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Wie immer berichtet euer Flying Haggis auch in diesem Jahr wieder vom deutschen WM-Lauf am Sachsenring. Nicht mehr ganz so nah am Geschehen wie in den letzten beiden Jahren, aber immer noch nah genug – versprochen. Wahrscheinlich war es der oftmals kritischen Berichterstattung von Flying Haggis geschuldet, dass der diesjährige Veranstalter ADAC die Presseakkreditierung verweigert hat. Das kann man natürlich so machen als größte Lobbyorganisation Deutschlands, damit ändert man aber nichts an der Grundhaltung eures werten Schreibers.

Legen wir los. Wie spannend ging es doch eigentlich los in die Saison und zwar klassenübergreifend. Die Moto 3 sieht permanent neue Sieger auf dem Treppchen und es ist fast nicht möglich hier Prognosen abzugeben. Mit Lorenzo Dalla Porta war ich zumindest nahe dran und ich bleibe weiter bei meinem Tipp hinsichtlich des WM-Titels. Mein zweiter Anwärter Jakob Kornfeil fährt bislang noch etwas hinterher, hat aber mit seinem dritten Platz bei der Dutch TT in Assen sein letztjähriges Können wieder aufblitzen lassen. Die acht bisherigen WM-Läufe haben sieben Sieger gesehen. Lediglich Tony Arbolino konnte sich 2x als Sieger in der Liste eintragen. Was mich wirklich überrascht ist die Konstanz eines Aaron Canet, der noch das Gesamtklassement der Moto 3 anführt.

Die Moto 2 entwickelt sich auch zu einer Wundertüte. Dank der neuen Triumphaggregate sind hier die Karten komplett neu gemischt und es purzeln die Streckenrekorde. Was oder wer auch oftmals purzelt sind die Fahrer dieser Klasse. Nutznießer bislang – die Herren Alex Marquez und Tom Lüthi. Der schnelle Schweizer führt vor dem Sachsenring das Gesamtklassement in der Moto 2 an. Das stärkste Moto 2 Team scheint in diesem Jahr der Spanier Sito Pons zu haben. Seine beiden Fahrer Baldassarri und Fernandez haben in dieser Saison bereits vier Siege eingefahren. Meine beiden eigentlichen Favoriten für die Saison Brad Binder und Luca Marini kommen erst langsam in Tritt und waren beide in Assen gemeinsam auf dem Podest. Für ganz nach vorne wird es in dieser Saison wohl nicht mehr reichen, aber wir werden sehen wohin die Reise noch geht.

Die Moto GP versprach auch Spannung pur. Leider nur bis zum Großen Preis von Spanien. Da sicherte der Pilot mit der Nummer 99 seinem Teamgefährten Marc Marquez den nächsten WM-Titel in dem er durch einen Anfängerfehler vier der direkten Konkurrenten aus dem Rennen kegelte. Der Vorsprung ist unter normalen Umständen nicht mehr aufzuholen und einen sturzbedingten Ausfall wünsche ich niemandem.

Also Platz genommen am Sachsenring und mit Tausenden gut gelaunten Rennfans das Wochenende genießen. Und die Wettervorhersage prognostizierte sogar blendendes Wetter für die Trainingstage.

In der großen Klasse gaukelten die Protagonisten dem neutralen Zuschauer sogar anfänglich so etwas wie Spannung vor. Da tauchten dann die Namen Rins, Quartararo und Vinales auf und alle Nicht-Marquez-Fans rieben sich bereits die Hände. Aber wer die Sessionen genauer betrachtete merkte schnell, dass der König vom Sachsenring lediglich mit seinen Kontrahenten spielte. Auf Alles und auf jeden Angriff hatte Marc Marquez eine Antwort. Nach Belieben konnte er seine eigene Performance steigern und am Ende sah es dann nach den Qualifyings so aus, wie es immer auf dem Sachsenring aussieht. Platz Nr. 1 und Polepositon für Marc Marquez.

Die folgenden Positionen besetzten dann die Fahrer, die am Rennsonntag das Unmögliche anstreben sollen, nämlich Spannung in ein Moto GP Rennen am Sachsenring bei Beteiligung von Marc Marquez zu bringen. Platz 2 Fabio Quartararo vom Yamaha Petronas Team. Keine Überraschung mehr in dieser Saison. Platz 3 geht an Maverick Vinales, der den Aufschwung von seinem Assensieg mit nach Sachsen brachte und Platz 4 Alex Rins. Eine gute Ausgangsposition für den langen Spanier, der normalerweise immer erst in den Rennen an seine eigentliche Leistungsreserve geht. Auf Platz 5 dann die erste Ducati. Aber nicht aus dem Werksteam, sondern Jack „Ass“ Miller auf seiner Pramac-Ducati. Das Werksteam erlebte ein mittelschweres Desaster. Petrux Petrucci im Qualifying 2 bei seinem letzten Versuch der Zeitenjagd gestürzt und damit lediglich auf Platz 12. Desmo-Dovi kam gar nicht erst in das 2. Qualifying und wurde kurz vor Schluß von Nakagami auf Platz 13 zum Zuschauen verdammt. Der Doctor Valentino Rossi erreichte zwar souverän über das Qualifying 1 das 2. Training endete aber hier auch nur auf Platz 11.

Kommen wir zur Moto 2 und damit gehen die Marquez-Festspiele am Sachsenring weiter. Der kleine Bruder vom Dominator machte es sich und seiner Mechanikercrew rund um Stefan Haseneder aber ungleich schwerer. Freitags fackelte seine Kalex nach einem Sturz beinahe ab, weil die Streckenposten etwas lethargisch an die Löscharbeiten gingen und Alex Marquez selbst Hand anlegen musste. Samstags musste Marquez dann auch noch den Umweg über das Qualifying 1 nehmen. Aber diese zusätzlichen Kilometer scheinen dem Spanier gut getan zu haben. Letztendlich grüßte er den Rest der rasenden Moto 2-Meute von Platz 1. Der 2. Platz ging an den kleinen Bruder von Valentino Rossi. Luca Marini mit der pfeilschnellen Kalex aus dem Sky 46-Team sicherte sich den 2. Platz. Ganz besonders schön für die deutschen Zuschauer – Marcel Schrötter zeigte das ganze Wochenende konstant gute Leistungen und qualifizierte sich als Dritter für die erste Startreihe. Irgendwie roch es nach einem deutschen Podium beim Heim-Grand-Prix oder vielleicht sogar nach dem ersten Sieg für Marcel Schrötter.

Dahinter drängelte sich dann alles was in der Moto 2 Rang und Namen hat und auch in jedem Rennen für einen Podestplatz gut ist. Für Spannung am Rennsonntag war damit gesorgt. Die WM-Kandidaten hinter Alex Marquez wie Tom Lüthi und Lorenzo Baldassarri starteten von weiter hinten. Platz 12 für den schnellen Schweizer und Platz 10 für „Balda“.

Die Wundertüte Moto 3 machte ihrem Namen in den Qualifikationstrainings wieder alle Ehre. Das ganze Wochenende war es ein Auf und Ab mit ständig wechselnden Namen. Für den Rennsonntag standen dann Ayumu Sasaki auf der Pole, gefolgt von Kaito Toba. Man spricht also wieder japanisch in der kleinen Klasse. Komplettiert wurde die erste Reihe durch Marcos Ramirez aus dem Leopard-Team, gefolgt von seinem Teamkollegen Lorenzo Dalla Porta. Aber die Moto 3 hat uns ja in diesem Jahr gelehrt, dass man nicht aus den ersten drei Reihen starten muss, um ein Rennen siegreich zu beenden. Und die ersten 8 Saisonrennen sahen 7 verschiedene Sieger.

Der Rennsonntag stand an und damit sind wir, wie fast in jedem Jahr bei dem sächsischen Wetter. Am frühen Morgen regnete es zunächst einmal ordentlich, so dass die Warm Up`s in den Klassen auf feuchter bis nasser Strecke stattfanden. Danach hatte der Wettergott ein Einsehen mit den Rennfans und den Fahrern.

Das Rennen der Moto 3 sah eine ähnliche Dramaturgie wie wir sie bereits aus der laufenden Saison kennen. Zunächst eine große Gruppe mit fast 15 Fahrern, die sich in der Spitze permanent abwechseln, dann fährt sich eine Gruppe mit etwas 7 – 8 Fahrern frei, die aber dann wegen der ewigen Überholmanöver wieder eingeholt werden, so dass wir am ende wieder eine ganz große Gruppe sehen, die sich um den Sieg und um die Plätze auf dem Podest streiten.

Richtig interessant für die Zuschauer war der Kampf im Gesamtklassement der WM. Hier startete der Führende Aron Canet nur von Startplatz 18, um direkt nach dem Start sogar auf Platz 22 zurückzufallen. Im Grunde genommen hatte ich ihn bereits von der Liste der möglichen Sieger gestrichen, was man aber geflissentlich in dieser Saison nicht tun sollte. 5 Runden vor Schluss tauchte die Start-Nr. 44 auf einmal unter den ersten Fünf auf und meldete Ansprüche an um das Podest mitzukämpfen.

Hier waren über das gesamte Rennen aber die ambitionierten Jungs aus dem Leopard-Team permanent mit Führungsarbeit beschäftigt und hatten im Rennverlauf sämtliche Angriffe von John McPhee, Jakob Kornfeil und Romano Fenati abgewehrt.

Das sollte dann auch am Ende so bleiben. Lorenzo Dalla Porta (48)  feierte seinen ersten Saisonsieg, gefolgt von seinem Teamkollegen Marcos Ramirez (42) und letztendlich Aron Canet (44).

Mit dem Sieg übernahm Dalla Porta auch die Führung in der Gesamtwertung der Moto 3. Romano Fenati (5) wurde starker Vierter, gefolgt von Raul Fernandez (25) und dem Schotten Hohn Mc Phee (17).

Der Zweikampf  um den WM-Titel zwischen Dalla Porta und Canet verspricht spannend zu bleiben. Vielleicht sehen wir in der zweiten Saisonhälfte auch noch einen lachenden Dritten aus der zweiten Reihe.

Das folgende Moto 2 Rennen war natürlich aus deutscher Sicht das interessanteste Rennen an diesem Sonntag. Startete doch Marcel Schrötter auf Startplatz 3 aus der ersten Reihe und hat in diesem Jahr bereits zweimal bewiesen, dass er das Zeug hat für das Podest. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Tom Lüthi hat er in diesem Jahr bereits mehrere Highlights gesetzt.

Marcel ging das Rennen auch engagiert an und hielt sich tapfer in der Spitzengruppe. Es ging heiß her in der Spitzengruppe. Insbesondere als KTM-Pilot Brad Binder, nach einem komplett verhagelten Qualifikationstraining, in der Spitzengruppe eintraf mit einem unbändigen Drang nach vorne zur Spitze.

Es bildete sich dann eine 4rt-Spitzengruppe mit Alex Marquez, Brad Binder, Iker Lecuona und Marcel Schrötter. Alex Marquez nutzte dann eine gute Gelegenheit sich von seinen Konkurrenten zu lösen und einen kleinen Vorsprung herauszufahren, den er bis zum Rennende clever verwaltete.

Jetzt war allen Betrachtern auch mit Schwächen in Grundrechenarten klar, dass bei den verbliebenen 3 Fahrern in der Verfolgergruppe einer in Sachen Podest leer ausgehen wird. Wer das sein würde war schwer auszumachen, denn die Führung bei den drei Protagonisten wechselte ständig und wie in einem guten Hitchcockfilm entschied sich die Geschichte in der letzten Kurve vor dem Ziel. Brad Binder hatte auf Platz 2 einen ausreichenden Vorsprung herausgefahren. Iker Lecuona riskierte in der letzten Links gegen Marcel Schrötter jetzt alles und begrub seine Podesthoffnung im sächsischen Kiesbett vor der Besico-Tribüne.

Vierter wurde Fabio di Giannantonio vor dem Schweizer Tom Lüthi und damit war klar, dass Alex Marquez als führender in der Moto 2 Klasse in die Sommerpause gehen würde, dicht gefolgt von Tom Lüthi. Hinter diesen beiden ist dann alles offen, denn auch unser Marcel Schrötter hat sich mit dem heutigen Podest wieder aussichtsreich in Position gebracht.

Jetzt kommen wir zu den Königen der Motorradrennklassen der Moto GP. was hatte ich so inständig auf ein spannendes Rennen gehofft. Mit Führungswechseln und allem Drum und Dran, was der Motorradrennsport so bietet. Das leidige Problem ist, dass sich der Sachsenring im Verbund mit dem Namen Marc Marquez wohl nicht mehr für ein spannendes Moto GP-Rennen eignet. Es ist einfach unfassbar wie der kleine Spanier dieser Strecke seinen Stempel aufdrückt. Genauso unfassbar ist, wie sich mögliche Gegner selbst eliminieren.

Marc Marquez ließ zu keinem Zeitpunkt des Rennens auch nur den geringsten Zweifel aufkommen WER diese heutige Veranstaltung als Sieger verlässt. Mittlerweile übrigens klassenübergreifend zum 10. mal nacheinander. Gegen den FC Bayern München als deutschen Fußballmeister zu tippen ist erfolgversprechender.

Zunächst konnte als einziger der Spanier Alex Rins auf seiner Suzuki der pfeilschnellen Honda von Marquez folgen. Elf Runden vor Schluss begrub Rins seine Suzuki dann fulminant im Kiesbett. Ab diesem Zeitpunkt hätte Marc Marquez das Rennen vermutlich auch auf einem Teamroller siegreich beendet. Bereits zu Rennbeginn hatte ein weiterer möglicher Konkurrent, der junge Franzose Fabio Quartararo, seine Petronas-Yamaha ebenfalls schon im Kies geparkt.

So war der Weg frei für Assensieger Maverick Vinales auf seiner Werksyamaha für Platz 2. Dicht gefolgt von dem schnellen Briten Cal Crutchlow. Der gute Cal hatte sich in Assen bei einem Unfall mit seinem Fahrrad die Kreuzbänder gerissen. Fahrerisch ließ er sich nichts anmerken und fuhr für sein LCR-Team einen wichtigen Podestplatz heraus.

Dahinter betrieb dann das Ducati-Werksteam Schadensbegrenzung. Auf der ungeliebten Strecke in Sachsen fuhr Danilo Petrucci auf Platz 4, gefolgt von Andrea Dovizioso. Die Ducati-Phalanx wurde komplettiert mit Platz 6 für Jack „Ass“ Miller auf der Pramac-Ducati.

Der Doctor Valentino Rossi beendete nach seiner Sturzserie auch wieder ein Rennen und erreicht das Ziel auf Platz 8.

Der deutsche Protagonist Stefan Bradl, der als Lorenzo-Ersatz die zweite Werks-Honda im Repsol-Team pilotierte, wurde starker 10.

Das war es dann für dieses Jahr vom Sachsenring, der sich an dem Wochenende bei 201.000 Zuschauern bedankt. Schön war es wieder und der Termin für das nächste Jahr steht schon – 21. Juni 2020 sehen wir uns wieder am Sachsenring.