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Schlagwort-Archiv: Gavia

Angekommen

09 Freitag Feb 2024

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Auf und Davon

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Schlagwörter

Albula, Alpenmaster Pässe, Gampenpass, Gavia, Penserjoch

Es heißt: Wer ankommen möchte, der muss sich irgendwann auf den Weg machen.

Im Geiste hatten wir uns schon lange auf unseren Weg gemacht. Endgültig war es dann Ende November 2022 soweit mit dem Möbelwagen von Deutschland, wie einst Hannibal mit seinen Elefanten, über die Alpen. Okay – etwas weniger dramatisch und nicht mit dem martialischen Hintergrund.

Unsere Herzens-Wahlheimat hat uns in Empfang genommen und wir sind im wahrsten Sinne des Wortes auch angekommen.

Nein. Um es direkt vorwegzunehmen: Es hat nicht alles super und wunderbar geklappt. ABER – diese Dinge passieren eben, ähnlich wie man auch ungewollt eine Erkältung bekommt. Dazu muss man aber auch sagen, dass diese Vorfälle nichts mit Südtirol zu tun haben oder hatten, sondern, wie meistens in derartigen Fällen, von Einzelpersonen abhängen, die man dann eben zeitnah aus seinem Leben streichen muss.

So – jetzt aber weg mit diesem etwas schwierigen Thema und hin zu Erfreulichem. Wir haben unsere neue Heimat und die Umgebung mit allem was dazugehört erkundet. Zu Fuß, auf Langlaufski und natürlich mit unserer „Sissy“.

Wie ihr ja mittlerweile wisst ist unsere neue Heimat der Vinschgau und wir leben in der Nähe von Schlanders. Auf den Punkt gebracht kann man sagen: Einen besseren Ausgangspunkt für Touren jedweder Art gibt es nicht.

Wenn Ihr die „Anderstouren“ aus der zurückliegenden Saison Revue passieren lasst, dann werdet ihr sicherlich diese Meinung teilen.

Es war nicht eine Tour dabei, die nicht eine Fülle von tollen Erinnerungen, fantastischen Ausblicken und wunderbaren Strecken gebracht hätte. In Sachen Alpenpässe haben wir dabei in der Saison 2023 ein großes Paket geschnürt und ich werde jetzt, typisch deutsch, versuchen da eine Struktur hineinzubringen. Das gelingt mir natürlich nicht, weil es gar nicht gelingen kann. Wie bei der Quadratur des Kreises. Klappt auch nicht.

Okay – ich starte den Versuch und beginne mit der Entschuldigung an unsere neue Heimat Südtirol.

Der Pass, der für uns die Nr. 1 in der Saison war liegt nicht in Südtirol. Der Gavia war für uns das Highlight und die Streckenführung, sowie die Ausblicke einfach einmalig.

Der Gavia verbindet die Provinz Sondrio, ausgehend von Bormio im Norden, mit der Provinz Brescia und damit Ponte di Legno im Val die Sole, im Süden.

Zwischen den beiden Gipfeln des Corno dei Tre Signori (3.360 m) und des Monte Gavia (3.223 m) fährt man im Grunde genommen permanent staunend mit offenem Mund hindurch. Die schmale Streckenführung, insbesondere auf der Südrampe abwärts ins Val di Sole, ist nichts für Raser. Hier steht das Genießen absolut im Vordergrund und das ist genau der Grund warum wir Motorrad fahren und den Gavia derart in unser Herz geschlossen haben. Unser Platz 1.

Oweh – schon wieder Entschuldigung an Südtirol. Wir liegen mit Schlanders derart nah an den „Alpennachbarn“, dass ein Abstecher in die Schweiz einfach zu verlockend ist.

Unser Platz 2 ist der Albula. Und? Schon wieder nicht Südtirol. Es wird mir irgendwie peinlich.

Mit seinen 2.315 m Passhöhe gehört er nicht zu den „Riesen“, ist aber auch keiner dessen Höhe man unterschätzen sollte. Warum wir ihn lieben und auf Platz 2 setzen?

Der Albula ist unauffällig und infolgedessen gehört er nicht zu den wichtigen Protagonisten bei denen JEDER meint unbedingt seine Passhöhe erklimmen zu müssen. Das heißt: Wir haben bei unserer Fahrt hinauf auf den Albula unsere Ruhe. Egal ob wir von Tiefencastel anfahren oder von La Punt im Oberengadin.

Wie der Gavia gehört der Albula bei uns zu den Pässen, die wir über beide Rampen gerne fahren, weil beide Streckenführungen wunderschön sind und traumhafte Ausblicke bieten.

Warum kam jetzt der Hinweis, dass wir jeweils beide Streckenführungen zu den Pässen Gavia und Albula lieben? Weil es tatsächlich auch Pässe gibt, die man in oder aus einer bestimmten Fahrtrichtung für grandios hält und die jeweilige Alternative der Routenführung eher für durchschnittlich erachtet. Und genau von dieser Sorte habe ich jetzt zwei Pässe, die gemeinsam auf Platz 3 und damit auf dem individuellen Siegerpodest von Flying Haggis landen.

Ich versuche euch jetzt in meine Gefühlswelt eintauchen zu lassen, was bei meinem, manchmal etwas verwirrten, Geist nicht ganz so leicht ist. Okay – gehen wir metaphorisch mit einem musikalischen Hinweis an die Sache ran. Alle aus dem Bereich Hip-Hop und Rap sind wahrscheinlich jetzt bereits raus.

Kennt IHR noch die Glen Miller Band? Wenn nein – dann hört euch von der Glen Miller Band ihren Song „In the Mood“ an. Passender geht es einfach nicht, denn „In der Stimmung“ erschließt sich meine Platzierung für das Penserjoch von Sterzing aufwärts zur Passhöhe und für den Gampenpass von Lana aus hinauf auf den Pass.

Die Routenführung dieser beiden Strecken ist zu keinem Zeitpunkt fordernd, sondern einfach Entspannung, Spaß und Freude pur.

Legt Euch „In the Mood“ auf  die Playliste und mit dem Song in den Ohren schwingt ihr mit einem seligen Grinsen im Gesicht die beiden Pässe hinauf.

Ganz klar: Penserjoch und Gampenpass haben gemeinsam Platz 3 verdient.

Eigentlich könnte ich jetzt auch weitermachen. Mache ich aber nicht. Denn für mich steht de facto fest, dass man jetzt einfach keine weitere Rangliste mehr erstellen kann. Sicher – jeder hat seine Favoriten oder seine Favoritin und das ist auch vollkommen richtig so.

Das Problem ist aber eindeutig, dass die ganze Region hier unten bei uns, das wunderschöne Südtirol, Trentino, Belluno, die angrenzende Schweiz und auch der Veneto eine derartige Vielzahl von traumhaften Pässen und Strecken bietet, dass man mit einer „Platzierung“ in einer Hitliste keinem mehr ausreichend gerecht wird.

Und so sind sie, wie immer sie jetzt auch heißen, ob Stilfser Joch, Umbrail, Lavazè, Mendel, Fedaia usw. alle für mich auf Augenhöhe und immer, wirklich immer eine Tour wert. Hier findet jeder seinen Favoriten und seinen Platz 1. Und wenn nicht, dann ist es auch egal. Dann macht es so wie wir und schließt letztendlich ALLE in euer Herz.


Viel Spaß in unseren Bergen.



Und Platz Nr. 1 ist ………

06 Mittwoch Sept 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon

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Schlagwörter

Gavia, Stelvio, Tonale, Umbrail

Oftmals setzt oder stellt man sich ein Ziel und bei genauerer Betrachtung stellt man dann fest: Hoppla. Bis zu deinem eigentlichen Ziel liegt oder steht dir da aber einiges im Weg.

Dann kann man zu dem Schluß kommen, das mit dem eigentlichen Ziel einfach zu lassen, weil „zu anstrengend“. ODER – man sieht es als Anreiz und sagt: Was für ein toller Tag liegt da vor uns. Besser kann es doch gar nicht mehr kommen.

Genau ein solcher Tag liegt heute vor uns. Wir wollen auf den Gaviapass.

Kurzer Blick auf die Karte gefällig? Dem geneigten Betrachter wird sofort klar, soweit er Motorradfahrer ist, der Weg kann nur über den Umbrailpass und den Stelvio nach Bormio führen.

Da jetzt sicherlich jemand den „Klugscheißermodus“ anwirft und mich darauf hinweisen möchte, dass es Stilfserjoch heißt – Ist mir bekannt. Aber heute führt uns unser Weg über die Südwestrampe abwärts nach Bormio und dann ist es für mich der Stelvio.

Warum ist jetzt unsere heutige Anfahrt zum Ziel Gaviapass ambitioniert?

Der Umbrailpass ist mit seinen 33 Kehren und 2.503 m Höhe der höchste asphaltierte Straßenpass der Schweiz. Das Stilfserjoch mit 2.757 m der höchste asphaltierte Gebirgspass Italiens. Und die heute gewählte Südwestrampe steht mit ihren 39 Kehren den berühmten 48 Kehren der Nordseite nur unwesentlich nach.

Was hier de facto heute an KEINER Stelle zu kurz kommt ist die Aussicht, die wir genießen werden. Denn die ist mit phänomenal eigentlich nur unzureichend beschrieben.

Los geht es von Schlanders hinein in das Münstertal und dann aufwärts zu unserem ersten Protagonisten des heutigen Tages – dem Umbrail. Der Zugriff von der Schweizer Seite ist hier lediglich einseitig, weil auf der Südseite der Pass an der Stilfser Jochstraße endet und somit auf italienischer Seite unmittelbar bei den ehemaligen Zollstationen.

Zu unserer Linken können wir die etwa 3 km entfernte Passhöhe vom Stilfser Joch sehen. Wir biegen rechts ab nach Bormio und bleiben dann unweit auf einem Schotterparkplatz für einen Fotohalt stehen. Leute – Der muss sein. Ein Blick zum Niederknien. Einfach schön. Wenn das jetzt keine Endorphine auslöst und das Herz höher schlagen lässt, der ist kein Mensch. Oder man hat vergessen sich am Leben zu freuen – kann auch sein.

Die Kurvenkombinationen, die wir von oben schon bewundern können schwingen wir im Anschluss entspannt nach unten Richtung Bormio.

Der weitere Weg und damit unser heutiger Schwerpunkt der Tour, der Gavia, ist von Bormio aus leicht zu finden, weil bereits frühzeitig ausgeschildert.

Laut prähistorischen Funden nutzten Menschen diesen Übergang zwischen den beiden Gipfeln Corno die tre Signori (3.360 m) und Monte Gavia (3.223 m) bereits seit der Steinzeit. Für uns stellt er heutzutage den asphaltgewordenen Traum von Bormio im Valtellina ins Val di Sole nach Ponte di Legno dar.


Zunächst geht es für uns die Nordrampe aufwärts. Nach jeder Kehre, nach jeder Geraden, Ausblicke für die Ewigkeit und ein traumhafter Blick in die Berge.

Nach ca. 16 Kilometern legen wir eine Pause an einem kleinen Parkplatz ein. Blickfang ist hier ein pyramidenförmiges Monument mit einem großen Bronzeadler auf der Spitze. Denkmal für die gefallenen Soldaten im I. Weltkrieg, denn auch der Bereich um den Gavia war Schauplatz der furchtbaren Kämpfe zwischen den österreichischen Kaiserjägern und den italienischen Alpini. Im August 2004 fand man noch die gefrorenen Leichen von 3 Kaiserjägern unterhalb des Gipfels auf 3.400 m. Was hat sich die Jugend Europas und der Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angetan. Oder besser – was haben hasserfüllte alte Männer ihrer Jugend angetan. Hoffentlich haben wir aus unserer Geschichte ausreichend gelernt.

Die damals hier kämpfenden Einheiten werden wohl keinen Blick dafür gehabt haben, aber das Bergpanorama ist einfach fantastisch. Egal wohin man schaut majestätische Bergriesen, die auf einen niederblicken: Was störst Du kleines Menschenkind uns in unserer Ruhe?


Wir legen jetzt erst einmal eine Verpflegungspause im Rifugio Arnaldo Berni ein. Das Gasthaus hat seinen Namen von einem der italienischen Einheitsführer der Alpini, der seit einem Kampfeinsatz am 3. September 1918 als vermisst gilt. Die Leiche von Kapitän Berni wurde nie gefunden. Vielleicht geistert er noch hier oben in den Bergen herum und sucht seine Einheit. Schließlich wimmelt es auf Burgen auch von unsteten Schloßgespenstern.

Wir genießen jetzt die angenehm kühlen Temperaturen auf 2.560 m Höhe und ebenfalls unsere Pasta. La Nonna hat uns Tagliatelle Ragu di Cervo zubereitet. Wir können euch mitteilen: Der Hirsch ist nicht umsonst gestorben. Echt lecker und hiermit die Einkehrempfehlung von Flying Haggis am Gavia.

Nach dem zwingend erforderlichen Espresso fahren wir weiter Richtung Gipfel und dem Rifugio Bonetta. Wir müssen einfach noch eine Fotopause machen. Die Ausblicke sind einmalig. Wir sind jetzt auf 2.652 m.

Die folgende Abfahrt vom Gavia über die Südrampe sollte mit Bedacht angegangen werden. Irgendwie schweift der Blick immer wieder kurz ab in die wunderschöne Umgebung und dies verträgt sich nicht unbedingt mit der schmalen Streckenführung. Zwei Motorräder passen gut aneinander vorbei. Hat man als entgegenkommendes Fahrzeug einen breiten PKW oder ein Wohnmobil, dann kann es durchaus zur ungewollten Kaltverformung von Anbauteilen führen.

Im unteren Streckenabschnitt, bereits in den Lärchenwäldern, hängt ein Wohnmobil mit gefährlicher Neigung abwärts im Hang. Die Insassen glücklicherweise bereits aus dem Fahrzeug, in Erwartung eines „qualifizierten“ Abschleppunternehmens. Wir trauen uns beim Vorbeifahren nicht einmal zu husten.

Ponte di Legno ist erreicht und nun geht es in Richtung Passo Tonale. Der ist jetzt nicht aufregend und man überquert die Passhöhe im Grunde genommen in einer Ortslage. Besser gesagt in einem riesigen Skigebiet. Jahrmarktatmosphäre. Vom Gefühl her irgendwie gruselig aber die Geschmäcker sind ja unterschiedlich – zum Glück.

Wir sind jetzt im Val di Sole und erfahrene Anderstourer kennen nun die folgende Streckenführung.

Heimweg ist angesagt und der führt uns in Richtung Lago Santa Giustina und Gampenpass. War es eben auf dem Gaviapass mit 22 Grad noch angenehm temperiert, kommen wir uns nun vor wie ein Eintopf  im Thermomix auf Gartemperatur. Außentemperatur wird angezeigt mit 38 Grad. Letzte Hoffnung – Eisakku aus der Kühltasche im Topcase.

Also doch noch eine kurze Getränkepause am Gampenpass und dann schwungvoll abwärts nach Lana und die Vinschgauer Straße heimwärts nach Schlanders.

Was soll ich sagen? Ein Traum war es heute und mein Favorit auf der hauseigenen Pässeliste, der Albulapass, hat einen Megakonkurrenten bekommen: Der GAVIA.

Besser konnte es gar nicht kommen – also viel Spaß beim Nachfahren!

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