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Nachdem Flying Haggis bereits die beiden deutschen Fahrer Stefan Bradl und Jonas Folger einer genaueren Betrachtung unterzogen hat, ist nun Sandro Cortese an der Reihe, denn allzu viele aktive Ex-Weltmeister im Motorradrennsport hat Deutschland nicht zu bieten.
Wie heißt es in den TV-Übertragungen immer so schön? Der Italo-Schwabe aus Berkheim. Soweit so gut und so stimmig. Sandro Cortese ist geerdet in seiner Heimat der 2.700 Seelen-Ortschaft im Schwäbischen unweit der A 7, die gestresste Urlauber in Richtung Füssen und Fernpass führt.
Das konnte der geneigte Betrachter spätestens bei der WM-Feier von Sandro im Jahr 2012 sehen. Die Gemeinde, Freunde und Familie standen Kopf.
Und dass der Herr Papa stolz auf seinen Sprössling ist, kann man unschwer am Eingangstor des Familienbetriebes erkennen.
Schon früh hatte Sandro Cortese mit Talent und Können auf sich aufmerksam gemacht. Wie kann es anders sein → bei einem Schwaben. Kein geringerer als der Ex-Weltmeister Dirk Raudies (125 ccm 1993) nahm ihn 2003 unter seine Fittiche.
Im Team von Raudies wurde Sandro mit gerade einmal 13 Jahren 2003 Vierter im Gesamtklassement der 125er-IDM. Aber so richtig linear und geradeaus will es bei Sandro Cortese eigentlich nie laufen. Dennoch schafft er nach einem richtigen Seuchenjahr 2005 den Aufstieg in die WM und im Folgejahr 2006 landet er sogar im Vorzeigeteam Elit „Cafe Latte“ als Teamkollege des amtierenden Weltmeisters Tom Lühti.
Hier ist dann sukzessive eine Entwicklung feststellbar. 2006 nur 1 x Platz 10, in der Folgesaison 2007 bereits -7- Top-Ten-Plätze. 2008 dann sogar 14 x Platzierungen unter den besten Zehn, mit einem sehr guten vierten Platz in Australien (30 Hundertstelsekunden von Platz 3), der zeigt, dass es eigentlich an der Zeit ist das Podest zu erklimmen.
Wo kann man das besser als in dem Aushängeschild der kleinen Klassen, dem Vorzeigeteam bei dem finnischen Meistermacher Aki Ajo und seinem Red-Bull Team. Direkt zu Saisonbeginn Platz drei in Katar und in der laufenden Saison 2009 folgen noch die beiden Podiumsplatzierungen in Portugal und Australien.
2010 lässt Sandro dann das Publikum am Sachsenring das erste Mal jubeln mit Platz 3. Ein weiteres Podium folgt in Laguna Seca mit
Platz 2.
Irgendwie scheint es Sandro im fernen Morgenland in Katar zu gefallen, denn in der Saison 2011 landet er mit Platz 2 erneut auf dem Podest. Guter Saisonbeginn. Und endlich ist es dann bei dem „heimlichen Heim-GP“ der Deutschen im tschechischen Brünn soweit → der erste Sieg. Und in dieser Saison lässt er gleich Nr. 2 im fernen Australien folgen. Im Gesamtklassement landet Sandro Cortese auf Platz 4 und das ist nicht nur sein bis dato bestes Gesamtergebnis, sondern zeigt auch den Fachleuten klar auf:
Cortese kann bei einem guten Saisonverlauf auch Weltmeister werden!
Aber 2012 gibt es neue Vorzeichen in der kleinen Klasse. Alles steht auf Null, denn die Moto 3 hält Einzug und verdrängt die guten, alten 125er Zweitakter in das Motorsportmuseum.
Aber es ist für ALLE Neuland, nur EINER bereitet sich eben akribischer als andere darauf vor und das ist im Jahr 2012 wieder einmal der Finne Aki Ajo und der hat Sandro Cortese unter Vertrag. In Katar (mal wieder) zu Saisonbeginn ganz clever auf Platz 3 und beim dritten Saisonrennen in Estoril Saisonsieg Nr. 1 unter Dach und Fach gebracht, entbrennt über die gesamte Saison ein beinharter Kampf mit Maverick Vinales. Ja, genau dem Vinales der in diesem Jahr bereits gründlich die Moto GP aufgemischt hat.
Unvergessen auch der Sieg von Sandro auf dem Sachsenring.
Nach gefühlter Ewigkeit mal wieder ein deutscher Sieg beim deutschen Grand Prix. Ganz klasse und abgebrüht, die Konkurrenz düpiert, macht Sandro in dieser Saison kaum einen Fehler und feiert bereits beim drittletzten Saisonrennen in Malaysia seinen größten Triumph, standesgemäß mit einem Sieg.
Erster Moto 3-Weltmeister im Jahr 2012 mit 3 x 5. Soll heißen: -5- Siege, sowie jeweils 5 x Platz 2 und Platz 3. Somit ein würdiger Weltmeister mit -15- Podestplätzen. Als Dankeschön schenkt ihm KTM-Motorsportchef Pit Beirer seine Weltmeistermaschine.
Und dann ging es mit viel Euphorie in die Moto 2 mit dem Intact-Team. Eine gute Mannschaft, mit guten Leuten und ausreichendem Etat.
Aber irgendwie will der Knoten nicht so richtig aufgehen. Das erste Podium 2014 in Brünn mit Platz 3. Der tschechische Kurs liegt Sandro, wie wir seit spätestens 2011 wissen.
Aber irgendwie fehlt es immer wieder an dem einen oder anderen Detail.
Der abschließende Wechsel des Intact-Teams von der Kalex auf die Suter scheint auch nicht dem Fahrstil von Sandro Cortese entgegen zu kommen.
So trennen sich denn nun für 2018 die Wege. Aber nicht im Streit oder Zwist, sondern ganz fair und ehrlich, wie eben auch die Zusammenarbeit über die letzten Jahre war.
Am 6. Januar kommenden Jahres wird Sandro 28 Jahre alt. Wie man Rennen gewinnen kann, dass weiß er. Wie man Weltmeister werden kann, das weiß er ebenfalls. Und 2018 kehrt er in den Schoß der KTM-Familie zurück. Dass man mit diesem Material Rennen gewinnen kann, das hat der Portugiese Miguel Oliveira in dieser Saison gezeigt.
Möglich ist ALLES!
Marquez, Bagnaia, Pasini und Co. Keiner der Kontrahenten ist unschlagbar. Bleib` einfach in der ersten Saisonhälfte an Oliveira dran und dann gibt es Ende der Saison 2018 wieder Pizza Cortese beim Italiener in Berkheim!
Hau`rein Sandro. Flying Haggis kommt gerne wieder nach Berkheim und feiert gemeinsam mit DIR und deinen heimischen Freunden den Titel in der Moto 2!