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Heute machen wir uns wieder auf den Weg zu einer wunderschönen Runde. Eigentlich sind alle unsere Touren auf ihre Art wunderschön, aber die heutige hat wieder einmal etwas Besonderes.
Zunächst besuchen wir die Eidgenossen und rollen aus Schlanders hinaus in grobe Richtung Reschenpass um alsbald der Beschilderung in die Schweiz bzw. Taufers im Münstertal zu folgen.
Unsere bekannten Anlaufstellen in Glurns lassen wir dabei außer Acht, da wir noch einiges an Kilometern vor uns haben. Genuss pur – versprochen.

Der erste Pass für heute ist unser alter Bekannter der Ofenpass, den wir mit Schwung nehmen und unseren Weg in Richtung Zernez fortsetzen.
Die folgende Orientierung fällt uns wirklich leicht und funktioniert auch ohne Navigationssystem. Einfach der Beschilderung nach St. Moritz folgen.
Falls jemandem etwas bekannt vorkommen sollte, dann liegt es wahrscheinlich an dem Umstand, dass wir diese Route bei unserer Rückfahrt vom Albulapass genommen haben. Das ist aber Schnee von gestern. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Bei Samedan ist dann bereits Pontresina und der Berninapass ausgeschildert. Also schlagen wir uns links ab in die Berge. Kaum zu glauben, aber Pontresina liegt bereits auf 1.805 m in einem Seitental des Oberengadins unweit des Berninamassivs mit seinen zwei bekanntesten Gipfeln dem Piz Palü und dem Piz Bernina. Der ist mit seinen 4.049 m der höchste Gipfel der Ostalpen. Allemal beeindruckend was sich hier vor einem auftürmt. Garniert das Ganze mit dem Blick auf den Morteratschgletscher.


Laut Fachleuten soll der Morteratsch vor ca. 10.000 Jahren bis nach Pontresina gereicht und eine dicke Eisschicht von 150 m umfasst haben. Vor ca. 7.000 Jahren soll dieser Bereich der Ostalpen aber auch schon einmal komplett eisfrei gewesen sein. Klimawandel gab es also schon immer. Vielleicht nehmen wir Menschen uns, wieder einmal, zu wichtig. Der Planet wird mit dem Problem fertig. Sowohl mit dem Problem Klimawandel als auch mit dem Problem Mensch. Einfach einmal mit einem Dinosaurier sprechen.
Für uns geht es weiter aufwärts auf den Passo del Bernina, der das Bündner Land in der Schweiz mit dem italienischen Veltlin verbindet. Nicht wundern, wenn sich auf unserem Weg ein weiteres „Schweizer Klischee“ erfüllt und einem mit der Berninabahn auf dem Weg zum Gipfel eine Schweizer Eisenbahn begegnet. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe seit 2008 und mit ihren 7 % Steigung eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Alpen. Die Höchste ist sie ohnehin. Eine Adhäsionsbahn, auch Reibungsbahn genannt, ist eine Eisenbahn, deren Antrieb alleine über die Haftreibung der Räder erfolgt. Zahnradbahnen können das Ganze noch ein paar Prozente steiler.

Auf der Passhöhe ist erst einmal Pause angesagt. Der Blick ist einmalig und muss natürlich für das digitale Poesiealbum verewigt werden.
Außerdem sind wir bereits eine Weile unterwegs, soll heißen der Feinkostcontainer ruft nach einer Füllung. Das kleine und gemütliche Restaurant Cambrena auf der Passhöhe lacht uns regelrecht an.

Also nichts wie auf die Terrasse und eine Portion Capunet bestellt. Die Schweizer Spinatspätzli werden mit gewürfelten Kartoffeln, Knoblauch und mit Käse überbacken in einem Topf serviert. Wie bei der Schweizer Oma zu Hause und schmecken wirklich köstlich. Also – Empfehlung von Flying Haggis bei einer längeren Pause auf dem Bernina.

Gut gestärkt geht es dann weiter über den Forcola di Livigno hinein in das Tal des Zollausschlussgebietes Livigno. Schöner Nebeneffekt – wir tanken ohne Mehrwertsteuer die Maschine nochmals auf. Insbesondere die Architektur der kleinen Steinhäuschen wirkt auf uns oftmals wie aus der Zeit gefallen. Einfach schön und an unserem Besuchertag war das Tal auch nicht überlaufen.


Im Winter ist Livigno eine Langlaufhochburg. Die Gemeinde tritt auch als Sponsor bekannter Wintersportler*innen auf.
Wir wollen weiter und wenden uns in die grobe Richtung nach Bormio. D. h. für uns wieder aufwärts auf den Passo d`Eira und Foscagno. Den Eira übersieht man gerne, weil einem auf dem Weg über den Foscagno gar nichts anderes übrig bleibt als darüber zu fahren.
Die Wegstrecke ist wieder ein absoluter Traum. Streckenführung schön und die Ausblicke einmalig.

Wer am Morgen wirklich zeitig losgefahren ist und insofern noch ein ausreichendes Zeitfenster zur Verfügung hat, der kann bei Isolaccia in der Ortslage noch in Richtung Passo di Fraele abbiegen und zum Lago di Cancano aufwärts fahren. Da es eine Sackgasse ist bedeutet dies irgendwann wieder denselben Weg zurück.
Wir folgen kurz vor Bormio der Beschilderung in Richtung Stilfserjoch und fahren wieder bergauf.

Wenn man hinauf auf den Gipfel schaut und bedenkt, dass sich im Winter die Abfahrerelite, wie das Südtiroler Idol Dominik Paris, hier den Abfahrtshang des Stelvio bis fast in die Ortslage hinabstürzen, wird mir allein beim Gedanken schlecht. Aber jeder wie er es mag.
Wir fahren also den Stelvio aufwärts, könnten bei der Abzweigung kurz vor der Passhöhe nochmals einen Schweizer Schlenker über den Umbrail machen, was wir aber nicht tun und rollen auf die Passhöhe.

Dort gönnen wir uns noch zwei Cappuccini und wedeln dann das Stilfserjoch auf der Südtirolerseite abwärts in Richtung des namensgebenden Ortes Stilfs. Bei Prad sind wir dann nur noch wenige Kilometer auf der Staatsstraße von unserem Ausgangspunkt Schlanders entfernt. Ein Katzensprung.
Und dann lassen wir wieder die Tour bei einem guten Essen oder einem schönen Glas Lagrein auf der Terrasse Revue passieren. Schön war`s.
Viel Spaß beim Nachfahren!
