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Ich weiß jetzt nicht wie es euch geht, aber bei Flying Haggis gehen zu Saisonbeginn meistens 1 – 2 Tankfüllungen durch die Einspritzpumpe meiner KTM bis der Bewegungsablauf wieder so ist, dass ich mit mir zufrieden und mit der Maschine eine Einheit bilde.
Da ist zum einen die Harmonie mit dem Motorrad über Winter etwas eingerostet und zum anderen müssen sich die Sinne des Fahrers wieder auf wesentliche Dinge wie das Lesen der Fahrbahn schärfen. Mit dem Bürgerkäfig sind mir Frostaufbrüche und Bitumenstreifen oder großflächige, sowie leicht erhobene Flickarbeiten auf der Straße komplett egal. Mit dem Motorrad können SIE Dir nachhaltig die Linie verhageln oder schlimmer, je nach Reaktion des Fahrers, die gesamte Fuhre ziemlich in Unruhe bringen. Dann ist da die Sache mit der Blickführung in den Kurven, die einen Autofahrer höchstens marginal interessiert, da ihm Korrekturen in seinem mehrspurigen Fahrzeug leichter von der Hand gehen als dem doch recht fragilen Gebilde Motorrad plus Fahrer (oder Fahrerin). Mit dem Zweirad sollte man doch in der einen oder anderen Physikstunde aufgepasst haben, damit sich hilfreiche Notwendigkeiten auch erschließen. Da sind wir dann beim Stichwort Lenkimpuls, der nach dem Winterschlaf die ersten paarmal bewusst eingeleitet werden muss, um dann wieder in Fleisch und Blut überzugehen.
Einige von UNS benötigen diese innere Einkehr zu Beginn der Motorradsaison aber nicht. Oder zumindest sind SIE der persönlichen Überzeugung sich mit derartigen Nebensächlichkeiten nicht belasten zu müssen.
So fährt ein Treiber einer Boxer-BMW am Wochenende mit ziemlichem Tempoüberschuss von hinten auf meinen Bürgerkäfig auf. Flying Haggis hatte die Gummikuh bereits im Rückspiegel gesichtet und war verwundert über die Geschwindigkeit, weil WIR Gegenverkehr hatten und ein Überholvorgang ohne massiven Flurschaden eher unwahrscheinlich erschien. Zu diesem Schluss kam der Boxerfahrer erst etwas zeitverzögert und bremste jetzt seine Fuhre massiv zusammen. Dies derart, dass die Front des Boxers sichtlich in Unruhe geriet. Geradeso abgefangen setzte der Boxerpilot im unmittelbaren Anschluss kopfschüttelnd zum Überholen an, fuhr dann einige Meter nach seinem Manöver immer noch auf der Mittellinie die nächste Linkskurve (?) an, um kurz vor dem Einlenken noch schnell eine Korrektur nach rechts vorzunehmen, damit er nicht mit dem kompletten Oberkörper UND der Maschine in die Gegenfahrbahn hineinragte.
Der Mann war zügig unterwegs zu Saisonbeginn! Meiner Meinung nach nur etwas zu zügig für sein aktuelles Fahrvermögen und Fahrkönnen. Da hatte von vorne bis hinten nichts im Ablauf gepasst, dass man abschließend von einem Beherrschen der Situation hätte reden können. Ob sein Kopfschütteln Ausfluss der eigenen Erkenntnis über die persönliche Unfähigkeit war, ODER doch eher über meine physische Anwesenheit zur unpassenden Zeit, entzieht sich meiner Kenntnis.
ABER weil der beschriebene Boxerfahrer leider nicht allein ist mit seiner Selbstein- und -überschätzung haben WIR alljährlich das immer wiederkehrende Problem. In der Presse und den Medien werden WIR ALLE als hirnlose Raser und Irre vermarktet und dargestellt. Die Organspender sind wieder unterwegs.
Flying Haggis will seine Organe gerne noch eine lange Zeit selbst nutzen. Abschließend könnte ich vielleicht meine Leber mit allen militärischen Ehren auf der Isle of Man beerdigen lassen. In der Rechtskurve bei Creg Ny Baa wäre nicht schlecht! Da ist ein Pub in der Nähe und vielleicht verschüttet dann der ein oder andere TT-Besucher auf der „Begräbnisstätte“ noch einen Schluck Lagerbier.
Bis DAS soweit ist werde ICH lieber weiterhin meine 1 – 2 Tankfüllungen investieren bis der Bewegungsablauf auf der Maschine wieder passt und die Harmonie zwischen Fahrer und Motorrad wieder eingekehrt ist. Denn ich will nicht den Medien die Munition für weitere Streckensperrungen oder Geschwindigkeitsbegrenzungen für Motorräder geben UND ich gehe davon aus, dass das Gros von UNS diese Auffassung teilt.
Flying Haggis wünscht EUCH einen guten Saisonstart 2016 sowie eine wunderbare und vor allem sturzfreie Motorradsaison!
Kluge Worte ohne drei den Zeigefinger zu erheben. Viel mehr regt es zum reflektieren des eigenen Handelns an. Meine zwei tankfüllungen habe ich schon durch, trotzdem bin ich beim fahren noch besonders aufmerksam, denn der nicht motorradfahrende Blechdosenfahrer ist auch noch nicht auf uns geschärft. Das braucht wohl auch noch ein paar Sonnenstrahlen. Die Zeit kann man auch gut mit einem eigenen kleinen warm up verbringen, ein paar Übungen langsamfahrbereich, Slalom und bremsproben, am besten in Gesellschaft mit Freunden und unter Anleitung auf einem dafür freigegebenen Platz. Ride Safe…..
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Hallo Admin,
genau die richtige Ergänzung von Dir mit dem „eigenen kleinen Warm up“. Ein ruhiger Parkplatz, ein paar Bremsübungen und die üblichen „8er“ oder enger werdenden Kreise links und rechts „mit dem korrekten Blick“ und schon läuft unsere Geschichte wieder rund und WIR haben Spaß bei der schönsten Nebensache der Welt.
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Auf den Punkt gebracht und klasse beschrieben. Dieses „zu weit links in Linkskurven“ ist ebenso leichtsinnig und gefährlich wie es vermeidbar wäre. Etwas weniger „Angriffslust“ mancher Hobbygenossen beim Fahren könnte unser aller Ruf weit mehr nutzen, als es den einzelnen möglicherweise an Zeit kostet. Doch gibt es das übermäßige Einsetzen der eigenen Ellbogen unglücklicherweise bei Führern aller Fahrzeuggattungen und in allen Lebensbereichen. Letztlich ist man gut beraten, stets ein paar Züge im Voraus zu denken. Ich wünsche allzeit unfallfreie Fahrt.
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Hallo Alfred,
dem ist nichts mehr hinzuzufügen – außer, das es hätte von mir sein können.
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