• Historie → der „Hintergrund“
  • Warum ODER die „Sinnfrage“
  • Tipps zum Rasten und Übernachten
  • Intensivstationen
  • Nützliche und interessante Internetlinks
  • Geführte Motorradtouren mit Flying Haggis
  • Impressum

flyinghaggisdotnet

~ der etwas andere Motorradblog

flyinghaggisdotnet

Schlagwort-Archiv: Unsere Tour nach Rom

Giro d`Italia ODER Quo vadis (Teil II)

06 Sonntag Okt 2019

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren

≈ 8 Kommentare

Schlagwörter

Giro d`Italia, Italienrundfahrt, Unsere Tour nach Rom


10. und 11. Tag: Rom die ewige Stadt

Wir waren zeitig in Rom und als der erste Schock über die Fahrweise der römischen Rollerfahrer verflogen war, fuhren wir entspannt unser Hotel in der Via Nazionale an. Mittendrin statt nur dabei und so nutzten wir unsere zeitige Ankunft, um direkt das Kolosseum anzulaufen.

Fußläufig eine knappe Viertelstunde entfernt hatten wir das schnell erledigt und weil der Andrang sich in Grenzen hielt marschierten wir, wie die Gladiatoren, nur wir bewaffnet mit unserem Video- und Audioguide, ein. Man muss es gesehen haben, wie so viel in Rom und die Fülle an Informationen verarbeiteten wir zunächst in einer typischen italienischen Paninibar und im Anschluss, welch ein Frevel, in Hotelnähe in einem Irish Pub. Mitten in Rom, bei irischer Livemusik, was für ein Brüller.

Zwei Tage sind für Rom zu wenig. Das war uns natürlich mehr als bewusst. Aber dennoch reicht es allemal um einen ersten Eindruck zu gewinnen von der Hauptstadt der Italiener und dem Zentrum der katholischen Kirche.

Die hat sich als Monument ihrer Macht eine Kirche in Roms Zentrum erbaut, deren Anblick einen Besucher sprachlos hinterlässt. Der Petersdom – was für ein Bauwerk!

Da war doch mal was? Derjenige auf dem die katholische Glaubenslehre fußt hatte doch laut Bibel gewisse Leute aus seinem Tempel gejagt! Wenn ihr den Petersdom besichtigen wollt, dann zahlt ihr Eintritt. Das berechtigt dann zum Einlass in den „Tempel“. Der ist aber verbunden mit einer Wartezeit in einer Menschenschlange, welche die A 8 zur Hauptferienzeit wie ein Sommermärchen erscheinen lässt. Bei unserem Erscheinen etwa 3-stündige Wartezeit in der besagten Schlange. Moderner Ablasshandel im 21. Jahrhundert – Grüsse an Herrn Luther.

Wir wollen das Ganze etwas beschleunigen und schließen uns, gegen einen gewissen finanziellen Aufschlag, einer „deutschen Führung“ inklusive der Vatikan Museen und der Sixtinischen Kapelle an. Eine grandiose Idee – keine Wartezeit und gute 3 Stunden ein Informationsschwall unseres österreichischen Führers, der fast zu viel des Guten war. Unsere Gruppe folgte also durch das komplette Staatsgebiet des Vatikan einem Menschen, der im Hochsommer mit Sakko, weißem Hut und einem zusammengeklapptem gelben Regenschirm vor uns hermarschierte. Grotesker könnte nur noch sein, wenn Karlsson vom Dach mit Propeller auf dem Rücken vor uns geflogen wäre.


Auf alle Fälle war es die beste Idee des Tages und hiermit nochmals Danke an Österreich.

Tag 2 in Rom nutzten wir dann für alles Andere, was uns noch irgendwie bedeutungsvoll erschien. Die spanische Treppe bei noch geringem Besucherandrang.

Dann die Fontana di Trevi. Der wunderschöne Platz vor dem Brunnen verdaute zu diesem Zeitpunkt bereits eine Menschenansammlung aus aller Herren Länder, die einen fast fassungslos hinterließ. Die armen römischen Stadtpolizisten kamen bei ihrer Pfeiferei fast hinter die Luft. Sitzen auf der Brunnenumrandung zwecks Fotos oder Selfies ist nämlich nicht mehr gestattet. Das ist aber insbesondere in asiatische Köpfe nicht hineinzubekommen. Auch nicht mit Hilfe von Trillerpfeifen.

Egal wo uns der Weg auch immer hinführte. Jeder Zentimeter dieser Stadt atmet Geschichte und was uns fast noch mehr begeistert, Lebensart. In jeder Straße findet man ein schönes Cafe oder eine italienische Bar wo man einen Logenplatz besitzt um menschliche Studien zu machen.

Fazit: Rom ist keine Stadt. Rom ist ein Lebensgefühl.

12. Tag: Rom – Toskana – Siena

Kopf und Herz voll mit den Eindrücken der letzten beiden Tage machen wir uns wieder auf den Weg. Gut 300 km liegen heute vor uns. Zunächst wollen wir ein paar Meter machen, um ausreichend Zeit für die dann kommenden interessanten Strecken und Orte zu haben.

Also erst einmal raus aus Rom bei leichtem Nieselregen in grober Richtung Viterbo und Bolsenasee und dann wird es wieder richtig schön und anspruchsvoll.

Wir drehen in westliche Richtung ab nach Manciano und von dort geht es schön kurvig zu einem der heutigen Highlights.

Pitigliano ist noch etwa 130 km von unserem heutigen Etappenziel entfernt und u. a. bekannt für seinen preisgekrönten „Bianco di Pitigliano“ und die Süßspeise Sfratto (längliche Teigrolle mit einer Füllung aus Honig, Nüssen und Zimt). Einmalig ist die Lage des Ortes hoch erhoben auf einem Felsen aus Tuffstein. Auf den ersten Blick wirkt es als ob einer der bekannten italienischen Bildhauer den Ort aus dem Stein gemeißelt hätte. Eine Stadt als Skulptur. Auch keine schlechte Idee. Zwangsweise natürlich ein geniales Fotomotiv. Wir finden einen schönen Platz für unsere Sissy und genehmigen uns einen Kaffee.

Dann geht es für uns auf nach Sorano. Das Zentrum der alten Etruskerstadt empfängt uns mit strömendem Regen. Also keine Pause, weil alle möglichen Fotomotive im Grau in Grau untergehen.

Weiter geht es über das schön gelegenen Castel Azzara immer noch im Regen und somit drehen wir ab zu unserem heutigen Zielort Siena.

Unser heutiges Etappenziel Siena ist im Grunde genommen das „stadtgewordene Sinnbild“ der Toskana. Die berühmte Piazza del Campo wo das nicht minder berühmte Pferderennen Palio der Stadtviertel Sienas stattfindet. Der beeindruckende Turm als Zentrum des Platzes und der Dom mit seinen wunderschönen Mosaiken. Italienischer kann eine Stadt gar nicht sein. Jetzt habe ich mir gerade Feinde in Florenz, Bologna und Rom gemacht. Übrigens – 1588 wurde in Siena der erste Sprachkurs der Welt dokumentiert. Der war für „deutsche Einwanderer“. Möglicherweise waren wir schon in einem der früheren Leben hier und haben deshalb derart den Gefallen an der Stadt gefunden – Tutto a posto. Wir verbringen die Nacht im Hotel Athena und damit wieder derart zentral, dass wir unseren abendlichen Stadtbummel locker fußläufig erledigen können. Glücklicherweise hat der Regen aufgehört und wir genießen das Ambiente von Siena.

13. Tag: Siena – Lerici

Die Sonne weckt uns am nächsten Morgen und der Blick aus unserem Hotelfenster ist einfach Wahnsinn.

Hektik und Stress hat bei unserer Tour überhaupt nichts zu suchen und so rollen wir nach einem ausgiebigen Frühstück, mit einer guten Tasse Kaffee, hinaus aus dem schönen Siena. Es geht über Monteriggione und Colle di Val d`Elsa nach San Gimignano, der Stadt mit den weltberühmten Geschlechtertürmen und einer „Weltklasse-Eisdiele“ am Marktplatz. Die Zeit müssen wir uns einfach nehmen und schlecken gemütlich unser Eis bei einem kleinen Spaziergang durch das pittoreske San Gimignano.

Überhaupt muss man sagen, dass unsere gestrige und heutige Etappe durch die Ausläufer der Toskana die Speicherkarte jeder Kamera in Akkordarbeit versetzen kann. Ein malerisches Örtchen neben dem anderen und nach jeder Ecke oder Kurve findet sich ein neues Fotomotiv. Einfach toll und wir machen uns mit einem breiten Lächeln im Gesicht wieder auf den Weg.

Bevor es uns an die Küste treibt, machen wir noch einen Abstecher nach Lucca. Neben den ganzen (neudeutsch) Hotspots in der Toskana wie Florenz und Pisa führt Lucca eine Art Dornröschendasein.

Und das ist auch gut so, denn es ist nicht so touristisch überlaufen. Uns lädt der Ort zu einer Kaffeepause ein und die verbringen wir kulinarisch in der „Pasticceria und Caffetteria da Sara & Co“ mitten in Lucca, also innerhalb der Stadtmauer. Einfach köstlich.

Apropos köstlich! Der Schreiber dieser Zeilen hatte „Sissy“ vor der Stadtmauer von Lucca an einem Straßenrand abgestellt. Bei unserer Rückkehr hatten wir Post von der Stadt Lucca. 42,- Euronen, weil Sissy nicht in einem entsprechend gekennzeichneten Feld gestanden hatte. Für Direktzahler (innerhalb von 5 Tagen) gibt es 30 % Nachlass. Also haben wir schnell die Finanzen der Stadt Lucca mit 30,- € aufgebessert und tags darauf bei der Post in Lerici bezahlt.

Unser weiterer Weg führt uns jetzt in Küstennähe, aber diesmal nicht an die Adria, sondern an das Mittelmeer oder wie die Römer sagten „mare nostrum“. Lerici ist unser Etappenziel. Ein gemütlicher Küstenort in einer der schönsten Buchten der ligurischen Riviera südlich von La Spezia. Der Weg dorthin ist wie eine „geteerte Entspannungs-CD“. Bei Viareggio rollen wir an die Küstenstraße und dann geht es entlang der „Badewanne der Toskana“ bis nach Lerici.

Wem der letzte Abschnitt vielleicht zu eintönig oder nicht anspruchsvoll genug ist, der orientiert sich ab Lucca auf die SP 445 in Richtung Castelnuovo di Garfagnana. Dann über Gragnola, Tendola und Castelnuovo Magra hinunter an die Küste nach Lerici.

14. Tag: Lerici und die Cinque Terre

Heute haben wir wieder einen „freien Tag“. Den nutzen wir und besichtigen Lerici mit seiner Burg aus dem 13. Jahrhundert.

Da wir die naheliegenden Dörfer der „Cinque Terre“ komplett stressfrei besuchen möchten, besteigen wir in Lerici ein Schiff und lassen uns über Portovenere zu den fünf bekannten Dörfern schippern. Der malerische Blick vom Meer auf die Küste ist dabei inklusive. Ganz alleine mit sich und seinen Gedanken ist man aber nie. Täglich haben Tausende von Touristen die gleiche Idee. Einen schöneren Blick auf die Cinque Terre habt ihr aber nirgendwo.

15. Tag: Lerici – Varese – Borgo Val di Taro – Vernasca – Cremona

Genug gesehen von Küste und Mittelmeer. Heute geht es wieder in das Landesinnere und es darf auch ruhig wieder kurvig werden. Ganz leicht ist es am tröpfeln. Von Lerici aus nehmen wir dafür zunächst die SS 1 an La Spezia und Brugnato vorbei und wechseln dann auf die SP 566 in Richtung Varese (Ligure).

Varese ist Mitglied in der Vereinigung der schönsten Orte Italiens und erhielt 2006 eine Auszeichnung als besonders sehenswert und ökologisch. Das Attribut besonders sehenswert bezieht sich sicherlich auf die Form von Varese, damit meine ich das eigentliche Stadtbild, denn Varese ist architektonisch ein so genanntes Runddorf.

Von Varese geht es für uns auf die SP 523 (Cento Croci Pass) in Richtung Bore bzw. Borgo Val di Taro. Eine wunderbare Streckenführung erwartet uns. Italiens Straßenbauer scheinen durchweg Motorradfahrer zu sein. Der Passo Cento Croci bringt uns auch wieder jenseits der 1.000 Höhenmeter. Ein stattlicher Anstieg, wenn man bedenkt, dass wir am Morgen von Meereshöhe gestartet sind. Von Borgo Val di Taro führt unser Weg über den Passo Santa Donna nach Bardi.

In diesem Streckenabschnitt erwartete uns dann ein ganz besonderes Erlebnis. Ganz plötzlich und vollkommen unerwartet kreuzt ein Wolf unsere Fahrt. Mit dem typischen Laufstil läuft er über die Straße ohne uns Beachtung zu schenken. Unser erster Wolf in freier Wildbahn – Wahnsinn. Knappe zwei Kilometer später wiederholt sich das Schauspiel und ein zweiter Wolf  quert unsere Route. Isegrim scheint in dieser Region eine neue Heimat gefunden zu haben.

Letzte Zwischenetappe ist der Ort Vernasca, ebenfalls wie Varese Mitglied der besagten Vereinigung „I borghi più belli d’Italia“. Sehenswert ist in Vernasca auch die Burganlage im Stadtteil Vigoleno.

Dann geht es in unseren heutigen Etappenort Cremona. Wir sind mittendrin statt nur dabei im Hotel Duomo. Cremona ist weltbekannt, zumindest bei Freunden des Geigenbaus. Stradivari ist der berühmteste Sohn der Stadt.

In etwa neunzig Werkstätten werden noch heute hier in Cremona wertige Geigen gefertigt. Sogar die Konditoren der Stadt nehmen sich der Geigen an.

Den Abend lassen wir gemütlich auf der Piazza ausklingen. Ein wunderbarer typisch italienischer Ort und dabei komplett frei vom üblichen Touristenrummel. Wir genießen die italienische Leichtigkeit des Seins. Man kann von unseren Nachbarn am Mittelmeer einiges über das Leben lernen. Oder sollte ich besser sagen: Über die Kunst zu leben? Cremona solltet ihr bei einer Streckenplanung als Etappenort auf alle Fälle einplanen – es lohnt sich.

16. Tag: Cremona – Bozen

Am frühen Morgen geht es in Cremona los. Zunächst werden relativ unspektakulär Kilometer gemacht auf unserem Weg in Richtung Gardasee. An der Ostseite geht es dann, immer mit Blick auf den See, bis Malcesine und unserer ersten Pause. Der Ort ist einer der Touristenhotspots am Gardasee und zu jeder Jahreszeit gut besucht. Von hier führt auch eine Seilbahn hoch auf den Monte Baldo. Vor Jahren hatten wir hier oben eine Wandertour gemacht. Bei schönem Wetter ein Erlebnis für die Ewigkeit. Bei dem heutigen bedeckten Himmel kann man sich die Sache ersparen.

Die weitere Fahrt entlang des Gardasees hat etwas Entschleunigendes. Hier ist immer ausreichend Fahrzeugverkehr und gewagte Überholmanöver bringen keinen großen Zeitgewinn mit sich. Also schwimmen wir gemütlich im Verkehr mit und genießen den Blick auf den Gardasee und die angrenzenden Berge, soweit die tiefe Wolkendecke es erlaubt.

Hinter Torbole, dem Mekka der Windsurfer, begeben wir uns auf die Superstrada in Richtung Trient. Es hat angefangen zu regnen und hinter Trient öffnen sich dann die Himmelsschleusen komplett. Eigentlich war in Höhe Mezzolombardo angedacht auf die SS 43 / SP 73 abzubiegen und zum Abschluss der heutigen Etappe über den Mendelpass nach Bozen einzufahren.

Hannibal vom A-Team lässt wieder grüssen. Auch dieser Plan funktioniert nicht. Es regnet in Strömen und die tief hängenden Wolken lassen unsere geplante Route nicht einmal erahnen. Also direkter Weg zu unserem Hotel Stiegl Scala in Bozen und die komplett verdreckte Sissy in der hoteleigenen Tiefgarage abgestellt. Hier habe ich zumindest ein trockenes Plätzchen für die anstehende Kettenpflege. Wie zum Hohn reißt kurz danach die Wolkendecke auf und es ist wieder gutes Wetter.

Ja – wir sind immer noch in Italien. Die Landeshauptstadt Südtirols Bozen versprüht zwar italienischen Charme, man merkt aber trotzdem das wir wieder in unserem geliebten Südtirol gelandet sind. Man sitzt mit seinem Glas Rotwein, einem Aperol Sprizz oder einem Espresso komplett entspannt am Tisch eines Cafes oder einer Bar ABER die Gespräche, denen man rundherum lauscht, sind in deutscher Sprache. Italienisch hört man nur noch selten. Die Südtiroler haben ihr eigenes Verständnis mit und zu der italienischen Sprache. Was ist noch anders? Die Küche ist ein herrliches Gemisch aus italienischer Esskultur und den exzellenten bodenständigen Südtiroler Gerichten. Wir lieben es und lassen es uns schmecken.

17. Tag: Bozen – Überlingen

Heute müssen wir uns ein wenig sputen. Nicht das Hektik aufkommen soll, aber unsere heutige Etappe ist doch schon eine der längeren Routen auf unserer Reise. Dafür aber auch mit einem hohen Unterhaltungswert was Gegend und Strecken angeht.

Der geplante Weg sollte uns über Meran, Rechenpass, den Arlbergpass nach Lech und dann weiter in den Bregenzer Wald führen. Aber wir haben heute am frühen Morgen gutes Wetter. Kalt aber sonnig, also optimal für eine Höhenroute. Wie war das noch zu Beginn der Italientour? Gemütlich sollte uns der erste Tag über das Hahntennjoch führen und am zweiten Tag dann über das Timmelsjoch und den Jaufenpass. Komplett tiefenentspannt. Jetzt hat mich der Gedanke gepackt, dass direkt hinter unserem Hotel die Zufahrt zum Penserjoch beginnt. Das endet genau bei der Zufahrt Jaufenpass. Den Rest könnt ihr euch jetzt denken.

Bombastisch im Hotel Stiegl Scala gefrühstückt machen wir uns auf den Weg und rollen direkt ohne viel Verkehr über das Penserjoch.

Auch der Jaufenpass ist zu dem frühen Zeitpunkt noch nicht stark frequentiert.

Als nächstes steht das Timmelsjoch auf dem Plan, welches uns als Passo Rombo in Italien erst einmal hinein nach Österreich führt. Auf dem Gipfel sind noch Schneereste. Der starke Regen am gestrigen Tag kam wohl hier wieder als Schnee herunter.

Quälend lang empfinden wir dann unsere Fahrt durch das Ötztal und in Imst nehmen wir unseren weiteren Weg über das Hahntennjoch.

Weiter durch das Lechtal und hinauf nach Warth. Jetzt sind wir wieder auf der eigentlich geplanten Streckenführung und rollen über Schröcken, Au und Mellau in Richtung Dornbirn und Bregenz.

Es hat wieder angefangen zu regnen. Fast unbemerkt haben wir die Staatsgrenze überschritten und sind wieder in Deutschland. Fast unbemerkt! Mit der vollbepackten Sissy fahre ich vorsichtig durch den beidseitigen Stau am Bodensee. Immer die nötige Vorsicht walten lassend, weil die weit abstehenden Touratechkoffer ansonsten hässliche Geräusche verursachen können. In ganz Italien, selbst in Rom, ging dies immer problemlos. Die italienischen Autofahrer ließen einem immer ausreichend Platz zum Überleben. In Deutschland angekommen wird beim Anblick eines Motorradfahrers wieder jede Lücke geschlossen oder der Raum zwischen den beiden Fahrspuren durch entsprechende Manöver versperrt. In Italien gibt es ein Sprichwort, welches sagt: Die gleiche Blüte die der Biene zum Honig verhilft, gibt der Wespe ihr Gift. Mich beschleicht schon länger das Gefühl, dass wir ein Land von Wespen werden. Möglicherweise haben wir den Honig des Lebens nicht mehr verdient.

Den Bodensee immer zu unserer Linken rollen wir jetzt bis nach Überlingen zu unserer nächsten Station im Hotel „Bürgerbräu“.

18. Tag: Der Bodensee

Bevor es am morgigen Tag schon wieder in Richtung Heimat geht genießen wir heute noch den Bodensee und seine schönen Aussichten.

Entspannung nach der gestrigen etwas längeren Etappe ist angesagt und so schauen wir uns zunächst einmal in Überlingen etwas um. Die gestrige lange Tour und auch die bereits zurückliegenden Kilometer haben ihre Spuren hinterlassen. Abhilfe verschafft die Bodenseetherme in Überlingen und so entspannen wir in Thermalwasser und Sauna.

19. Tag: Überlingen – Trier

Heute begeben wir uns schon auf den Heimweg. Die letzte Etappe steht an und die sollte uns über den Schwarzwald und die Vogesen nach Hause führen.

Das Wetter ist uns aber erneut nicht hold. Wie zu Beginn unserer Reise strömender Regen. Der Hannibal in mir ist auf der Tour auch immer kleiner und kleiner geworden. Pläne sind schön und gut, wenn sie aber komplett sinnfrei werden kann man auch ein Exkrement darauf machen. Ich wollte das böse sch-Wort nicht schreiben.

Wir rollen direkt auf die Autobahn und lassen unsere Sissy auf dem direkten Weg in die heimatlichen Gefilde rollen.

Fast drei Wochen waren wir jetzt unterwegs. Eindrücke gesammelt für die Ewigkeit und Erinnerungen, die wir nicht mehr missen wollen. Dazu nette und hilfsbereite Menschen kennengelernt. Ein klarer Beweis für die These:

Wenn Du offen und freundlich zu deiner Umgebung bist – dann ist sie es auch zu Dir!

Das Leben kann schön sein, wenn man ihm die Chance dazu lässt. Am Ende der Gedanken wachsen die schönsten Blumen, so ähnlich hat das mal ein weiser Mensch formuliert. In diesem Falle waren es dann keine Blumen, sondern eine wunderbare Motorradtour, die mich auch Vieles gelehrt hat. Wahrscheinlich noch mehr als ich jetzt vermute, aber das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Und an die Menschen gewandt die über das Später oder das mögliche Leben nach dem Tod philosophieren:

Ich glaube an das Leben vor dem Tod und genieße es in vollen Zügen. Und unsere Tour durch Italien war Genuss und Freude pur. Euch wünsche ich einfach viel Spaß beim Nachfahren!

Giro d`Italia ODER Quo vadis (Teil 1)

28 Samstag Sept 2019

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Giro d`Italia, Italien, Unsere Tour nach Rom

Nachdem die beste Sozia und ich im Jahr 2017 auf Pilgerfüssen oder sollte man besser sagen Pilgerrädern nach Santiago de Compostela unterwegs waren, beschäftigte uns danach dann der Gedanke: Was machen wir denn demnächst? Wo soll uns die nächste größere Reise hinführen?

Im Grunde genommen war der Gedanke sehr schnell gefasst und in die Tat umgesetzt. Sind wir doch beide italophil, schwärmen für das Land, seine Menschen und das Essen. Nicht zu vergessen den Wein und die italienischen Motorräder. Also ITALIEN sollte es werden, das war nun klar und dementsprechend liefen die Planungen an.

Ein Giro d`Italia mit mehreren Etappenorten wurde angedacht, die Übernachtungsstationen ausgesucht sowie gebucht und dann ging es im September, nach den Sommerferien in Italien, los.

Habe ich es schon irgendwann einmal erwähnt? Ich bin im Grunde genommen der Zwillingsbruder von Hannibal. Nein – nicht der Alpenüberquerer und auch nicht der Kannibale Hannibal Lector, den Anthony Hopkins einst so vortrefflich darstellte. Ich bin der Typ aus dem A-Team, dessen Standardspruch immer war: Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Genau das stellte sich jetzt direkt zu Beginn unserer Italienrundfahrt als Problem dar.

Das Wetter spielte komplett verrückt und direkt an dem Wochenende, als wir starten wollten, kamen Wettervorhersagen, die das absolute Grauen waren. Da war plötzlich von Schneefall am Alpenhauptkamm, direkt in unserer Einflugschneise die Rede. Also bauen wir unseren Plan ein klein wenig um und starten einen Tag früher, sozusagen Tag 0 mit der Zwischenstation in Ulm. Hier wollte ich den frühen Morgen abwarten und mir die Wetterentwicklung anschauen. Geht noch das Hahntennjoch? Müssen wir vielleicht doch den Fernpass nehmen oder am Ende eine komplett andere Route?

1. Tag: Ulm – Oetztal

Es ist Morgen in Ulm und der Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Wolkenverhangen verheißen auch sämtliche Wetter-Apps nichts Positives. Beide Varianten sind somit gestorben und wir beißen in den sauren Apfel, der konkret heißt: Autobahn über München und hinein nach Österreich. Kurz hinter München landen wir dann im Vollwaschgang der Waschmaschine von Triers Stadtpatron Petrus. Er ist schließlich für das Wetter verantwortlich und meint es nicht besonders gut mit uns an diesem Tag.

Kurz vor Innsbruck brauchen wir eine Pause und rollen ein Rasthaus an. Schnell haben wir Kontakt mit einem Engländer, der auf seiner 1200er GS unterwegs ist. Gesprächsthema Nr. 1 bei dieser Wetterlage ist, dass unsere Rukka-Kombis besser sind als seine Revit. Er ist „komplett durch“, erduldet dies aber mit der typisch englischen Gleichmütigkeit. Draußen vor der Restauranttür qualmt gerade ein Italiener, der mit seiner Multistrada-Enduro unterwegs ist, eine Zigarette. Er zuckt nur mit den Schultern und grinst.  Was anderes bleibt einem auch nicht mehr übrig.

Als erstes Etappenziel haben wir uns das Oetztal ausgesucht, weil wir dann bereits passend in Fahrtrichtung zu unseren Herausforderungen an Tag 2 Timmelsjoch und Jaufenpass stehen. Wir übernachten in der Hotelpension Stecher in Oetz und der Blick auf das Hinweisschild Timmeljoch lässt uns nur den Kopf schütteln. Gesperrt wegen Schneefalls. Wir genießen einen wunderbaren Abend bei einem guten Essen und einem Glas Bier im Ort und hoffen wieder auf den nächsten Morgen.

2. Tag: Oetztal – Brenner – Toblach

Tag 2 steht an und das Hinweisschild zum Timmelsjoch hat sich nicht geändert. Immer noch gesperrt. Im Internet steht, dass frühestens ein Tag später mit der Öffnung zu rechnen ist. Die Webcam oben vom Museum sieht auch nur gruselig aus.

Einzige mögliche Route – der Weg über den Brenner. also wieder zurück nach Innsbruck und dann über die alte Brennerstraße hinein nach Südtirol. Was soll ich sagen? Unsere Wahlheimat Südtirol empfängt uns mit Sonne und so machen wir in Sterzing bei einem ersten Latte Macchiato und einem Stück Kuchen Rast.

Die weiteren Kilometer von Sterzing bis kurz vor Brixen erledigen wir unspektakulär auf der Brenner Staatsstraße, die parallel zur mautpflichtigen Brennerautobahn führt. Diejenigen unter euch, die sich gerne nach Zahlen orientieren schauen jetzt nach dem blauen Schild SS 49. Dahinter verbirgt sich die Pustertaler Staatsstraße, die jetzt unser Asphaltband zum nächsten Etappenort ist. Wer nicht getrödelt hat und gut in der Zeit liegt, der kann in Bruneck noch abfahren und einen kleinen Bummel durch die wirklich schöne Altstadt mit ihren einladenden Geschäften machen. Oder die Zeit im Messner Mountain Museum nutzen und sich über die Kulturen der Bergvölker unserer Welt kundig machen.

Da wir in den kommenden Tagen auch die ein oder andere Brotzeit für unterwegs in Planung haben, fahren wir weiter bis uns der Weg von der SS 49 rechts ab in Richtung Olang weist. Hier in der Ortslage findet man die Macelleria (Metzgerei) Mair (ja – genau ohne „e“). In all unseren Jahren in Südtirol haben wir noch keine bessere Metzgerei gefunden. Also nichts wie rein und eingedeckt mit Kamin-, Gams- und Hirschwurzen und weil er so lecker aussieht, auch noch ein kleines Stück Gamsschinken. Irgendwo ist in den Koffern immer noch ein Platz zu finden.

Nur noch ein paar Kilometer sind es jetzt bis zu unserem Etappenziel in Toblach. Nomen est omen – im Toblacherhof.

Wer noch etwas Spritgeld sparen möchte zieht die paar Kilometer durch bis kurz hinter Innichen zur Staatsgrenze nach Österreich und macht hier nochmals das Spritfass voll. Wir lassen, nach einem kleinen Spaziergang durch Toblach, den Abend gemütlich bei einem guten Essen ausklingen.

3. Tag: Toblach – Cortina d`Ampezzo – Passo di Giau – Mestre

Frisch gestärkt geht es am Morgen von Toblach aus weiter in Richtung Cortina d`Ampezzo auf der SS 51 durch das Höhensteintal. Wer unterwegs noch eine kleine Fotopause machen möchte kann dies nach ein paar Kilometern kurz vor dem Dürrensee an einem Hotelparkplatz, zur Rechten, machen. Von hier hat man einen wunderschönen freien Blick auf das Bergpanorama der „Dreizinnen“. Näher an das Wahrzeichen der Dolomiten kommen wir nicht mehr heran.

Dann biegen wir links auf die SS 48 nach Misurina ab und fahren über den Passo Tre Croci. Eine schöne landschaftliche Einstimmung auf den Tag.

Cortina ist zu früh für eine ausgiebige Pause und die Begeisterung für den mondänen Bergort mit seiner Olympiahistorie kann ich nicht so ganz teilen. Es gibt in der Region weitaus schönerer Orte, aber das ist natürlich alles Geschmacksache. Apropos Geschmacksache – wir kommen jetzt zu meinem absoluten Favoriten der Dolomitenpässe, dem Passo di Giau. An sich fahre ich lieber die spektakuläre Südrampe aufwärts und dann in Richtung Cortina, aber wir können am heutigen Tag nicht einfach die Erdkugel drehen, weil es Flying Haggis so besser gefallen würde.

Also zunächst einmal die bewaldete SP 638 aufwärts, bis die Sicht frei wird auf die herrlichen Dolomiten. Der Blick geht auf die Bergkette der Croda da Lago. Hier hatten Flying Haggis und die beste Sozia von Allen 2018 die letzte Etappe auf dem Dolomitenhöhenweg. Auf der Passhöhe bietet sich eine kleine Espressopause im Rifugio Fedare an. Der Blick ist einfach grandios. An guten Tagen kann man in Richtung Westen die Marmolada und die Sellagruppe sehen und im Osten den Falzarego.

Aber nach der üblichen Pässerunde steht uns heute nicht der Sinn. Wir haben ja ein anderes Ziel vor Augen. Mit uns geht es jetzt erst einmal abwärts. Zumindest was die Höhenmeter angeht, ansonsten sind wir auf einem mentalen Hoch. Wir cruisen die Serpentinen abwärts nach Selva di Cadore.  Dann auf der SP 251 über die Forcella Staulanza von Mareson, über Zoldo Alto nach Dont. In der Ortslage Dont geht es rechts ab auf die kurvenreiche SP 347 (Passo Duran) in grobe Richtung Agordo / La Valle Agordina. Gut 20 Kilometer folgt auf- und abwärts ein Kurvenschwung auf den Anderen, bei einer teilweise recht schmalen und wunderbaren Streckenführung. Auf der Passhöhe haben wir nochmals Zeit für eine Kaffeepause. Also entweder rein in das Rifugio Tomé oder in das Rifugio San Sebastiano. Wir genießen den Blick auf den Monte Pelmo und dann zieht es uns weiter in Richtung Süden.

Deshalb haben wir zunächst einmal die Wegweiser in Richtung Belluno im Auge und rollen auf der SR 203 gen Süden, den Torrente Cordevole immer zu unserer Rechten.

Danach geht es für uns weiter in Richtung Montebelluna. Es ist wirklich schwer in diesem Bereich noch eine ansprechende Routenführung zu gestalten und so kämpfen wir uns Ortschaft für Ortschaft zu unserem nächsten Etappenziel nach Mestre.

Was wollen wir denn jetzt in Mestre? Einfach erklärt ist dieser Ort die ideale Ausgangsposition für Motorradfahrer, wenn man beabsichtigt „La Serenissima“, die Stadt Venedig, zu besuchen. Wir beziehen unser Hotel Adria in der Via Cappuccina und liegen damit unweit der Busanbindung, die uns am morgigen Tag dann tourimäßig nach Venedig bringen wird. Unsere „Sissy“ verbringt derweil den Tag gut geschützt auf dem Hotelparkplatz.

In Hotelnähe finden wir noch ein richtig gutes Restaurant wo wir es uns am Abend gut gehen lassen. Der erste Motorradruhetag kann also kommen.

4. Tag: Venedig

Nach einem guten Frühstück brechen wir mit „dem öffentlichen Personennahverkehr“ auf in Richtung Venedig. Knappe 20 Minuten dauert die Fahrt, welche uns an die Stadtgrenze bringt und von dort geht es hinein in die Lagunenstadt, die ein ganz besonderes Flair versprüht. Man muss einfach mal dort gewesen sein um das Gefühl nachvollziehen zu können. Für Flying Haggis und die beste Sozia von Allen ist es der dritte Besuch und so finden wir bei unserem Bummel die relevanten Anlaufstellen, wie den „Gewindeschneiderpalast“, recht zügig.

Ist ja schon gut – wir wissen auch, dass dieses spektakuläre Gebäude der Dogenpalast ist, aber die Fenster haben uns vor Jahren zu der alternativen Namensgebung inspiriert.

So richtig interessant wird es erst in den etwas abgelegenen kleinen Gassen, welche von den Touristenströmen eher verschont bleiben. Dort kann man dann gemütlich in einer der vielen kleinen Bars oder auf den sonnenverwöhnten Terrassen seinen Aperol Sprizz schlürfen und den Einheimischen beim Gespräch zuhören. Einfach klasse – italienische Lebensart eben oder wie der Lateiner sagt: Ars vivendi. So wie wir Deutsche leben stellt sich ein Italiener nicht einmal seine Beerdigung vor.


Der Tag Entspannung tut gut und wir laufen am Abend wieder unser Lokal in Mestre an. Genießen erneut die exzellente Küche. Perfekt!

5. Tag: Mestre – Ravenna – Perticara (Novafeltria)

Am nächsten Morgen geht es weiter für uns in Richtung Süden. Fahrerisch wird es heute nicht so anspruchsvoll. Bei der Tour de France würde man wahrscheinlich von einer Überführungsetappe mit Sprinterankunft sprechen. Wir halten uns zunächst in Küstennähe auf und rollen parallel zur Adriaküste auf der gut ausgebauten E 55 in Richtung Chioggia. Von dort dann unspektakulär weiter nach Ravenna.

Von 402 bis 476 n. Chr. war Ravenna der Hauptsitz der weströmischen Kaiser. Odoaker und Theoderich residierten hier und so reiten wir heute, wie anno dazumal die Goten, nur eben jetzt auf dem Motorrad, in die durchaus sehenswerte Stadt ein. Zunächst statten wir dem Mausoleum von König Theoderich einen Besuch ab:


Dann suchen wir uns einen passenden Parkplatz für unsere „Sissy“ und spazieren in der Altstadt durch die Einkaufsmeile, die Via Cavour. Merkt euch die Parkplätze an der Piazza Baracca oder Piazza Resistenza. Hier haben die Verantwortlichen von Ravenna an uns Motorradfahrer gedacht und abschließbare Schränke für Helme oder Rucksäcke installiert. Wirklich vorbildlich. In der Via Cavour beobachten wir das rege Treiben und genehmigen uns ein Gelato und einen Capuccino. Was kann man sich noch anschauen? Die „Chiesa San Francesco“ – die Unterkirche steht teilweise unter Wasser und man kann die planschenden Goldfische bewundern. Daneben ist das Grabmal von Dante Alighieri, dem berühmten Dichter und Philosophen. Mit seiner göttlichen Komödie, die nach heutigen Maßstäben alles aber keine Komödie ist, löste er das Lateinische als Literatursprache ab und ist insofern derjenige, der die „neue“ italienische Sprache hoffähig gemacht hat.

Wieder auf der Strecke begeben wir uns schon einmal auf die Spuren der italienischen Motorradrennfahrer. Der erste auf einer langen Liste ist Andrea „Desmo-Dovi“ Dovizioso. Geboren in Forlimpopoli wohnt er mittlerweile im benachbarten Forli. Angeblich hat sein Teamkollege Danilo Petrucci hier auch irgendwo Quartier bezogen.

Also verlassen wir die Küstennähe zur Adria und steuern kurz Forli an. Dann landeinwärts zu unserem nächsten Quartier. Und das hat es in sich. Wir fahren zum „Pian del Bosco“ nach Novafeltria (Perticara) und landen in einem Hotel, welches wie gemacht ist für Motorradfahrer.

Es ist selten, dass mir die Superlative ausgehen, aber hier ist es so. Wenn IHR für das nächste Jahr noch kein Urlaubsziel ins Auge gefasst habt – Hier ist es! Aber dazu komme ich noch später in einem separaten Bericht.

6. Tag: Rund um Tavullia

Was macht man denn jetzt hier in Perticara und somit irgendwo im Nirgendwo? Das ist schnell erklärt, denn Perticara liegt nicht irgendwo im Nirgendwo, sondern eigentlich ideal und zentral für eine kleine Rundtour mit so interessanten Zwischenstationen wie: San Marino, Gabicce Mare mit der wunderschönen Panoramica Adriatico, Tavullia, der Heimat von unserem Doctor Valentino Rossi sowie Urbino seinem Geburtsort und Schauplatz einer Krimireihe. Leute – diese Aufzählung ist nicht abschließend. Allein diese kleine Region hätte eine Woche Motorradurlaub verdient und man hätte nicht alles gesehen.

Die Region ist das Herz und wahrscheinlich auch die Seele der italienischen Motorradrennfahrerszene. Beispiele gefällig?

Gottvater Valentino Rossi – geboren in Urbino und aufgewachsen in Tavullia. „Desmo-Dovi“ Andrea Dovizioso – geboren in Forlimpopoli und Wohnsitz in Forli. Marco „Super-Sic“ Simoncelli – geboren in Cattolica und aufgewachsen in Coriano. Und Mattia Pasini – geboren in Rimini. Wer hier auf die Welt kommt, der weiß, dass der Gasgriff an einem Motorrad rechts ist.

Wir machen also heute eine kleine Rundreise auf den Spuren von Valentino Rossi und da fangen wir bei seinem Geburtsort in Urbino an. Gute 60 kurvige Kilometer liegen vor uns. Zunächst auf der SP 107 nach Maiolo und dann auf der SP 6 über Mercato Veccio, Bronzo und Schieti nach Urbino.

Unserer Meinung nach ist Urbino einfach ein traumhaftes Städtchen und strahlt komplett die italienische Lebensart aus. Wie gemacht für eine ausgedehnte Pause und die üblichen gestellten Urlaubsfotos. Die Kunstinteressierten unter euch können sich noch das Geburtshaus des berühmten Malers Raffael anschauen. Wirklich sehenswert.

Aber dann müssen wir weiter, denn das war ja erst der Geburtsort von Doctor Valentino Rossi. Auf geht es in sein eigentliches Königreich nach Tavullia. Die knappen 30 Kilometer reißen wir zügig ab und erreichen über Petriano und Montecchio letztendlich Tavullia.

Leute – Tavullia ist der Brüller und nicht nur für eingefleischte Rossifans ein absolutes Muss. Wahrscheinlich haben sämtliche Bewohner des Ortes einen Ruhepuls von 46 Schlägen.


Alles aber wirklich alles atmet hier in GELB und der Nr. 46. In Deutschland undenkbar. Selbst deutsche Fußballhochburgen wie Dortmund oder Gelsenkirchen betreiben nicht einen derartigen Kult und Heldenverehrung wie sie hier in Italien und speziell in Tavullia bei Rossi einem Motorradrennfahrer zu Teil wird. Es ist Rennwochenende in Misano und so sind wohl noch mehr Fans vor Ort als an „normalen Tagen“. Schlangen vor dem VR 46 Store. Schlangen vor der VR 46 Pizzeria. Unfassbar!

Irgendwann machen wir uns dann wieder auf unseren Rückweg. Und der führt uns kurvig noch über die Zwischenstation Coriano. Hier war, oder sollte man besser sagen ist immer noch, die Heimat des besten Kumpels von Valentino Rossi. Dem viel zu früh verstorbenen Marco Simoncelli hat man hier ein Denkmal gebaut.

Da steht in Form eines Auspuffs eine Skulptur die, zu bestimmten Zeiten an den Wochenenden, das macht was eine offene Auspufftüte schon einmal macht. In Anlehnung an die frühere Start-Nummer von Simoncelli schlagen dann für 58 Sekunden die Flammen aus dem Rohr. Das alles in Gedenken an den berühmten Sohn des Ortes. Noch Fragen? In Italien hatte Motorsport schon immer auch mit „Cuore“ zu tun. Pragmatischen Menschen mag dies möglicherweise lächerlich erscheinen, für mich ist es Wertschätzung und ein herzliches Gedenken an einen großen und sympathischen Sportler.

Das Museum für Supersic ist klein aber fein und vor dem Gebäude findet man noch eine kleine Gedenkstätte. Irgendwelche Fahrer haben hier auch noch einen Helm abgelegt und es liegen noch Handschuhe daneben. UND – ein kleines Spielzeugauto, dass wohl ein „kleiner Fan“ dort abgestellt hat. Ich muss vor Rührung ein wenig schlucken!

Unser Rückweg zum Hotel ist auch wieder eine Wegstrecke von etwa 40 Kilometern. In Vorfreude auf unser abendliches Menü im „Pian del Bosco“ spulen wir die Distanz zügig ab. Wir nehmen die Route quer durch San Marino über Borgo Maggiore nach Pietracuta und dann auf der SP 258 zum Hotel.

Der Abend kann kommen mit einem guten Essen und interessanten Benzingesprächen unter Gleichgesinnten.

7. Tag: Perticara – Ascoli di Piceno

Schweren Herzens verlassen wir heute Morgen das „Pian del Bosco“ und machen uns wieder auf den Weg. Interessant wird es heute denn unser Etappenziel Ascoli di Piceno ist die Partnerstadt meiner Heimatstadt Trier. Es ist also irgendwie so, als ob man nach Hause kommt. Hatten wir nicht auch die Gedanken in Bezug auf das Zentrum der italienischen Motorradrennfahrer? Genau – hier in Ascoli ist Romano Fenati, das „enfant terrible“ der Moto 2 Klasse der Saison 2018, zu Hause.

Aber jetzt machen wir uns zunächst mal auf den Weg und fahren von Perticara südlich an San Marino vorbei in Richtung Gabicce Mare an die Adriaküste. Hier zieht es uns auf den Schulweg von dem kleinen Valentino Rossi, konkret auf die Panoramica Adriatico. Den Namen Panoramica trägt die Strecke wirklich zu Recht. Was für eine Aussicht und eine Streckenführung, dass man den Rest des Motorradurlaubs hier verbringen könnte. Die 20 km bis Pesaro sind sensationell und einfach ein Traum.

Wir bleiben noch eine Weile an der Adriaküste und genießen die Nähe zum Meer. Es geht an Ancona vorbei und dann ziehen wir hinein in das Landesinnere. nach Civitanova

Von dort nach Valmir und dann kurvig nach Offida.

Jetzt ist es nur noch der oftmals zitierte Katzensprung und wir haben auch schon unsere heutige Station Ascoli di Piceno erreicht. Auch in Ascoli haben wir im „Antico Borgo Piceno“ eine zentrale Übernachtungsstelle und sind am Abend mittendrin im pulsierenden Leben der schönen Stadt. Unsere „Sissy“ steht gut behütet unmittelbar unter unserem Zimmerfenster und beim Frühstück haben wir auch den direkten Blick auf unsere Maschine.

8. Tag: Rund um Ascoli di Piceno

Wir lassen es heute ruhig angehen und haben keine Eile. Da wir auf unserer morgigen Route den südwestlichen Bereich von Ascoli in Richtung Rom in Angriff nehmen, können wir uns heute Zeit nehmen um die „Citta Gemella“ von Trier zu erkunden.

Am Vorabend haben wir bereits erlebt wie die Einwohner von Ascoli ihren Feierabend genießen. Vor dem Caffè Meletti tanzten Paare Tango und hatten dabei sichtlich ihr Vergnügen. Heute führt eine Gruppe in historischen Kostümen entsprechende Tänze vor. Einfach schön anzusehen.

9. Tag: Ascoli di Piceno – Rom

Bei unserem frühmorgendlichen Start machen wir erst einmal einen kleine Schlenker und fahren über das etwa 20 km entfernte Montegallo durch den Nationalpark der Monti Sibillini. Landschaftlich schön gelegen muss das zur heutigen Einstimmung einfach sein. Es geht also zunächst über Roccafluvione auf die SP 89 und dann in wunderbaren Schwüngen über Montegallo bis Arquata del Tronto, bevor wir uns auf die SS 4 in Richtung Rom begeben.

Unterwegs haben wir in den Bergen noch einen unerwarteten Halt, weil ein Rettungshubschrauber einen Verletzten oder Erkrankten aufnehmen muss. Dabei haben wir noch Gelegenheit ein Plüschtier an den Mann oder korrekterweise an das Kind zu bringen. An den Plüschbären zur Völkerverständigung sind wir über einen ADAC-Stauberater gekommen. Kurzes Gespräch bei unserer Anfahrt im Großraum Stuttgart und das Stofftier, nebst Motorrad-Erste-Hilfetasche fand Platz in unserem Tankrucksack. Jetzt führte es zu totaler Begeisterung bei der italienischen Mama. So schnell kann man Menschen glücklich machen.

Wir sind jetzt auf der Via Salaria, der historischen Salzstraße, die bereits in der Antike von der Adriaküste über den Apennin bis nach Rom führte. Wir bewegen uns also bei der heutigen Route auf historischem Boden. Die Via Salaria ist jetzt unsere Einflugschneise nach Rom.

Total entspannt rollen wir in Rom ein, der ewigen Stadt, und suchen unser Hotel das „St. Moritz“ in der Via Nazionale. Mittendrin in der Stadt die über Jahrhunderte das Zentrum der Welt darstellte. Wir freuen uns schon auf unseren zweitägigen Aufenthalt und auf das was wir zu sehen und zu fühlen bekommen.

Aber dazu mehr in TEIL II meines Reiseberichtes.

 

Kategorien

  • Aktuelles
  • Anderstouren
  • Auf und Davon
  • Nachdenkliches & Provokantes
  • Rast & Übernachtung
  • Sparte A
  • Technik & Ausrüstung
  • WARUM & Historie

Blogstatistik

  • 75.587 hits

Archiv

Bloggen auf WordPress.com.

Datenschutz & Cookies: Diese Website verwendet Cookies. Wenn du die Website weiterhin nutzt, stimmst du der Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen, beispielsweise zur Kontrolle von Cookies, findest du hier: Cookie-Richtlinie
  • Abonnieren Abonniert
    • flyinghaggisdotnet
    • Schließe dich 54 Followern an
    • Du hast bereits ein WordPress.com-Konto? Melde dich jetzt an.
    • flyinghaggisdotnet
    • Anpassen
    • Abonnieren Abonniert
    • Registrieren
    • Anmelden
    • Melde diesen Inhalt
    • Website im Reader anzeigen
    • Abonnements verwalten
    • Diese Leiste einklappen
 

Lade Kommentare …