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Vedi Napoli e puoi muori! Neapel sehen und sterben! Angeblich soll der deutsche „Vorzeigepoet“ Goethe dies, bei seinem Besuch in der süditalienischen Stadt, gesagt haben.

Also – organisch geht es mir bislang noch gut und unser Besuch in Neapel liegt nun bereits einige Wochen zurück. Das ich im Kopf anders „ticke“ als „normale Menschen“ steht nicht in einem kausalen Zusammenhang mit unserem Aufenthalt in Neapel. Verrückt war ich bereits vorher und das ist auch gut so. Lebendig bin ich, nach Stand der Dinge, ebenfalls. Somit ist ein zeitnahes Ableben des geneigten Betrachters der Stadt, nach einem Besuch Neapels, nicht die zwingende Folge.

Es scheint sich demnach eher um eine Metapher des deutschen Dichters gehandelt zu haben, dass Neapel in seiner Schönheit und Pracht erlebt zu haben, von nichts im späteren Leben eines Menschen mehr übertroffen werden kann.

Das lassen wir zunächst einmal unkommentiert im Raum stehen.

Wir hatten ja gerade erst die Sache mit touristischen Höhepunkten im Zusammenhang mit den Cinque Terre thematisiert. Kommen wir also jetzt zu der Amalfiküste und der sagenumwobenen Küstenstraße Amalfitana. Um 1850 eröffnet hat die SS 163 von Sorrent bis Vietri sul Mare natürlich etwas. Traumhafte Ausblicke und eine wunderschöne Streckenführung, die uns kurvenreich an der Topographie der Küste entlangführt.

Stopp! Traumhaft für Sozius oder Beifahrer, sollten wir die Route vielleicht stilecht im Fiat 500 oder einem Alfa Spider befahren. Mit einem Zweirad raten wir zu einem Scooter. Die in Italien beliebten 150er sind dabei völlig ausreichend.

Ansonsten ist das Befahren des Mittleren Ringes um München zur Haupturlaubszeit stressfreier als eine Tour mit einem Motorrad entlang der Amalfitana. Natürlich ist alles auf der Welt Geschmacksache. Aber ich würde jetzt „Topfschlagen in einem Minenfeld“ auch nicht als Belustigung für einen Kindergeburtstag vorschlagen.

Nicht falsch verstehen! Die Amalfiküste gehört nicht umsonst zum Weltkulturerbe und bietet wunderbare Aussichten auf die Küste und die umliegenden Dörfer. NUR – als Motorradtour für jemand, der gerne entspannt einen sauberen Strich fährt und dabei Strecke und Kurven im Vordergrund stehen, für den ist die Amalfitana denkbar ungeeignet. Man steht mehr, als das man fährt.

Wer aber sagt: „Das nehme ich in Kauf. Ich will einfach die Region kennenlernen und die Landschaft genießen“ – Der fährt die Amalfitana entlang und lässt die Fahrdynamik außer Acht.

„Alles nicht so wichtig. Ich schaue mir Amalfi an und Umgebung an und rolle längs der Küste mit permanentem Meeresblick.“

Dann genießen wir in Amalfi das wilde Treiben an der Uferpromenade und dem kleinen Hafen und in Vietri sul Mare betrachten wir die schönen Keramiken in Verbindung mit der Altstadt des Ortes.

Unter diesem Aspekt kommen wir auch bei Hochbetrieb an der Amalfiküste auf unsere Kosten.

Aber wir haben ja noch weitere Protagonisten in räumlicher Nähe zu Neapel.

Einer dieser Hauptdarsteller ist zweifelsohne der Vesuv. Der 1.281 m hohe aktive Vulkan zieht jeden in den Bann, der sich in der Nähe von Neapel aufhält. Bis 79 n. Chr. war der Berg noch um einiges höher. Bei dem berühmten Ausbruch, der von Plinius dem Jüngeren beobachtet und dokumentiert wurde, hatte es den Gipfel des Berges regelrecht weggesprengt und die Städte Pompeji und Herculaneum verschüttet.

Die Neapolitaner haben mit der ständigen Bedrohung durch den aktiven Vulkan leben gelernt. Und ein touristischer Anziehungspunkt ist der Vesuv allemal. Für mich ist der Vesuv das Wahrzeichen Neapels. Aus jeder Fahrtrichtung kommend wirkt er wie DAS Denkmal der Stadt.

Und das Bad an der Küste im Meer, mit dem Vesuv als Hintergrund, wird uns auf ewig im Gedächtnis bleiben.

Die Zufahrt hinauf zum Krater bietet dem Betrachter einen fantastischen Blick auf die riesige Stadt Neapel und die Bucht. Einen schöneren Blick, um Neapel als Ganzes zu sehen, wird es kaum geben.

Für Seismologen ist der Vesuv aber nicht einmal der „Titelheld“ in Sachen vulkanischer Aktivität in der Region rundum Neapel.

Die Phlegräischen Felder unmittelbar bei Neapel werden, mit ihrer hohen vulkanischen Aktivität, als Supervulkan eingestuft. Ihre räumliche Ausdehnung beträgt ca. 200 km2. Also ein riesiges Gebiet in dem nicht nur die Einwohner Neapels, sondern in den Randgebieten etwa 350.000 Menschen leben.

Hätten wir nicht den Hintergrund zu den Phlegräischen Feldern gehabt, dann wäre unser Eindruck an dem Aussichtspunkt, den wir angefahren hatten, mehr als zwiespältig gewesen.

Die „Rauchwolken“ im ungastlichen Niemandsland hätten auch von einer „illegalen Müllkippe“ stammen können auf der Altreifen verbrannt werden.

Hat man jedoch die aktuellen Ergebnisse von Fachleuten im Hinterkopf, die auf den Phlegräischen Feldern Gesteine und eine Magma-Art gefunden haben, die mit der vom letzten großen Ausbruch im Jahr 1538 übereinstimmt, dann begegnet man der „Müllkippe“ mit dem nötigen Respekt und Ehrfurcht.


Sollten sich diese beiden schlummernden Riesen Vesuv und Phlegräischen Felder überlegen auszubrechen, dann ist es besser nicht in räumlicher Nähe zu den „Kollegen“ zu sein. Gruß an die Influencer: Auch nicht um Selfies zu machen!

Wie steht es nun um den Satz: Neapel sehen und sterben?

Italien ist wie ein riesiges Mosaik, welches ein wunderschönes Gesamtbild ergibt. Neapel und die Region um diese riesige Stadt sollte man einmal gesehen haben. Aber sie ist in dem Gesamtmosaik Italien nur ein kleines Bausteinchen.

Jedoch wäre das Bild eben nicht komplett, wenn dieses Mosaiksteinchen fehlen würde. STERBEN müsst IHR aber nicht. Dafür gibt es in Italien noch viel zu viel zu sehen. Also auf geht es Leute! Macht Euch selbst euer Bild über Italien und fügt dem großartigen Mosaik Italien das Mosaiksteinchen Neapel und Umgebung hinzu.