder bedeutend, dass es so ist.
Dani Pedrosa war immer ein fairer und toller Sportsmann. Vielleicht ein wenig zu ruhig für die heutige Zeit. In der Anfangszeit war Pedrosa sogar recht zurückhaltend bei seinen Fans. Man hatte immer das Gefühl, dass es diesem Mann peinlich ist, dass es da Leute gibt, die extra wegen ihm da sind und ein Foto oder Autogramm von ihm wünschten. Ein wenig erinnerte er mich da an den Australier Casey Stoner, der auch immer mit leicht eingezogenem Kopf durch das Fahrerlager ging.
„Ich bin da um zu fahren. Die Show können andere machen!“
So oder zumindest so ähnlich könnte wohl die Maxime von Dani Pedrosa lauten.
Aus dem Grand Prix Zirkus der Aktiven ist der Spanier nun ausgeschieden. Die Szene behält ihn aber trotzdem. Sein alter Mentor und Cheftechniker Mike Leitner hat den seit Ewigkeiten mit Honda verbandelten Spanier zu KTM gezogen. Hier wird er die Testarbeit, gemeinsam mit Mika Kallio, für das Moto GP Projekt der Österreicher erledigen.
Einen Besseren für diese Arbeit könnten die Herrn aus Mattighofen nicht bekommen. Jahrelange Erfahrung mit den immer siegfähigen Honda-Werksrennern kann Pedrosa jetzt bei Ready to Race in Orange einbringen. Und wenn am Ende der Saison dann bei den Österreichern auch ein Sieg zu Buche steht, dann wird ein kleiner Spanier lächelnd im Hintergrund der Box stehen und denken: Das ist auch mein Sieg!
Der kleine Dani Pedrosa, der für mich ein ganz Großer ist!