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So Leute – ich bin wieder da. Einige Wochen ziemlich außer Gefecht gesetzt sitze ich jetzt wieder über meiner Tastatur und schreibe euch die ersten Weisheiten für das Jahr 2020. Da gab es nette und kompetente Menschen im Chiemgau, die das Puzzle Flying Haggis zunächst auseinander gebaut und im Anschluss wieder ordentlich zusammengesetzt haben. Das Gesamtbild ist jetzt etwas anders als vorher aber ich bin mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Wie pflegte mein Vater doch immer so treffend zu sagen: Du kannst so alt werden wie eine Kuh und lernst doch immer noch dazu. Das ist jetzt sogar etwas poetisch.
Keine Angst. Die Passion Motorrad und alles drumherum ist geblieben. Und genau deshalb ist mir auch eine schöne Anekdote eingefallen, die irgendwie ganz passend ist im Bezug auf Betriebsblindheit und die damit verbundene Schwierigkeit die einfachen Lösungen zu finden.
Es war in der Anfangszeit meines Lebens auf zwei Rädern. Ich nannte eine Yamaha XJ 550 mein eigen und war stolz darauf ohne Ende. Irgendwie war das gute Stück aber von einem japanischen Monteur an einem Montag zusammengebaut worden, nachdem er am Wochenende zuvor etwas zu viel Reiswein zu sich genommen hatte. Das Ding war ein furchtbarer „Längsrillenschüttler“ und darüber hinaus „tötete“ die XJ bei Ausfahrten mehr H4-Birnen als ihr Fahrer Marzipanbrote zur Weihnachtszeit. Aber es war mein erstes Motorrad und somit für mich das TOLLSTE auf der ganzen weiten Welt.
Jetzt aber zu der Anekdote. Im Juni 1983 spielte die deutsche Fußballnationalmannschaft im benachbarten Luxemburg gegen Jugoslawien. So nah konnte man als Trierer die deutschen Helden selten sehen und so war es geradezu eine Verpflichtung die ca. 60 km in das Fußballstadion der Stadt Luxemburg in Angriff zu nehmen. Da ich um die wenigen Parkplatzmöglichkeiten rund um das Stadion wusste, war klar, dass ich mit meiner Yamaha in das benachbarte Großherzogtum rollte.
Gesagt getan und in froher Erwartung hinein in das Stadion. Die beiden Mannschaften machten sich warm und kurz danach erschienen sie wieder und lauschten ihren Nationalhymnen. Hymnen gespielt – die Jugoslawen verschwinden wieder in den Kabinen des Stadions. Die deutschen Spieler schauen noch etwas konsterniert, was man nachvollziehen kann. Gegen wen sollen sie spielen, wenn kein Gegner mehr greifbar ist?
So sitzen und stehen also die Zuschauer auf den Tribünen und haben keine Ahnung was hier jetzt eigentlich vor sich geht und warum beiden Teams wieder in den Katakomben des Stadions verschwunden sind. Der aus meinem ersten Artikel über Originale bekannte „Kippen-Pit“ steht in meiner Nähe und lässt in Trierer Mundart einige Stellungnahmen über die luxemburgische Organisation ab, die an dieser Stelle nicht zitierfähig sind.
Nach einer guten halben Stunde meldet sich endlich der Stadionsprecher und stellt den Zuschauern eine Frage:
„Ist zufällig einer der anwesenden Zuschauer im Besitz einer Musikkassette oder Schallplatte mit der aktuellen jugoslawischen Nationalhymne?“
Natürlich nicht – aber zumindest die Lacher hatte er jetzt schon auf seiner Seite. Bei der Auswahl des Liedgutes ist dem Luxemburger Verband ein Malheur passiert. Statt der aktuellen Hymne hatte man die alte Variante des Königreiches Jugoslawien erwischt. Dies lag mit einem Zeitfenster von 1918 bis 1941 etwas zurück und führte dazu, dass die jugoslawischen Nationalspieler erbost das Feld verließen. Kann man irgendwie verstehen. Unsere Spieler hätten sich beim Abspielen des preußischen Defiliermarsches statt der Nationalhymne sicherlich ähnlich verhalten.
Per Eilkurier schafft jetzt RTL-Radio die aktuelle Variante in das Stadion und nach dem zweiten Anlauf in Sachen Hymnen geht alles gut. Übrigens sehen wir auch ein spannendes und interessantes Spiel, obwohl es für meine aktuelle Geschichte eher Nebensache ist. 4:2 für Deutschland und da es auf Grund der Verzögerungen etwas später geworden ist macht sich euer werter Erzähler erst bei aufkommender Dunkelheit auf den Heimweg nach Trier.
Das kurze Stück Stadtautobahn ist mit Lampen taghell erleuchtet und bei Senningerberg verlasse ich die Autobahn in Richtung Landstraße nach Trier. Hoppla – da stimmt was nicht. Meine XJ 550 hat scheinbar gar keine Lust mir den Weg nach Hause auszuleuchten. Es ist stockduster und ich suche mir einen Platz unter einer Straßenlaterne um dem Problem auf den Grund zu gehen.
Wie bereits zu Beginn gesagt, meine XJ war ein „Birnenkiller“. Für mich also wieder sonnenklar: Die feinen Vibrationen haben der nächsten H4-Birne den Garaus gemacht. Also das Übliche – Birnenwechsel ist angesagt. Sitzbank hochgeklappt, aus meinem reichhaltigen Birnensortiment das Passende herausgesucht, alte Lampe raus, neue rein und DUNKELHEIT. Was ist denn jetzt? Das war doch jedes mal die Birne! Jetzt scheinbar nicht. Also die Anschlüsse kontrolliert, ist irgendwo ein „Wackler“? Oh Mann Haggis, Du hast kein Kontaktspray dabei. Vielleicht hätte das jetzt helfen können. Für das nächste Mal daran denken und einpacken. So weit es geht verfolge ich den Kabelbaum. Ist da irgendwo etwas geknickt? Alles Fehlanzeige. Langsam gehen mir die Ideen aus und ich lehne etwas verstört an meiner Japanerin.
OH Mann Johannes – die SICHERUNGEN!
Und das war jetzt des Pudels Kern. Deckel aufgemacht – die Sicherung für die Beleuchtung war durchgebrannt – gewechselt – Licht funktioniert wieder und Flying Haggis fährt kopfschüttelnd nach Hause. Wie kann einem denn so etwas passieren? Auf die einfachste Lösung bist Du erst zuletzt gekommen. Mein Gott wie dumm!
Das ist mir nie wieder passiert. In den ganzen folgenden Jahren war bei Elektronikdefekten immer der Sicherungskasten mein erster Weg der Fehlersuche. Beim MOTORRAD.
Aber da gibt es ja noch einen Faktor, der bei einer Motorradtour von tragender Bedeutung ist. Der Fahrer oder die Fahrerin.
Wie sagte Christoph Willumeit doch so treffend: Die einzige Sicherung die wirklich halten muss, ist jene, die in uns drinnen ist.
Und da habe ich jetzt eine richtig dicke Sicherung eingebaut. Schaut bei Euch mal nach ob Ihr nicht auch nachrüsten müsst. Es hilft und erspart eine Menge unnötigen Stress und Ärger. Denn die einfachsten Lösungen sind oftmals die Besten, obwohl man nicht direkt darauf kommt.
Ich hatte auch mal ein Erlebnis mit einer WM oder EM. Ich fuhr damals mit meinen Motorrad durch die Gegend. Unterwegs das nicht so aufgefallen, da dort immer recht wenig Verkehr ist. Aber als ich dann eine Stadt passierte, wunderte ich mich doch, dass so rein garnichts los war. Keine Menschen, kein Verkehr. Am Abend erfuhr ich, dass Deutschland und Türkei gespielt haben und somit ca. 80 % der deutschen Bevölkerung vor dem Fernseher hingen. Seit dem lege ich immer mal meine Touren in Zeiten, wo interessante Spiele stattfinden…
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Das hatten wir auch eine zeitlang so praktiziert. Schön ruhig auf Deutschlands Straßen, wenn alles wegen Volkssport Nr. 1 vor der Glotze sitzt.
Was auch gut funktioniert hat waren Sonntags die „Hochamtausfahrten“. Alle Gläubigen und Scheinheiligen in der Kirche und die Straßen waren frei.
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