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Eine wunderschöne Runde drehen wir heute. Viel Landschaft und Gegend, viele Kurven und vielleicht auch der ein oder andere Gedanken, der uns etwas länger begleiten wird. Auf alle Fälle werden es schöne Erinnerungen.

Nach eine letzten Blick auf die Sextener Sonnenuhr rollen wir heute Morgen gemütlich auf der SS 52 aus Sexten hinab ins Tal in Richtung Innichen. Wir orientieren uns in Richtung Lienz auf der SS 49 und später auf der B 100. Ja richtig – wir verlassen unser geliebtes Südtirol und begeben uns nach Osttirol, also in das benachbarte Österreich.
Um der ganzen Geschichte bereits zu Beginn einen kurvigen Charakter zu geben nutzen wir die L 324, die Pustertaler Höhenstraße und haben uns damit schon prächtig für die anstehenden Aufgaben eingerollt.
Unser erstes Zwischenziel ist nämlich heute eine Straße mit einem großen Namen und den trägt sie zu Recht. Die Großglockner Hochalpenstraße.

In Lienz können wir uns schon in diese Richtung auf die B 107 begeben, die nun zunächst für eine Zeit unser Begleiter wird. Irgendwann Mautpflichtig (L 271) – aber jeden Cent wert.

Die Tageskarte für ein Motorrad beträgt aktuell 27,50 € und kann, wenn man dem Kurvenbazillus der Großglocknerstraße verfallen sein sollte, für 13,- € auf einen weiteren Tag erweitert werden. Die nette Dame an der Mautstelle gibt uns noch den freundlichen Rat mit auf den Weg: „Seid`s vorsichtig. Da oben ist`s heit windig.“
Wie sich später herausstellt ist das die Untertreibung der Saison. Aber bei schönem Wetter kann das ja schließlich jeder.

1935 wurde die Großglockner Hochalpenstraße bereits eröffnet und seitdem mehrfach ausgebaut. Die 48 Fahrkilometer und ihre 36 Kehren sind wirklich purer Genuss. Ein absolutes Muss für jeden ist natürlich der Halt auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, aber der grandiose Blick auf den größten Gletscher der Ostalpen fehlt uns heute gänzlich. An den entsprechenden Schautafeln können wir uns aber anschauen, was wir sehen würden, wenn wir etwas sehen würden. Wie gesagt: Bei schönem Wetter kann dass jeder.

Die letzten gepflasterten Kehren hinauf zur Edelweißspitze haben etwas vom Amerikascup bei den Seglern. Wir sind aber hier oben nicht allein. Es haben sich noch einige Motorradfahrer*innen entschlossen dem Wind zu trotzen.

Wer jetzt auf die Karte schaut fährt abwärts von der Großglocknerstraße „imaginär“ mit Blick auf den Zeller See.
Wer früh am Morgen gestartet ist und den gesamten Tag Zeit hat, der kann sich noch das nahe Kaprun mit Stausee und Staumauer anschauen.
Die Anderen orientieren sich zunächst in Richtung Mittersil und dann zu den Felbertauern. Wir sind auf der B 108 und haben von der Beschilderung her bereits wieder Lienz im Visier. Da fahren wir aber nicht hin.

Bei Huben geht es für uns rechts ab auf die L 25, die wir auch nicht mehr verlassen, denn irgendwann hört sie auf den Namen SP 44. Wir rollen durch das Defereggental, das landschaftlich wirklich richtig schön ist. Leider hat uns jetzt der Regen eingeholt und drückt die Wolkendecke immer tiefer auf unserem Weg zum Staller Sattel. An der Tatsache der wunderbaren Streckenführung ändert das aber nichts.

Der Weg abwärts nach Südtirol ist vom Staller Sattel „ampelbewehrt“. Zu jeder vollen Stunde hat man eine Viertelstunde Grünphase um die Kehren abwärts in Angriff zu nehmen.

Es ist aber egal zu welchem Zeitpunkt ihr hier oben am Staller Sattel ankommt, denn HIER ist zwingend Pause angesagt. Es geht hinein in die „Hexenschenke“.

Isidor, der Mann mit den eisernen Nerven und dem Herz aus Gold bekocht uns hier. Warum eiserne Nerven? Weil er uns über die Jahre mit Engelsgeduld und unfassbarem Fachwissen das Skaten beigebracht hat. Im Winter ist er nämlich Skilehrer am Biathlonzentrum unten am Antholzer See.

Isidor und seine Frau Rebecca bewirtschaften hier oben mit viel Herzblut und Engagement die „Hexenschenke“ und man fühlt sich beim Eintreten in den gemütlichen Gastraum schon wie angekommen bei guten Freunden. Es kann locker passieren, dass man eine „Grünphase“ der Ampel einfach verpasst und stattdessen eben noch einen Kaiserschmarrn isst. WELTKLASSE und die Referenz für das Pustertal. Gehört in die Rubrik – sollte man nicht versäumt haben.
Wenn das Wetter nicht gerade so ist wie es bei unserem Eintreffen ist, dann hat man einen wunderbaren Blick auf den Antholzer See und hinab in Richtung Pustertal.

Irgendwann geht es dann weiter und vorbei am Antholzer See landen wir an der berühmten „Huber-Alm“. Eingefleischten Biathlonfans ist die Huberalm aus den TV-Übertragungen bekannt. Im Winterurlaub ist die Huberalm für uns der Anlaufpunkt für eine „Loipenmilch“. Wobei die Loipenmilch für mich als Fahrer natürlich tabu ist. Schwer genug fällt das, aber der nächste Winter ohne Motorrad kommt bestimmt.

Durch den modernen Anbau hat die Huberalm von ihrem früheren Charme verloren, aber vielleicht muss man überall mit der Zeit gehen und ich bin einfach nur zu konservativ.
Gemütlicher und authentischer pausiert ihr auf alle Fälle bei Isidor in der Hexenschenke. Der Überzeugung ist die beste Sozia von allen ohnehin.

Der Rest der Tour ist schnell erzählt und erledigt. Es geht für uns das komplette Antholzertal abwärts hinab auf die SS 49, die Pustertalerstraße in Richtung Toblach und in der Folge nach Innichen. Jetzt haben wir nur noch ein paar Kilometer zurück nach Sexten in unser Hotel Gruber, um auf der sonnigen Terrasse bei einem Aperol Sprizz den Tag Revue passieren zu lassen.