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Unsere neue Heimat ist ein asphaltgewordener Motorradtraum. Einmal natürlich wegen der Menschen und der traumhaften Gegend. Aber auch weil man sich hier unten in Südtirol, Trentino, Belluno und Veneto als Motorradfahrer einfach nicht „verfahren“ kann.

Das ist super! Denn auch wenn man eine Abzweigung übersieht und den eigentlich vorgeplanten Weg verpasst und eine andere Strecke nimmt, es kommt immer wieder zum gleichen faszinierenden Ende. Man fährt eine traumhafte Strecke, mit neuen Eindrücken, tollen Bildern und Erinnerungen. Und am Ende hat man in seinem Portfolio an Motorradstrecken eine unendliche Sammlung an Varianten, die man miteinander kombinieren und verbinden kann.
So etwas machen wir heute. Könnt ihr euch noch an unsere Traumrunde Passo Rolle, Brocon und Manghenpass erinnern? Wenn nicht ist das kein Problem. Schließlich könnt ihr sie hier auf der Blogseite nochmals nachlesen und recherchieren.

Aber wir sind ja mit kombinieren beschäftigt. Und so fahren wir heute einfach zunächst in Richtung des besagten Passo Rolle und ca. 9 km vor der Passhöhe biegen wir bei Paneveggio links ab, um der schmalen Streckenführung zum Passo Valles zu folgen. Knapp über 2.000 m geht es nun für uns nach oben.

Oben heißt für uns dann konkret, dass wie sämtliche Klischees aus Berg- und Heimatfilmen erfüllt sehen.

Eine kleine pittoreske Kapelle auf der Anhöhe. Kühe auf der Almwiese mit Glockengeläut und ein wunderbarer Blick in die Ferne. Der Passo Valles liegt im Nationalpark Paneveggio. 2003 war der Valles Bestandteil einer Bergetappe des Giro d`Italia. Damals ging es vom Rolle über den Valles zum San Pellegrino mit der tollen Abfahrt hinab nach Moena.


Falsch machen können wir auch jetzt nichts, also rollen wir talabwärts in Richtung Falcade. Und unser nächster Darsteller ist auch schon ausgeschildert. Es geht zum Passo San Pellegrino, im Süden der bekannten Marmolada gelegen. Im Winter ein stark frequentiertes Skigebiet, haben wir jetzt bei der Auffahrt den ein oder anderen Fahrradfahrer als Begleiter auf der Strecke.

Apropos Begleiter. Euer Erzähler hat bei der Auffahrt zum Rolle und Valles nicht schlecht gestaunt, als ein „ziemlich durchtrainierter“ Sportler auf seinen Langlaufrollski den Rolle aufwärts strebte. Mit streben meine ich, dass Radfahrer schon Probleme hatten sein Tempo zu halten. Was einem hier in den Bergen und auf den Pässen an ambitionierten Sportlern begegnet ist schon bemerkenswert. Wahrscheinlich erkennen wir den Burschen bei der nächsten Winterolympiade bei irgendeiner Langlaufdisziplin wieder und können dann sagen: Hey, den Jungen haben wir beim Sommertraining in den Bergen gesehen.
Wie bei der Giro-Bergetappe 2003 geht es jetzt für uns vom San Pellegrino abwärts nach Moena ins Fassatal. In Vigo di Fassa ist der nächste Protagonist unserer heutigen Tour bereits ausgezeichnet. Der Karerpass – traumhaft an den Hängen des Latemar gelegen und Grenze zwischen Südtirol und Trentino. Unten im Fassatal hört er noch auf seinen Namen Passo Costalunga. Wir fahren ihn, von hier unten aus dem Fassatal kommend, lieber bergauf, als aus der Richtung Bozen kommend. Irgendwie ist der Streckenverlauf und die Ausblicke für uns harmonischer. Aber – wie so oft im Leben ist alles Geschmacksache.

Je nach Zeitfenster kann man jetzt sogar noch eine kleine Extra-Schleife einbinden und macht noch einen „Schlenker“ über den Nigersattel und dann am Schlern vorbei abwärts ins Eisacktal.
Wir fahren am Karersee vorbei, werfen schnell einen Blick auf den „Regenbogensee“ oder „Lec de Ergobando“ wie ihn die Ladiner nennen. Das die wunderschöne Wasserfee von einst noch den See bewohnt steht bei dem Touristentrubel allerdings nicht zu erwarten. Wahrscheinlich sitzt sie oben am Rosengarten an der Tafel vom Zwergenkönig Laurin und beide wünschen sich die Ruhe früherer Zeiten zurück.

Wer unser heutiges Motto „Ich kombiniere“ noch auf die Spitze treiben will, der kann bei Birchabruck noch in Richtung Eggental abbiegen. Denn wie heißt es so schön bei der Definition? Eine Kombination ist eine sinnvolle Verbindung unterschiedlicher Dinge oder eine geistige Verknüpfung. Und wenn eine Verbindung oder Verknüpfung von mehreren schönen Motorradstrecken nicht sinnvoll ist – WAS DANN?
Viel Spaß beim Nachfahren.
