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Es gibt ja in der Zwischenzeit kaum eine Firma die nicht in irgendeiner Art und Weise auf den Retro-Zug aufgesprungen ist. Einige dieser Modelle gefallen mir wirklich recht gut, bei anderen beschleicht mich aber auch oftmals das Gefühl, dass man das Endprodukt von nicht Fisch nicht Fleisch auch locker dem Markt hätte ersparen können.

Heute sind wir aber bei einem Modell vor dem ich bereits bei der Präsentation auf der Intermot in Köln mit strahlenden Augen gestanden hatte. Gut gemacht Kawasaki – Chapeau. Die Japaner hatten die ehrwürdige Z 1 in Gestalt der Kawasaki 900 RS auferstehen lassen.

Alles war dem großen alten Vorbild nachempfunden. Sogar die Lackierung und das markante Heck findet sich an der 900 RS wieder. Ein wahrer Augenschmaus.

Die schön gemachten und gut ablesbaren Instrumente informieren den Fahrer über alles Notwendige. Mehr Input braucht im Grunde genommen kein Mensch.

Was wird denn dem Käufer eigentlich geboten? Da ist ein ausgereifter, wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor (948 ccm) mit 111 PS bei 8.500 U/min und einem Drehmoment von 99 Nm bei 6.500 U/min. Mehr als ausreichend für alles was man auf der Landstraße anstellen kann. Wirft man das Aggregat an, dann entwickeln die beiden schön gemachten Endtöpfe die kawatypische Hintergrundmusik. Leicht heiserer Ton, der mich irgendwie an Adriano Celentano erinnert. Schnell wieder vergessen – wir können ja schließlich keinen italienischen Barden aus einem japanischen Produkt trällern lassen.

Der Motor läuft wirklich seidenweich. Hier merkt man die jahrelange Kernkompetenz der Japaner in Sachen Reihenvierzylinder. Die Kupplung ist in kaltem Zustand etwas ruppig, das gibt sich aber bereits nach einigen Kilometern. Wahrscheinlich bin ich „Weichei“ schon derart an den Quickshifter meiner „Sissy“ gewöhnt, dass dies jetzt Jammern auf hohem Niveau ist.

Man sitzt absolut kommod auf der Kawa, selbst mit meinen knappen 1,90m. Mit dem schönen breiten Lenker hat man die Fuhre zu jeder Zeit im Griff und die serienmäßigen Dunlops geben eine wunderbare Rückmeldung an den Fahrer.

Die Bereifung trägt sicherlich in Zusammenarbeit mit den Vierkolbenbremssätteln zu dem sicheren Gefühl beim Bremsen bei. Die 900 RS liegt auch bei etwas heftigeren Bremsmanövern spurstabil und vermittelt ein sicheres Gefühl. Ihre „Urahnin“ würde jetzt rot anlaufen.

Apropos „Urahnin“. Was zur damaligen Zeit zu dem wenig schmeichelhaften Spitznamen geführt hat war das Fahrwerk. Die Enkelin ist hier über jeden Zweifel erhaben. Sauberer Geradeauslauf und handlich, aber spurstabil in den Kurven ohne nervös zu wirken. Das haben die Ingenieure in Nippon gut hinbekommen. Der alte Doppelschleifenrohrrahmen liegt da wo er hingehört – im Museum oder auf dem Schrottplatz.

Abschließend kann man als Fazit wirklich nur eines sagen: Die 900 RS ist eine wunderbare Landstraßenmaschine, die Fahrgenuss und Fahrspaß pur bringt. Für die Jungs und Mädels aus meiner Generation bringt SIE aber noch etwas. Die Emotionen aus den 70ern sind zurück als man als pickeliger Schüler die Testberichte von „Frankensteins Tochter“ gelesen hat und in Gedanken versunken darüber nachdachte ob man jemals auch dieses Hammerteil fahren könnte.

Jetzt kann man es. Und man kann es ohne die Befürchtungen der früheren Jahre, dass ein Fahrwerk, welches den Namen nicht verdient hatte, bei der kleinsten Unebenheit massive Unruhe in das Fahrwerk bringt und damit den Fahrer permanent in Sturzgefahr.

So gefällt mir Retro. Die tolle Optik der früheren Jahre verbunden mit der zeitgemäßen Technik, dazu richtig wertig gemacht. Ruhig mehr davon, wenn dann das Endprodukt die Qualität dieser Kawasaki 900 RS hat. Gratulation nach Japan. (Das hat jetzt Überwindung gekostet)