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Irgendwann ganz zu Beginn von „Flying Haggis“ habe ich auch meinen eigenen Fahrstil zu früheren Zeiten kritisch hinterfragt. Da war zu lesen, dass es heutzutage bei mir Kopfschütteln verursachen würde, aber zum „damaligen Zeitpunkt“ zum Empfinden Motorradfahren dazugehört hat.

Ihr wisst ja mittlerweile, dass Flying Haggis eine Zeit lang sein Unwesen im Großraum Köln / Bonn getrieben hat. Irgendwo verdient (oder erhält) man eben sein Geld damit man Essen und Motorradfahren kann. Aber am Wochenende da zieht es Flying Haggis natürlich wieder in heimatliche Gefilde. Schließlich muss man ja immer noch das „heimatliche Revier“ unsicher machen.

Es begab sich also an einem frühen (sehr frühen) Sommermorgen, dass sich euer werter Erzähler auf seiner D-Zug-Route in Richtung Trier aufmachte. Soll heißen Autobahn aus Bonn heraus und dann über die Kalenborner Höhe rein ins Ahrtal. Mein damaliges „Eisen“ eine Kawasaki GPZ 750, „die mit dem Mäusekino“ auf dem Tank, war zwischenzeitlich warmgefahren und harrte der Dinge die da jetzt kommen würden.
Jetzt muss ich noch anmerken, dass selbst zu schlimmsten Zeiten meine Geschwindigkeiten innerorts nur in Nuancen von der gesetzlichen Norm abwichen.

Infolgedessen war das, was jetzt kommen sollte, eine unmittelbar zu sühnende frevelhafte Handlung.

Da höre ich doch aus dem halb geöffnetem Visier „Geknatter“ und es kommt eine Suzuki RG 500 innerorts in Altenahr an mir vorbei. Auf dieser Kiste saß dann auch noch zu allem Überfluss ein „50 kg-Magermilchkribbel“, der sein Manöver nicht bis Ortsende abwarten konnte. Also gingen sämtliche Systeme bei Flying Haggis in den „Rächermodus“.

„Freundchen, auf einer meiner Heimstrecken – INNERORTS -, DAS wird bestraft mit einem Überholmanöver der besonderen Art und anschließender vernichtender Deklassierung!“

Also Altenahr wieder raus und durch Altenburg und alsdann den Hahn gespannt – was geht. Da stehen jetzt auf einigen der „runden Schilder komplett falsche Zahlen“. Zumindest kommunizieren sie in keinster Weise mit meinem Tacho. Die Häufung der folgenden verkehrsrechtlichen Verfehlungen hätte ausgereicht um die beiden beteiligten Protagonisten, über die nächste Reinkarnation hinaus, mit Führerscheinentzug zu belegen.
Die Reise geht die komplette B 257 entlang mit dem immer wiederkehrenden Szenario – vor der Kurve so lange stehen lassen wie es geht, um vorbeizukommen UND jedes Mal das gleiche Prozedere von dem „Magermilchkribbel“. DER letzte entscheidende Meter bleibt der Gaszug länger bei IHM offen und ich finde keinen Weg vorbei. Die Ortsdurchfahrten sind ja Tabuzone, schließlich bin ich ja auf „Rächermission“, wegen dieses frevelhaften Verhaltens.

Langsam beginne ich bereits damit MIR meine eigene Entschuldigung zusammenzubauen:

„Der ist ja auch leichter und die RG hat noch ein paar PS mehr!“

Aber DAS mit der Mehrleistung hatten meine GPZ und ich ja schon häufiger und nahmen es lediglich als sportliche Herausforderung und Randnotiz wahr, um es abschließend dann als „besondere Leistung“ zu buchen.

In Breidscheid setzt der „Magermilchkribbel“ den Blinker links zur bekannten Pommesbude Zufahrt Nordschleife.

DEN muss ich mir jetzt genauer anschauen, also ebenfalls den Blinker links und raus auf den Parkplatz. Das Gerät aus Hamamatsu aufgebockt, Helm ab und jetzt folgt mein unverfänglicher Blick in Richtung RG.

Nur unwesentlich älter als ich und mit dunkelblondem Kurzhaarschnitt lächelt mich eine „junge Dame“ an:

„Das war jetzt eine nette Runde. Du fährst nicht schlecht. Vielleicht an der ein oder anderen Ecke etwas abgehackt. Ich bin Instruktorin und gebe hin und wieder auch auf dem Ring einen Kurs. Vielleicht hast Du ja mal Lust mitzumachen?“

Abgehackt, so, so! Während ich keinen Weg vorbei gefunden hatte, hatte die Frau Instruktorin noch Zeit meinen Fahrstil zu begutachten und war nach Lage der Dinge bei Weitem nicht am Limit.

In den kommenden Monaten und Jahren kam es bei Benzingesprächen mit meinen unterschiedlichen Kumpels noch häufiger zum Thema „Frauen und / oder auf Motorräder“. Dabei auch mit Stellungnahmen die in der Chauvinismus-Hitliste einen Podestplatz einnehmen würden.

Meine Antwort war dann immer:

„Wartet bis ihr MEINE auf der RG trefft! Falls IHR bis zum ENDE dranbleibt ist die Kombi nass. Hoffentlich dann nur vom Schweiß!“

Alles frei nach dem Motto:
Zeige immer und überall wie schnell Du bist – aber sei Dir gewiss – Irgendwo wartet EINER/EINE auf Dich, der/die noch schneller ist als Du!