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Eigentlich würden wir jetzt alle auf die kurze Sommerpause warten und uns überlegen wie jetzt welches Rennen nach der Pause ausgehen muss, damit dieser oder jener am Ende Weltmeister wird.
Eigentlich!
Und damit hat es sich 2020 auch schon mit eigentlich, denn eigentlich ist in diesem Sportjahr ALLES anders. Da hat uns ein kleines Virus kurz gezeigt wie fragil und labil doch unsere Welt und damit auch unsere Sportwelt ist. Jetzt haben wir verstanden was gemeinhin der ein oder andere im Hinblick auf Globalisierung so schwadroniert. Denn globalisiert wie wir nun einmal sind hat uns Covid 19 das Sportjahr 2020 ganz schön auf den Kopf gestellt. Die Fußball-EM ist verschoben – was mich weniger betroffen macht. Die Olympiade ebenfalls und das trifft mich schon mehr.
Geschoben, verschoben und abgesagt wurde in Sachen Motorradrennsport dann auch einiges und jetzt am Wochenende beginnt eine Moto-GP-WM, die meiner Meinung nach eher einem Rahmenprogramm gleicht als einer WM. Schaut man sich die Veranstaltungsorte an, dann gleicht das Ganze eher einer spanischen Meisterschaft mit ausländischer Beteiligung. Sei es drum – sind wir froh, dass wir überhaupt in diesem Jahr noch Rennsport auf zwei Rädern zu sehen bekommen. 2 x Jerez, dann auf nach Brünn und 2 x Spielberg in Österreich, so wird die WM in diesem Jahr beginnen.
Begonnen hat aber bereits das Spiel hinter den Kulissen und da hat man zwischenzeitlich gedacht man ist Zuschauer in einer Seifenoper.
Da hat das Wunderkind der Moto GP Marc Marquez seinen Bruder Alex geschickt in das Repsol-Werksteam bugsiert und schon ist Bruder Alex wieder Geschichte, noch bevor er den ersten realen Rennkilometer auf der Werkshonda gedreht hat.
Da hat doch Honda Pol Espargaro von KTM losgeeist und für 2021 zum Partner von Serienweltmeister Marc Marquez gemacht. Man suchte einen zweiten Fahrer, der in der Lage ist Podestplätze zu holen, damit Marc Marquez nicht mehr alleine Fahrer- / Hersteller- und Team-WM gewinnen muss. Cleverer Schachzug. Könnte klappen, denn auch in der Moto 2 hatte Pol Espargaro seinem Landsmann das Gewinnen schon schwer gemacht. Wir werden sehen.
Jetzt gab es aber plötzlich zwei Probleme. Erstes Problem: Wohin mit Alex Marquez, dem man doch eine Werkshonda versprochen hatte. Zweites Problem – das lag aber bei KTM: Wo bekommen wir jetzt einen adäquaten Ersatz für unser Aushängeschild Pol Espargaro her.
Das KTM Problem war schneller erledigt als gedacht obwohl zwischendurch die Gerüchte wie Pilze aus dem Boden schossen. Danilo „Petrux“ Petrucci, dessen wirklich solide erste Saison beim Ducati-Werksteam den Herren in Borgo Panigale nicht genügt hatte, war ebenfalls plötzlich frei. Kurzer Besuch in Österreich und Petrux startet im kommenden Jahr 2021 in orange bei KTM. Cleverer Schachzug von Ready to Race.
Ach ja – da war ja noch was. Alex Marquez dockt 2021 bei LCR an. Wie geht das? Lucio Cecchinello oder die Oberen bei Honda schicken den altgedienten Cal Crutchlow in die Wüste und schon ist der Platz frei.
Der schnelle Brite könnte so in der kommenden Saison der Partner von Aleix Espargaro bei Aprilia werden. Aufgepasst Leute – die Aprilia war bei Tests gar nicht schlecht und könnte in der aktuellen „Sprintsaison“ 2020 schon für die ein oder andere Überraschung gut sein.
Oh – da habe ich ja etwas vergessen. Wieso war den eigentlich Danilo Petrucci frei geworden? Der loyale und schnelle Italiener wurde gegen Jack „Ass“ Miller getauscht, der jetzt sein Pramac-Outfit mit dem offiziellen Ducati-Rot für 2021 tauscht.
Na – zu viel versprochen? Wie bei der Lindenstraße. Zwei Folgen verpasst und schon fragt man sich wo der neue Lebensgefährte von Mutter Beimer denn jetzt herkommt.
Apropos neuer Lebensgefährte. Bei Ducati, speziell bei Gigi Dall’Igna, ist der Nr. 1 Fahrer Andrea Dovizioso wohl in Ungnade gefallen.
Das scheint mittlerweile bei den Bolognesern schneller zu gehen als man gemeinhin glaubt. Noch ist der Vertrag mit „Desmo-Dovi“ nicht verlängert. Man wartet wohl seine Performance in den ersten Rennen ab. Nach dem kürzlich beim Moto Cross erlittenen Schlüsselbeinbruch drücke ich Dovi fest die Daumen.
Stattdessen geistert hier in den Werkshallen von Bologna wieder der Name Jorge Lorenzo herum, von dem der besagte Luigi Dall’Igna nachweislich ein großer Bewunderer ist. Ich weiß nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll. Wenn – dann kein cleverer Schachzug.
Was sehen wir denn jetzt bei der kurzen Saison im Kaffeesatz?
In die Karten gespielt hat die lange Coronapause wieder einmal Marc Marquez. Zu Beginn der eigentlichen Saison auf Grund einer Schulter-OP noch nicht ganz fit dürfte er jetzt schon wieder Höchstform haben. Er ist wieder DERJENIGE den es zu schlagen gilt, sonst ist der nächste Durchmarsch vorprogrammiert.
Stoppen können IHN zwei Fahrer. „Desmo-Dovi“, wenn das Schlüsselbein schnell verheilt ist und Maverick Vinales. Die Yamaha ist über Winter besser geworden und somit haben wir das Triumvirat an der Spitze komplett.
Normalerweise würde ich von einem Vierkampf sprechen, denn da fährt noch jemand mit Ambitionen herum, der ebenfalls für einen Titel gut wäre. Alex Rins und seine Suzuki sind schnell. Die Suzuki aber im Vergleich zur direkten Konkurrenz nicht schnell genug und so wird es nicht reichen.
Rins wird sich mit unserem Doctor Valentino Rossi herumschlagen und bei Fehlern der „anderen Drei“ die Podestplätze abstauben. Beiden wünsche ich von Herzen den ein oder anderen Sieg um das Ganze spannend zu machen.
Wie sieht es in der Moto 2 aus?
Ich setze komplett auf den Bruder von Valentino Rossi und glaube, dass Luca Marini den Titel nach Hause fährt.
Sein direkter Konkurrent wird Jorge Navarro sein und inständig hoffe ich darauf, dass endlich unser Marcel Schrötter den finalen Schritt nach oben schafft und das Zünglein an der Waage wird.
Wer weiß? Wenn die beiden vorne Fehler machen ist ein gleichmäßiger Marcel Schrötter mit dem ein oder anderen Sieg auch gut für den WM-Titel am Saisonende.
In dieser Saison wage ich in Sachen Moto 3 keinerlei Prognose. Derart ausgeglichen kann am Ende fast jeder Name der im Fahrerfeld auftaucht ganz oben stehen. Es ist und bleibt die Wundertüte der WM-Klassen und das ist auch gut so.
Egal wie kurz auch die Saison 2020 sein wird – Ich freue mich darauf und fiebere dem ersten Rennen entgegen. Oh Gott – hoffentlich habe ich nicht Corona!