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Ja so war das. Die Tour mit der S1000 XR war beendet und meine grundehrliche Meinung, dass der Funke irgendwie nicht richtig übergesprungen ist, hatte den Händler dazu veranlasst mich zu einem anderen Modell „zu ziehen“.
Jetzt stand ich da vor diesem Monument von einem Motorrad und der Auffassung des Händlers, dass dies jetzt genau das richtige Modell für meine Größe wäre. Die BMW 1200 GS Adventure stand vor mir und mit ihren Ausmaßen flößte SIE mir schon gehörigen Respekt ein. Was für ein Apparat! Neben IHR wirken andere Motorräder wie eine Dorfkapelle neben der Wieskirche.
Der Händler kann Gedanken lesen: „Setz´ Dich drauf und fahr` damit. Sobald die rollt geht alles wie von allein. Die kannst Du auf einem 3 m Feldweg in einem Zug drehen!“
Bis dato, so muss ich zugeben, hatte die Häufung an Testsiegen der bayrischen GS-Reihe eine Aversion meinerseits gegen diese Produkt verursacht. ABER – wie heißt es doch so schön: Wer niemals seine Meinung geändert hat, sollte überprüfen ob er noch Puls hat! Draufgesetzt und los geht es.
Die ersten Meter sind noch leicht geprägt von dem Respekt, die 263 kg vollgetankt mit sich bringen. Ca. 30 kg macht schon alleine der Tankinhalt in dem 30 Liter fassenden Spritfass aus, welches die Beine des Fahrers spreizt. Dabei fällt aber direkt auf, dass es nicht störend ist. Im Gegenteil – der Händler hatte recht – das Teil scheint tatsächlich für meine Konfektionsgröße wie gemacht.
Womit er ebenfalls recht hatte – die Kilos merkt man nicht. Die 1200er Adventure von BMW klappt in die Kurven ohne großen Lenkimpuls vom Fahrer. Auch Wechselkurven gehen mit einer frappierenden Leichtigkeit von der Hand. Man braucht keine lange Eingewöhnungszeit um mit der GS zügig unterwegs zu sein. Es kommt ein wenig dieses VW Golf-Feeling auf, Everybodies Darling. damit erklären sich mir schon fast die Verkaufszahlen dieses Produktes.
Gerade von der XR 1000 abgestiegen wird mir klar. Der bessere Landstraßenmotor werkelt hier gerade unter mir. Die 1170 ccm mit ihren 125 PS (bei 7.750 U/min) gepaart mit 125 Nm (bei 6.500 U/min) machen aus der 1200 GS Adventure ein richtig tolles Gesamtpaket. Dabei ist der Boxermotor derart elastisch, dass er in langsamen Spitzkehren ruckfrei untertourig ums Eck tuckern kann und ausgangs der Kurve die Maschine sauber ohne Drehmomentloch hochbeschleunigt. Das muss auf den Alpenpässen richtig Freude und Spaß bringen.
Apropos Alpenpässe. Frage an die beste Sozis von Allen: Wie geht es? Sitzt du gut? Antwort: Wie zu Hause auf der Couch! Weitere ergänzende Angaben zum Themenkreis Soziuskomfort erübrigen sich damit.
Ich hatte absichtlich einige ziemlich derbe „Rumpelpassagen“ auf der Teststrecke ausgesucht. Das semiaktive Fahrwerk, welches das Gewicht automatisch mit berücksichtigt, war auf Road eingestellt und dann gab es eine Überraschung. Die Adventure filtert wirklich jedes Schlagloch und jede Asphaltverwerfung derart weg, als ob sie nicht vorhanden wären. Auch eine Art den miserablen deutschen Straßenverhältnissen zu begegnen. Wahrscheinlich ist eine Tour mit einem Luftkissenboot ähnlich. Die GS Adventure ist die Sänfte unter den Reiseenduro.
Und was gibt es sonst noch? Der Schaltautomat funktioniert einwandfrei. Immer schön auf Zug die Gänge hochschalten und der Wechsel geht ohne Übergänge vonstatten. Und der Blipper? Obwohl in der GS das gleiche Produkt wie in der XR steckt benötigt der Blipper beim runterschalten, insbesondere in den tieferen Gängen, schon einen bewussten Kick. Ein sachtes Streicheln nimmt die Bayerin nicht als Aufforderung zum Gangwechsel an.
Ein wenig fehlt mir in der ein oder anderen zügig durchfahrenen Kurve die Rückmeldung vom Vorderrad. Ob das jetzt am Telelever liegt oder an der Bereifung kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich ist dieses mangelnde Gefühl nach zwei Tankfüllungen auch Geschichte. Der Michelin Anakee, den BMW als Erstausstattung auf der Adventure hat, kann mich nicht restlos überzeugen. Was würde die GS wohl alles anstellen, wenn mein Lieblings- und Referenzreifen, der Pirelli Scorpion Trail II, aufgezogen wäre? Gar nicht auszudenken.
Macht euch mal blau-weiße Gedanken in Sachen Bereifung und Erstausstattung beim BMW Marketing. Vielleicht sehen wir den Scorpion Trail II ja auf der Intermot in Köln auf der neuen 1250er. Wer weiß?
16.850,- Euro ruft BMW in der Grundausstattung für die GS 1200 Adventure auf. Will man dann die durchaus nützlichen Dinge wie Heizgriffe oder den Fahrmodi Pro, sowie Schaltassistent oder den Notruf „eCall“ (erinnert Ihr Euch noch an meinen Bericht zu DGuard?), dann schraubt man den Endpreis ganz zügig über die 20.000er Marke. Koffer-, Topcase noch dabei, was für eine Reiseenduro ja sinnvoll erscheint, dann sprechen wir auch schnell von Preisen jenseits der 22.000 Euronen.
Rückweg zum Händler. Wie ist denn jetzt dein Fazit? Der Funke ist übergesprungen. Die 1200 GS Adventure ist ein richtig gutes Motorrad. Jetzt gilt es langsam zu entscheiden. Es sind nur noch zwei Modelle im „Topf“. Die eine war die GS Adventure mit einer wirklich überzeugenden Gesamtleistung.
Hei Haggis,
jetzt lese ich doch tatsächlich in einem meiner Favoriten Blogs, die für mich seltsamste Aussage, die in so vielen Testberichten immer wieder zum Besten gegeben wird: die Kiste is zwar sauschwer aber wenn die mal rollt merkt man das nicht mehr.
Und ich denke jedesmal mannomann, tja aber wenn das Teil 160/180 Kilo wiegen würde, wem würde der Unterschied nicht auffallen? Von wegen merkt man nicht.
LIEBEn Gruß
rudi rüpel
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Rudi,
diese Fahrt hatte mich im tiefsten Inneren verstört. Natürlich merke ich ob ich mit der Monstro Piccolo von Petra unterwegs bin oder mit der GS Adventure. Vielleicht hätte ich besser formuliert, dass sich die Befürchtungen beim Anblick des Kampfsterns nicht bewahrheiten. Das Ding ist wirklich handlich. Das Gewicht merkst Du erst, wenn Du sie im Stand rangierst. Frappierend wie blau weiß das hinbekommen hat. Abschließend hat es aber dovh nicht gereicht. Kommt aber noch!
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Ja Haggis,
ich glaube dir auch alles was du sagst, nur kann ich es für mich nicht ganz nachvollziehen, da ich das ‚Teilchen‘ nicht gefahren bin. Nur stell dir doch mal vor das Gerät würde 180 Kilo wiegen. Wo wären dann deine Bremspunkte? Wie würde die Beschleunigung aussehen? Und würde es vielleicht noch besser ums Eck gehen? Weißt du was ich meine?
LIEBEn Gruß
rudi
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Klaro Rudi,
alles soweit verstanden. Auch wenn ich wirklich viel von der heutigen Ingenieurskunst in den einzelnen Manufakturen halte, so glaube ich dennoch, dass die Jungs auch bei all ihrem Können einen derartigen Bock nicht viel leichter hinbekommen. Man erwartet eine Reiseenduro mit allem Schnick und Schnack und DER wiegt eben etwas. Der wiegt auch bei einer Triumph Explorer UND DA merkst Du jedes Kilo. Gar kein Vergleich zu der GS Adventure. Ob das jetzt rein an dem tiefen Schwerpunkt des Boxers liegt kann ich nicht beurteilen, aber zwischen der BMW und der Triumph liegen WELTEN.
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