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Wenn ich in unserer Region mit dem Motorrad unterwegs bin ist für mich auffällig, dass wieder viele in Gruppen auf ihren Maschinen durch die Lande fahren.
Das ist gut. Der Mensch ist ein Herdentier und was gibt es „Schöneres“, als seine eigene Passion mit Gleichgesinnten zu teilen. Auch das gemütliche „Benzingespräch“ in den Pausen hat etwas „Entschleunigendes“ für unseren stressigen Alltag.
Sagt nicht schon das „Kölsche Grundgesetz“ unter § 6 Jeder Jeck es anders (jeder Mensch ist anders). Soll heißen: Der eine meditiert zum Ausgleich und zur Entspannung und der oder die andere fährt eben mit seinem Motorrad und schafft sich hier seinen seelischen oder vielleicht auch körperlichen Ausgleich.
Wenn ich eine „ausgeglichene Gruppe“ mit ihren Motorrädern vor mir „sehe“, so habe ich Spaß daran dieser Gemeinschaft beim Fahren zuzusehen. Wunderbar versetzt auf der Geraden folgen SIE beim Kurvenverlauf wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen der Kurvenlinie des Frontmannes, um anschließend wieder versetzt aufzufächern. Beim Überholen zieht das überholende Gruppenmitglied bis zum rechten Fahrbahnrand und lässt so seinem/er Nachfolgenden ausreichenden Raum zum „Einscheren“.
Wie würden jetzt „Sozialwissenschaftler“ sagen, ein perfektes „Schwarmverhalten“. Jede/r achtet zwar auf sich, aber auch auf sein Gruppenmitglied und so haben ALLE eine wunderbare Ausfahrt.
Die Gruppe ist auch strukturiert. Vorne der „alte Hase“ oder die „alte Häsin“. Hier fährt, wer die Streckenkenntnis hat und „seine Gruppe auch einschätzen kann“. Hinter dem „Leittier“ fährt entweder das „schwächste Moped“ oder aber derjenige, welchem es noch an Fahrpraxis mangelt oder „vielleicht einfach an diesem Tag“ ein wenig unsicher ist. Das ENDE macht dann wieder ein „alter Fuchs“, der auch mal ein Loch zufahren kann (aber nicht zwingend muss) und auch weiß WO die „Reise heute hin geht“. DER hält auch Kommunikation mit seinem Frontmann mit Lichthupe, Handzeichen oder „neuen Kommunikations-mitteln“ und signalisiert „Alles ok – ALLE sind dran“.
Ja, das ist die GRUPPE, bei der es Spaß macht zuzusehen!
Im Vergleich zu früheren Zeiten sehe ich diese homogenen Gruppen aber leider immer seltener. Stattdessen fliegen oftmals „Kolonnen“ durch das Orbit denen jegliches Zusammengehörigkeitsgefühl abhandengekommen ist oder es war NIE richtig vorhanden. Um WAS geht es bei einer GRUPPE, wenn die Nr. 1 an einem Auto „vorbeisegelt“ und anschließend weiter derart am „Kabel zieht“, dass der Anschluss der Gruppe „abreißen muss“? Glorifizierung des eigenen Fahrkönnens? Findet MAN in der Gruppe ansonsten keine Achtung oder Beachtung?
Was kommt jetzt → Nr. 2 zieht hektisch nach! Ich muss hinterher. Ich weiß ja gar nicht wo es heute überhaupt hingehen soll? Jetzt hat er es geschafft und „jagt“ nun seinem Frontmann hinterher, den er noch schemenhaft drei Kurven weiter wahrnimmt.
Man kann jetzt nur hoffen, dass die Gruppe nicht bis Nr. 5 geht, denn DER ist jetzt abschließend wirklich unter Druck. Macht er das „Spiel“ mit? Ist der „Gruppenzwang“ derart, dass er jetzt sein eigenes Limit überschreitet? Ist diese Gruppe noch harmonisch und geht es hier noch um die „Lust am Fahren“ ODER sind wir bereits wieder bei „Ich hab` den Längsten“ angekommen?
So jetzt stehen SIE alle da! Die Nr. 1 ist wieder zurückgefahren, nach einer „Zigarette“, weil „seine Jungs“ nicht ankamen. DIE stehen bereits seit Minuten neben ihrer Nr. 5, der neben seinem Motorrad liegt, weil ihm nicht nur sein Fahrkönnen, sondern abschließend auch die Straße ausging.
JETZT sind SIE wieder alle vereint. Aber auch vereint mit ihrer Unkenntnis in Sachen Erstversorgung am Unfallort. Wann war nochmal „unser“ letzter Erste-Hilfe-Kurs?
Motorradfahren in der Gruppe hat auch etwas mit sozialer Kompetenz zu tun, zumindest für mich. Wenn ich bei einer Tour nur an mich und mein „Vorwärts-kommen“ denke, dann kann ich auch alleine fahren. Bin ich in der Gruppe unterwegs dann denke ich nicht nur an MICH, sondern auch an ALLE anderen die vor oder hinter mir fahren. Und wenn man seine „Mitstreiter“ bereits besser kennt ist es oftmals auch so, dass man nicht nur AN sondern auch FÜR sie mitdenkt. Aber DAS gehört in einer homogenen Gruppe einfach mit dazu, denn vielleicht muss auch mal EINE/R für Flying Haggis mitdenken, wenn ER nicht so ganz bei der Sache ist!
Perfekt auf den Punkt gebracht und genau der Grund, warum ich nicht mehr gerne in größeren Gruppen fahre.
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Hallo Bernd,
komme gerade von einer meiner „Schleifen“ zurück und bei Longkamp hat es wieder einen „Holländer“ aus der Gruppe heraus erwischt. Vielleicht wäre es für den ein oder anderen Anbieter von Sicherheitstrainings eine IDEE die Geschichte für „Gruppen“ anzubieten? Die Dynamik in der Gruppe ist für Viele einfach nicht gesund.
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Danke für den Beitrag. Gut, dass du das thematisierst. Hoffentlich lesen den Beitrag auch viele. LG sozia on tour
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Hallo Sozia on Tour,
Danke für die positive Rückmeldung. Ich denke Diejenigen die es angeht lesen es nicht ODER verstehen nicht den Hintergrund. Sei`s drum – es war mir ein Bedürfnis. Apropos Bedürfnis – Hier ist eine Adresse für EUCH in Sachen „Elsass“! Das Lokal liegt zwar in den Hochvogesen – dafür sind aber die Ziele der „Begierde“ wie Col de la Schlucht und Grand Ballon nicht weit weg:
http://www.chalet-des-roches.com/
Grüße Flying Haggis
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Und es gibt sie noch! Ich habe es letztes Jahr, die erste Motorradsaison meines Lebens mit 13.000 km, bei meiner ersten Fahrt in der Gruppe so kennen- und lieben gelernt. Die drei Frischlinge hinter dem Guide, ab dann nach dem System Belgischer Kreisel. Mit 25 Leuts in die Vogesen? Mit 30 nach Verdun? Kein Problem! Die Gruppe reißt ab? Egal, an der nächsten Abzweigung steht der nächste „Wegweiser“. Und bei der nächsten Raucherpause sind wir wieder beisammen, vom Besen gekehrt. Die Chancen stehen gut, dass auch weiterhin jeder von uns heil heim kommt!
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Hallo Bella 75,
WUNDERBAR, so gehört sich das und schön zu hören, dass es bei deiner „Kolonne“ noch nach den „alten Mustern und Regeln“ funktioniert.
Vogesen und Verdun?
Bist du mit den Saarbikern unterwegs?
Gruß und vielleicht sieht man sich mal unterwegs
Flying Haggis
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Ertappt, deshalb auch der Nick beim Namen.
Jepp, wir fahren gemeinsam los und kommen gemeinsam an.
Die Bilanz von 13.000 km des letzten Jahres mit meinen Mitfahrern:
1 Person abgebrochen wegen technischem Defekt
1 Person abgebrochen aus gesundheitlichen Gründen
1 Flachlieger mit Weiterfahrt
Das kann sich wahrlich sehen lassen.
Bei den größeren Gruppen gibt es vorweg auch immer eine Ansage, und auf wundersame Weise hat es bisher immer TOP funktioniert!
Ich gebe es ja zu: es braucht auch die passenden Leute dazu. Die habe ich gefunden. Und wenn „Neue“ dabei sind, passen sie sich an. Und die positiven Rückmeldungen der Touren sprechen für sich, wie z.B. gerade an Fronleichnam.
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SIE HABEN DIE MÖGLICHKEIT AN EINER VERKAUFSVERANSTALTUNG TEILZUNEHMEN
Ohje,ohje,ohje. Größere Gruppen sin mir ein Graus. Erst ma aus eigener Erfahrung. Is schon ne Weile her, da dachten wir, man könne mit 10 oder 12 Mopeds ne Tagestour von 400 km in die Vogesen unternehmen. Ja kann man, muß man aber nicht. Warum? Beim Start: he Leute ich muß nur noch tanken. Nach 46 km Lichthupe: ich glaub ich hab zu wenig Luftdruck im Reifen. Nach 58 km: ich muß mal kurz in die Büsche. KM 101: Raucherpause. KM 130: ich hab Hunger. KM 160: übrigens ich fahr seit 20 km auf Reserve. KM 230: hat sonst noch jemand Durst? Und so weiter und so fort. Ach ja: Ampeln. Hät ich beinah vergessen. Am Ziel angekommen war wirklich jedem klar, die Heimfahrt sieht ganz anders aus. Seit dem fährt jeder von uns nur noch in kleinen Einheiten von 2,3 und höchstens vier Mopeds durch die Gegend. Und die, die da unterwegs sind finden sich anhand desselben Fahrstils zueinander. Wie beschrieben das sind eigene Erfahrungen. Dann gibt es noch die Beobachtungen die ich mache wenn ich größere Gruppen sehe. Da trudeln doch tatsächlich mehrere Tausender wie ein Bremsklotz vor einem Linienbus herum. Oder ich rolle auf eine Niederländische Reisegruppe auf. Der hintere Reiseleiter gibt mir ein Zeichen: du kommst hier nicht vorbei und er beschützt seine Gruppe indem er sich unglaublich breit macht und sogar in engen , unübersichtlichen Rechtskurven auf die Gegenfahrbahn fährt. Irre! Der war im vorherigen Leben wohl ne Katze und im Vertrauen auf seine sieben Leben unterwegs. Also Leute, müßen diese Gruppenreisen wirklich sein?
In einer Heitzdecke eingewickelt und auf einem Kaffeeberg sitzend grüße ich euch
euer Rudi Rüpel
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Oje, mit den ganzen negativen Erfahrungen kann ich zum Glück nicht mithalten. Wir treffen uns praktischerweise gerne an Tankstellen. Und wegen der „Saufmoppeds“ sind die Tanken schon eingeplant, ebenso die Rauchpausen, die vorzugsweise bei Büschen abgehalten werden.
Heute waren wir auch in einer „kleinen“ Gruppe von acht Leuten unterwegs, da durfte es mal zügiger sein.
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Hallo Isabell,
HALTE deine Gruppe „fest“ so lange es geht. Die Kolonne scheint gut zu sein und zu harmonieren. Warte noch ein paar Jährchen und DU wirst auch aus dem reichhaltigen Anekdotenschatz das ein oder andere Geschichtchen beitragen können, das deine Umwelt dann zum Kopfnicken und lächeln bringt. Zumindest die „motorradfahrende“ Umwelt. Die Restbevölkerung wird UNS wahrscheinlich NIE verstehen.
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Hallo Rudi,
es hat diesmal etwas länger mit der Antwort gedauert. Ich musste mir erst die Tränen wegwischen und zwar DIE vor Lachen. Irgendwie kommen mir die Szenarien so bekannt vor. Vor allem den selbsternannten Schutzengel der „Hilflosen“ glaube ich zu kennen. Entweder DER leidet an der Gabe der Persönlichkeitsspaltung ODER es gibt IHN, insbesondere in den „gelbgekennzeichneten“ Gruppen häufiger. Schließlich konnten die Gentechniker auch bereits Schafe klonen.
Jetzt hab` ich Angst!
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