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Es heißt: Wer ankommen möchte, der muss sich irgendwann auf den Weg machen.

Im Geiste hatten wir uns schon lange auf unseren Weg gemacht. Endgültig war es dann Ende November 2022 soweit mit dem Möbelwagen von Deutschland, wie einst Hannibal mit seinen Elefanten, über die Alpen. Okay – etwas weniger dramatisch und nicht mit dem martialischen Hintergrund.

Unsere Herzens-Wahlheimat hat uns in Empfang genommen und wir sind im wahrsten Sinne des Wortes auch angekommen.

Nein. Um es direkt vorwegzunehmen: Es hat nicht alles super und wunderbar geklappt. ABER – diese Dinge passieren eben, ähnlich wie man auch ungewollt eine Erkältung bekommt. Dazu muss man aber auch sagen, dass diese Vorfälle nichts mit Südtirol zu tun haben oder hatten, sondern, wie meistens in derartigen Fällen, von Einzelpersonen abhängen, die man dann eben zeitnah aus seinem Leben streichen muss.

So – jetzt aber weg mit diesem etwas schwierigen Thema und hin zu Erfreulichem. Wir haben unsere neue Heimat und die Umgebung mit allem was dazugehört erkundet. Zu Fuß, auf Langlaufski und natürlich mit unserer „Sissy“.

Wie ihr ja mittlerweile wisst ist unsere neue Heimat der Vinschgau und wir leben in der Nähe von Schlanders. Auf den Punkt gebracht kann man sagen: Einen besseren Ausgangspunkt für Touren jedweder Art gibt es nicht.

Wenn Ihr die „Anderstouren“ aus der zurückliegenden Saison Revue passieren lasst, dann werdet ihr sicherlich diese Meinung teilen.

Es war nicht eine Tour dabei, die nicht eine Fülle von tollen Erinnerungen, fantastischen Ausblicken und wunderbaren Strecken gebracht hätte. In Sachen Alpenpässe haben wir dabei in der Saison 2023 ein großes Paket geschnürt und ich werde jetzt, typisch deutsch, versuchen da eine Struktur hineinzubringen. Das gelingt mir natürlich nicht, weil es gar nicht gelingen kann. Wie bei der Quadratur des Kreises. Klappt auch nicht.

Okay – ich starte den Versuch und beginne mit der Entschuldigung an unsere neue Heimat Südtirol.

Der Pass, der für uns die Nr. 1 in der Saison war liegt nicht in Südtirol. Der Gavia war für uns das Highlight und die Streckenführung, sowie die Ausblicke einfach einmalig.

Der Gavia verbindet die Provinz Sondrio, ausgehend von Bormio im Norden, mit der Provinz Brescia und damit Ponte di Legno im Val die Sole, im Süden.

Zwischen den beiden Gipfeln des Corno dei Tre Signori (3.360 m) und des Monte Gavia (3.223 m) fährt man im Grunde genommen permanent staunend mit offenem Mund hindurch. Die schmale Streckenführung, insbesondere auf der Südrampe abwärts ins Val di Sole, ist nichts für Raser. Hier steht das Genießen absolut im Vordergrund und das ist genau der Grund warum wir Motorrad fahren und den Gavia derart in unser Herz geschlossen haben. Unser Platz 1.

Oweh – schon wieder Entschuldigung an Südtirol. Wir liegen mit Schlanders derart nah an den „Alpennachbarn“, dass ein Abstecher in die Schweiz einfach zu verlockend ist.

Unser Platz 2 ist der Albula. Und? Schon wieder nicht Südtirol. Es wird mir irgendwie peinlich.

Mit seinen 2.315 m Passhöhe gehört er nicht zu den „Riesen“, ist aber auch keiner dessen Höhe man unterschätzen sollte. Warum wir ihn lieben und auf Platz 2 setzen?

Der Albula ist unauffällig und infolgedessen gehört er nicht zu den wichtigen Protagonisten bei denen JEDER meint unbedingt seine Passhöhe erklimmen zu müssen. Das heißt: Wir haben bei unserer Fahrt hinauf auf den Albula unsere Ruhe. Egal ob wir von Tiefencastel anfahren oder von La Punt im Oberengadin.

Wie der Gavia gehört der Albula bei uns zu den Pässen, die wir über beide Rampen gerne fahren, weil beide Streckenführungen wunderschön sind und traumhafte Ausblicke bieten.

Warum kam jetzt der Hinweis, dass wir jeweils beide Streckenführungen zu den Pässen Gavia und Albula lieben? Weil es tatsächlich auch Pässe gibt, die man in oder aus einer bestimmten Fahrtrichtung für grandios hält und die jeweilige Alternative der Routenführung eher für durchschnittlich erachtet. Und genau von dieser Sorte habe ich jetzt zwei Pässe, die gemeinsam auf Platz 3 und damit auf dem individuellen Siegerpodest von Flying Haggis landen.

Ich versuche euch jetzt in meine Gefühlswelt eintauchen zu lassen, was bei meinem, manchmal etwas verwirrten, Geist nicht ganz so leicht ist. Okay – gehen wir metaphorisch mit einem musikalischen Hinweis an die Sache ran. Alle aus dem Bereich Hip-Hop und Rap sind wahrscheinlich jetzt bereits raus.

Kennt IHR noch die Glen Miller Band? Wenn nein – dann hört euch von der Glen Miller Band ihren Song „In the Mood“ an. Passender geht es einfach nicht, denn „In der Stimmung“ erschließt sich meine Platzierung für das Penserjoch von Sterzing aufwärts zur Passhöhe und für den Gampenpass von Lana aus hinauf auf den Pass.

Die Routenführung dieser beiden Strecken ist zu keinem Zeitpunkt fordernd, sondern einfach Entspannung, Spaß und Freude pur.

Legt Euch „In the Mood“ auf  die Playliste und mit dem Song in den Ohren schwingt ihr mit einem seligen Grinsen im Gesicht die beiden Pässe hinauf.

Ganz klar: Penserjoch und Gampenpass haben gemeinsam Platz 3 verdient.

Eigentlich könnte ich jetzt auch weitermachen. Mache ich aber nicht. Denn für mich steht de facto fest, dass man jetzt einfach keine weitere Rangliste mehr erstellen kann. Sicher – jeder hat seine Favoriten oder seine Favoritin und das ist auch vollkommen richtig so.

Das Problem ist aber eindeutig, dass die ganze Region hier unten bei uns, das wunderschöne Südtirol, Trentino, Belluno, die angrenzende Schweiz und auch der Veneto eine derartige Vielzahl von traumhaften Pässen und Strecken bietet, dass man mit einer „Platzierung“ in einer Hitliste keinem mehr ausreichend gerecht wird.

Und so sind sie, wie immer sie jetzt auch heißen, ob Stilfser Joch, Umbrail, Lavazè, Mendel, Fedaia usw. alle für mich auf Augenhöhe und immer, wirklich immer eine Tour wert. Hier findet jeder seinen Favoriten und seinen Platz 1. Und wenn nicht, dann ist es auch egal. Dann macht es so wie wir und schließt letztendlich ALLE in euer Herz.


Viel Spaß in unseren Bergen.