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Bei der Messe in Dortmund hatten die „neuen Tiger“ von Triumph die Aufmerksamkeit von Flying Haggis erregt. Eine Probefahrt war also dringend angesagt um zu sehen und zu fühlen was die englische Lady alles in petto hat.
Ob man jetzt auf die XC-Varianten oder auf die XR-Varianten steigt bleibt jedem selbst überlassen. Das „C“ steht dabei für Cross, also Gelände und bei Triumph schön an den Speichenrädern zu erkennen. Das „R“ steht für Road und die Maschinen tragen Gussräder.
Also schauen wir nach den Top ausgestatteten Modellen dieser Baureihe der XCA oder der XRT und da haben wir alles an Bord was man als Tourer so brauchen kann. Wahrscheinlich sogar einiges was nicht nötig ist, aber wie ist das so häufig? Hat man sich daran gewöhnt will man es nicht mehr missen.
Überall wo der Blick des Betrachters hinfällt sieht er eine sehr gut verarbeitete Maschine. da haben wir den schönen Arrow Titan & Carbon Schalldämpfer, der allein schon 2,5 kg bei der Abmagerungskur beigetragen haben soll.
LED-Nebelscheinwerfer, sowie Scheinwerfer mit adaptivem Kurvenlicht. Dieses scheint sich im Segment der Reiseenduros langsam durchzusetzen. aus Sicht von Flying Haggis eine gute Sache und zusätzlicher Sicherheitsfaktor bei Nachtfahrten. Einfach schön, wenn man in eine Kurve fährt und nicht zuerst in die Dunkelheit hineinfährt.
Der Triumph Schaltassistent, natürlich mit Blipper. Berganfahrassistent und elektronisch verstellbare Verkleidungsscheibe. Fahrer- und Soziussitz beheizt, sowie Griffheizung. Ach ja – der Tempomat für längere, entspannte Autobahnfahrten.
Die XRT hat fünf Fahrmodi. Bei der XCA stehen deren sechs zur Verfügung, resultierend aus einem zusätzlichen Geländemodus. Beide Modelreihen weisen einen speziellen Fahrermodus aus. Soll heißen – der Fahrer kann hier nach eigenem Gusto und Befindlichkeiten ABS- Traktionskontrolle etc. einstellen.
Rollen wir also erwartungsfroh los und lassen das Überangebot an Optionen auf uns wirken. Wer mit seinem Smartphone klarkommt hat mit der Menüführung der Triumph kein Problem. Ähnlich strukturiert klickt man sich durch das Angebot und nach kurzer Bedienungszeit erfolgt das Ganze nahezu intuitiv.
Was soll ich jetzt sagen? Fast alle Test- und Fahrberichte in den Fachzeitschriften schwärmen von dem potenten Triumph-Dreizylinder. Aktuell weist Triumph bei dem Aggregat 141 PS bei 9.350 U/min aus, sowie 122 Nm Drehmoment bei 7.600 U/min. In den besagten Berichten wird aber auch davon gesprochen, dass die Testmaschinen diese Nennleistung nicht erreicht haben. Hier differierten die Motorleistungen zwischen 125 – 128 PS.
Für Flying Haggis war die Leistung des Dreizylinders irgendwie enttäuschend. Möglicherweise hatte ich zu viel von dem Aggregat erwartet auf Grund der Vorschusslorbeeren der Fachpresse. Die Leistungsabgabe ist linear ohne dass in einem bestimmten Drehzahlband ein richtiger Schub kommt. Subjektiv entwickelt meine KTM 1190er @venture (Baujahr 2013) selbst im Regenmodus mehr Leistung als die Triumph im Straßenmodus. Ein weiterer Erklärungsansatz für mich wäre das immer noch hohe Fahrzeuggewicht in Relation zu meiner KTM. Dahingehend ist wiederum anzumerken, dass der bayrische Hersteller mit dem blau/weißen Propeller aus seiner auch nicht gerade ranken und schlanken 1200er @venture eine Leistung generiert, die immer und überall mehr als ausreichend ist. Aber DA sind wir ja jetzt noch nicht.
Insgesamt wirkt der Motor auf mich wie ein Sprinter dessen Trainer ihn an einem Deuserband festhält und er einfach nicht auf Tempo kommt. Lakonischer Kommentar der besten Sozia von Allen: „Da kommt ja gar nix!“
Fahrwerk? Das Fahrwerk ist elektronisch einstellbar und teilweise semiaktiv. Soll heißen: Federbein semiaktiv und mehrfach voreinstellbar. Die Gabel kann der Fahrer elektronisch vorjustieren und in diesem Modus verbleibt dann die Einstellung. Alles kein Problem und funktioniert tadellos. In langsamen Kurven ist auffällig, dass die Tiger etwas kopflastig ist und dazu neigt den Kurvenradius nach aussen zu schieben. Auf diese Eigenart kann man sich einstellen und den Einlenkpunkt etwas anders wählen.
Eine Besonderheit wird noch geboten. Die Triumph Tiger merkt, wenn der Fahrer unerwartet das „Geläuf“ wechselt. Konkret bedeutet das: Wir fahren unter vollen Segeln in eine nicht angekündigte Baustelle mit Schotterpassage (oder alternativ Feld- oder Waldweg) und die Tiger stellt binnen sechs Sekunden die elektronischen Einstellungen auf den Bodenbelag um. Funktioniert analog bei Rückkehr auf den vorherigen Straßenbelag. Ein Problem besteht nur noch dann, wenn die sechs Sekunden für Fahrer nebst Tiger zu üppig waren und man bereits eine Kiesprobe auf der Schotterpassage genommen hat.
Zur Ergonomie ist zu sagen, dass der Fahrer kommod auf der Triumph untergebracht ist. Man sitzt sehr bequem und kann in dieser Position sicherlich entspannt auf der Autobahn Richtung Urlaubsziel Kilometer fressen. Wie sieht es mit der Sozia oder dem Sozius aus? Die beste Sozia von Allen mit ihren 1,74 einhalb (auf den halben Zentimeter wird extremer Wert gelegt) sitzt im Vergleich zu unserer KTM etwas erhöht und damit über dem Fahrer. Trotz meiner knappen 1,90 m kommen Verwirbelungen bei ihr an, die Sie vorher nicht kannte, da Sie nunmehr über mich herausragt. Der Soziussitz ist bequem aber irgendwie auf Grund unserer Anatomie nicht zu 100 % passend. Wahrscheinlich fühlen sich Personen unter 1,70 m wie im siebten Himmel.
Wie sieht das abschließende Fazit für die Tiger 1200 jetzt aus. Mit Koffer und Topcase (das einzige was man bei der üppigen XCA oder XRT Ausstattung noch dazu kaufen muss) landen wir bei einem Preis um die 21.000,- Euro. Was bekommen wir dafür?
Ein Motorrad das wie gemacht ist für lange Touren auf der Autobahn oder besser ausgebauten Landstraßen. Wenn der Fahrer oder die Fahrerin nicht von einer KTM 1190 / 1290 @venture oder einer Ducati 1200 /1260 Multistrada, sowie von dem ausgesprochen potenten 1200er BMW Boxer umsteigt, dann fährt er eine starke, wertig gemachte Tourenmaschine mit Topausstattung.
Für mich ist es in etwa wie die Mercedes S-Klasse im PKW-Bereich. Da erwartet auch niemand ein sportives Fahrzeug für eine schnelle Runde auf dem Nürburgring, sondern ein Fahrzeug, welches den Fahrer / oder die Fahrerin kommod und mit allem Luxus von Punkt A nach Punkt B bringt.