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Südtirol ist bekanntermaßen unsere neue Heimat. Genauer gesagt der Vinschgau. Die meisten Leute, die sich auf den Weg von Deutschland in Richtung Süden machen, denken bei dem Namen Vinschgau an Äpfel.
Ich kann euch sagen, dass es dieser Region absolut nicht gerecht wird sie nur auf Obstanbau zu reduzieren. Gleiches gilt, wenn man den Vinschgau nur als Transferstrecke nutzt und sich nicht ein wenig mehr an Zeit lässt Gegend, Menschen und alles an Sehenswertem genauer unter die Lupe zu nehmen.
Kümmern wir uns also heute einmal auf den knapp 70 km Wegstrecke vom Reschensee bis Höhe Meran um das historische Thema der Burgen am Wegesrand. Gemessen an der Vielfalt an Burgen und Schlössern im Vinschgau entlockt einem die Zahl der Burgen im Mittelrheintal in Deutschland nur ein müdes Gähnen.
Von Graun bzw. St. Valentin abwärts gelangen wir in dosiertem Gefälle hinab ins Tal. Ins Val Venosta oder wie die Südtiroler sagen, in den Vinschgau. Merke: Egal in welches Seitental oder welche Höhenstraße wir jetzt abbiegen – es bieten sich wunderbare Panoramabilder, wie gemacht als Erinnerung für die Ewigkeit in einem Fotoalbum.
Aber das erste, das einem in den Blick fällt bei der Abfahrt in Richtung Mals ist das wuchtige Kloster Marienberg. Das auf 1.340 m liegende Kloster ist die höchstgelegene Benediktinerabtei Europas und beherbergt in ihren Mauern noch 11 Mönche. Man kann also durchaus von einem „üppigen Wohnraum“ sprechen.
Aber es geht uns ja heute hauptsächlich um die Burgen und da haben wir auch bereits unseren ersten Protagonisten, die Fürstenburg, welche der kleinen Ortschaft Burgeis ihren Namen gibt. Im 13. Jahrhundert wurde sie gebaut und heute dient sie als Fachschule für Land- und Forstwirtschaft.
Wichtig bei unseren Touren und eigentlich bei all unseren Aktivitäten ist die Nahrungsmittelaufnahme. Übergänge hin zu Genussmitteln sind dabei fließend. Alteingesessene Leserschaft weiß Bescheid.
Also – wer bereits etwas länger unterwegs sein sollte und Hungergefühle oder einfach nur die Lust auf eine Pause aufkommt, der sollte unmittelbar zu Beginn der Ortslage Mals links auf den Parkplatz der Osteria Vinterra abbiegen und hier Verpflegung aufnehmen. Echt lecker. Immer wechselnde Tagesgerichte und die Tatsache, dass die Kundschaft größtenteils aus Einheimischen besteht ist aussagekräftig hinsichtlich der Qualität der Küche.
Dann geht es weiter auf unserer Burgentour im Vinschgau und die nächste dieser Burgen ist nur schwerlich zu übersehen. Die Churburg in Schluderns. Das Renaissanceschloss aus dem 13. Jahrhundert beherbergt die größte Rüstkammer in Europa. Wer Gefallen oder Interesse an ritterlichen Rüstungen hat, der ist hier gut aufgehoben und kann hier wertvolle Exponate bestaunen. Teilweise bis zu 50 kg schwer. Kein leichtes Leben als Ritter.
Insofern verwundert es auch nicht, dass die Ortschaft Schluderns Austragungsort der Südtiroler Ritterspiele ist. Termin für 2024: 16. – 18.08.2024 am Fuße der Churburg.
Von der Churburg aus können wir auch einen Blick auf die gegenüberliegende Burgruine Lichtenberg werfen. Die Festung war bis 1513 im Besitz der Grafen von Tirol. In der Folge ging es in den Besitz der Grafen Khuen-Belasi über, deren Stammsitz heute das Schloss Englar in St. Michael bei Eppan ist. Übrigens mit Hotelbetrieb, für den Fall, dass jetzt jemand noch eine „Bleibe“ für die Nacht sucht.
Wir waren ja bereits bei dem Themenfeld „Nahrung“ und was damit in Verbindung steht. Eis geht bei mir immer und die jetzt nächstgelegene Option sich mit einem leckeren Eisbecher zu belohnen ist, die Abzweigung in Richtung Prad am Stilfserjoch zu nehmen. Hier dann nichts wie rein in die Euro Bar und es sich gut gehen lassen. Übrigens – beim letzten „Alpenmasters“ 2023 konnte man hier auch die Testcrew der Fachzeitschriften beim Eisschlecken treffen.
Sollten wir die „Mittagszeit“ bereits erreicht haben und die Tendenzen gehen eher in Richtung „herzhaft“, dann biegen wir in der Ortslage Eyrs an der Ampelanlage rechts in Richtung Tschengls ab. Hier legen wir Rast ein im Sport Bistro an der Sportanlage Eyrs. Der absolute Geheimtipp und von Einheimischen immer stark frequentiert, weil Preis- Leistungsverhältnis nahezu unschlagbar ist. So wie die vielseitige Küche. Man glaubt es kaum, dass die verschiedenen Geschmacksrichtungen Pizza, Burger und asiatische Küche zusammenpassen und auf gleich hohem Niveau präsentiert werden können. Hier klappt es – Empfehlung von uns: Unbedingt ausprobieren.
Ein Steinwurf entfernt haben wir jetzt noch die Tschenglsburg. Seit 1860 in Privatbesitz und heute ein Gasthaus.
Jetzt geht es an dem berühmten „Marmorort“ Laas vorbei und bei Kortsch öffnet sich wieder einer dieser tollen Blicke hinein ins Tal.
Wir schauen auf Schlanders. In der Ortslage finden wir die Schlandersburg, die heute die Bibliothek beherbergt. Der Umbau zu dem Renaissanceschloss, wie wir ihn heute sehen, erfolgte im 16. Jahrhundert.
Weiter geht es und nur wenige Kilometer weiter fühlt man sich an das „tapfere Schneiderlein“ und die „7 auf einen Streich“ erinnert. Okay – auf 7 kommen wir jetzt nicht aber in unmittelbarer räumlicher Nähe finden wir 4 Burgen respektive Schlösser.
Annenberg, Goldrain und die Burgen Obermontani und Untermontani.
Das burgähnliche Schloss Annenberg liegt imposant auf 1.039 m Höhe am Sonnenberg.
Darunter, in der Ortslage von Goldrain, liegt das namensgebende Schloss Goldrain, welches heute als Bildungs- und Tagungsstätte dient.
Gegenüberliegend haben wir die beiden Montaniburgen oberhalb von Morter.
Errichtet wurden die beiden Burgen etwa im 13. Jahrhundert. Hier wurde eine der ältesten Original-Handschriften des „Nibelungenliedes“ gefunden. Datiert auf das Jahr 1323. Der Minnesang wurde großgeschrieben in den Burgen des Vinschgau. Irgendwie musste man sich ja die langen und kalten Winterabende verkürzen. Diese Handschrift befindet sich jetzt in der Berliner Staatsbibliothek.
Nur wenige Kilometer weiter sind wir im Ort Kastelbell. Namensgeber für den Ort ist das imposante Schloss auf einem Felsen oberhalb des Dorfes. Wer sich über die alte Römerstraße „Via Claudia Augusta“ kundig machen möchte, die auch Namensgeberin der durch das Etschtal verlaufenden Fahrradroute ist, der ist hier in der Ausstellung richtig.
Wieder sind es nur wenige Kilometer, die uns von unserem nächsten Highlight trennen. Die Burg Juval, unmittelbar am Eingang zum Schnalstal, ist Sommersitz von Reinhold Messner, der Bergsteigerlegende aus dem Villnösstal.
Messner hat in dem mittelalterlichen Schloss, welches um das Jahr 1278 erbaut worden ist, eines seiner Museen eingerichtet. Eine umfangreiche Sammlung von Exponaten aus Tibet, sowie viele Bergbilder, Masken und sogar Artikel aus seinem privaten Bereich gibt es hier zu bestaunen.
Wie sieht es aus? Sehr viel neues erfahren und von der Schlossbesichtigung ermüdet oder unterzuckert?
Dann hinein nach Naturns und im Cafe Anny in der Ortslage einen feinen Eisbecher geschlemmt. Egal welcher – alle sind fein. Mein Favorit: Der „Jumbo“. Ersetzt kalorientechnisch mehrere warme Mahlzeiten und ist echt lecker.
Oberhalb von Naturns blicken wir auf die Burg Hochnaturns. Wie fast immer im Vinschgau hatten die Grafen von Tirol ihre Hände mit im Spiel beim Bau im 12. und 13. Jahrhundert.
Bei Partschins sind wir eigentlich an den Grenzen des Vinschgau angelangt. Aber da wir es heute ja mit Schwerpunkt auch mit Burgen und Schlössern hatten nehme ich es geografisch nicht so genau.
Wir schauen im Grunde genommen jetzt schon auf Meran. Und da bleibt euch gar nichts anderes übrig als der Burg, die namensgebend für die ganze Region Tirol ist, einen Besuch abzustatten.
Ähnlich sieht es aus mit dem Schloss Trauttmansdorff, welches man mit seiner Gartenanlage auch unbedingt gesehen haben muss.
Also Leute – es warten hier noch auf euch: Schloss Tirol und Schloss Thurnstein, sowie Schloss Trauttmansdorff und Schloss Schenna.
Es müssen nicht unbedingt immer die Kehren der Pässe sein. Die Bauwerke der Region geben uns auch etwas für die Ewigkeit. Probiert es einfach aus – man muss es gesehen haben.