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Sinngemäß war das einmal ein Ausspruch des US-Präsidenten Truman. Der ein oder andere Vertreter einer harten Linie im Motorsport wird wahrscheinlich auch diesen Spruch zu seinem Leitsatz erküren. Insbesondere bei den knallharten Rad- an Radduellen im Motorrad Grand Prix.

Ich bin auch der Überzeugung, dass ein Rennfahrer (oder auch Rennfahrerin) in der Motorrad-WM nicht zartbesaitet sein darf.

Zwischen nicht zartbesaitet und sportlich unfair, bis hin zu: Ich nehme die Verletzung eines Konkurrenten bei meinem Manöver billigend in Kauf ist aber ein Unterschied!

Diese Grenze war am Wochenende in Argentinien überschritten worden. Und zwar derart, dass man das Wagenrennen bei Ben Hur stattdessen für einen gemütlichen Sonntagsausflug halten könnte.

Lassen wir das Rennwochenende kurz gedanklich Revue passieren. Da beherrscht der amtierende Weltmeister Marc Marquez die Freien Trainings nach Belieben. Dies dergestalt, dass er seine Mitkonkurrenten teilweise wie Fahranfänger aussehen lässt und einen Sekundenabstand zwischen sich und den nächsten Verfolger legt. In der Moto GP zeitliche „Galaxien“.

Jedem Betrachter ist klar: Am Wochenende geht es beim Rennen lediglich um die Plätze ab Rang Zwei, denn Marquez wird sein eigenes Rennen von der Spitze fahren.

Dann das Qualifikationstraining! Ist sich Marquez zu sicher ODER macht ihn seine eigene Überlegenheit bereits überheblich?

Den ersten „Schuss“ muss er wegen eines Fahrfehlers abbrechen. Dann kommt er an die Box und nimmt bei abtrocknender Strecke die vorbereitete Maschine mit den Slicks. Auch diesen Versuch bricht er ab – zu gefährlich und letztendlich reicht es gerade noch so für eine gezeitete Runde, die ihn (wieder auf Regenreifen) auf Startplatz 6 bringt.

Schönheitsfehler! Bei den Rundenzeiten ist es komplett egal, wenn Marquez aus der zweiten Reihe in das Rennen geht. Einmal vorne wird er sich von seiner Konkurrenz verabschieden und diese in Grund und Boden fahren.

Grund und Boden fahren ist jetzt genau das Stichwort für den nun folgenden Rennverlauf mit mehreren Protagonisten, denen es augenscheinlich an der nötigen Professionalität und (zumindest bei einem) an Empathie fehlt.

Aufwärmrunde der Moto GP und einige Fahrer stellen fest, dass ihre Reifenwahl mit Regenreifen nicht die Richtige ist. Die Jungs von Marc VDS merken es als Erste und die beiden Fahrer rollen in die Box. Ergo – Start aus der Boxengasse hinter dem regulären Feld und dann darauf hoffen, dass man die richtige Entscheidung gefällt hat und das Feld von hinten aufrollt. Gute Idee und clevere Taktik.

Jetzt Hektik im Starterfeld und urplötzlich schieben einige Mechaniker die Maschinen ihrer Fahrer in die Boxen?

Am Ende steht nur noch der Pole-Setter „Jackass“ Miller, ziemlich verstört auf seiner Pole und kein Mensch weiß mehr was los ist.

Und dieses „Kein Mensch weiß was los ist“, scheint sich geistig sehr stark bei Marc Marquez festgesetzt zu haben.

Man, also Rennleitung, die FIM und wer nicht noch alles einigt sich auf eine Variante, die so in keinem Regelwerk steht. Miller soll von der Pole starten. Dahinter reihen sich mit einigen Startreihen Distanz die restlichen Fahrer nach ihrer Qualifikationszeit ein.

Marc Marquez die Erste: Der Motor der Honda des Weltmeisters stirbt bei der Anfahrt zu seinem Startplatz ab. Marquez versucht seine Maschine anzuschieben und so in Gang zu setzen, was ihm auch gelingt. Es war ja ausreichend Raum nach vorne bis zu Miller vorhanden, auf Grund der o. a. Regelung. Jetzt kommt es! Marquez springt auf seine Honda „dreht“ und fährt entgegengesetzt zur Rennrichtung an seinen Startplatz. JEDER ANDERE hätte hier vom letzten Platz der Startaufstellung starten müssen! Fast JEDER – Marquez nicht.

Start erfolgt. Das Fahrerfeld hetzt hinter Jack Miller her und Marquez ist bald in Führung und setzt sich ab.

Nun stellt die Rennleitung fest, dass dieses „spanische Manöver“ in der Startaufstellung nicht regelkonform ist und Marquez erhält eine Durchfahrtstrafe.

Relativ zeitig kommt der amtierende Weltmeister dieser Durchfahrtstrafe nach und jagt wieder hinter dem Feld her. Der nicht gerade für besonders feinfühlige Überholmanöver bekannte Marc Marquez läuft jetzt zur Höchstform auf.

Getreu dem Motto: Was interessieren mich Fahrer aus dem hinteren Feld torpediert er Aleix Espargaro, als er in eine Lücke sticht, die außer IHM (Marquez) niemand gesehen hat.

DER hält mich eben auf – ergo weg mit IHM. Und weg ist Espargaro in der Folge auch, da seine Maschine nicht mehr fahrbereit ist.

Die Hetzjagd geht weiter und das o. a. Manöver veranlasst wieder eine entsprechende Strafe der Rennleitung. Marquez soll sich einen Platz zurückfallen lassen.

Auch DAS macht der Weltmeister zeitnah und geht „noch mehr angefressen“ weiter auf seiner Amokfahrt nach vorne.

Wie es der „Rennteufel“ will treffen sich zwei Protagonisten, die ohnehin nicht die besten Freunde im Fahrerfeld sind. Valentino Rossi, der alle Hände voll damit zu tun hat seine nur mäßig funktionierende Yamaha auf Kurs zu halten, bekommt Besuch von Marquez.

Viel zu schnell sticht Marquez bei Rossi innen in einer Rechtskurve hinein. Um seinen Kurs halten zu können drückt Marquez den Altmeister Rossi immer weiter nach außen. Ein Happyend gibt es nicht. Gerade noch so seine Maschine auf der Strecke haltend zirkelt Marquez um das Eck und drückt Rossi auf die nasse Wiese. Folge – Sturz von Rossi, Marquez hebt kurz die Hand zur Entschuldigung und weiter geht es nach vorne.

Am Ende erhält Marquez für dieses Manöver eine 30 Sekunden Zeitstrafe und bleibt ohne Punkte.

Für die beiden Fahrer, die wegen seiner Rücksichtslosigkeit unverschuldet auch ohne Punkte bleiben, ist dies kein Trost.

Was soll man sagen – Marquez ist nicht mehr allein mit seinem Fahrstil wie ein Scharfrichter. Johann Zarco, der schnelle Franzose, hatte zu Rennbeginn auch eine Anbremszone für nicht mehr ausreichend erachtet und die Werkshonda von Dani Pedrosa als Bremsklotz missbraucht. Da der Crash für Pedrosa vollkommen unerwartet war, flog der kleine Spanier im hohen Bogen von seiner Honda. Zum Glück unverletzt, bei all dem Verletzungspech welches Pedrosa sonst üblicherweise hat.

Ich mag spannende Rennen. Ich mag es auch wenn sich die Fahrer mit allen Mitteln ihres fahrerischen Könnens auseinandersetzen und „ehrliche Zweikämpfe“ ausfechten.

Ich hasse es aber, wenn da Typen unterwegs sind denen die Gesundheit ihrer Konkurrenten kein Pfifferling wert ist und die mit überharten, unfairen Manövern versuchen ihren Sportskollegen den Schneid abzukaufen.

Hier hat die Dorna, die FIM und die Rennleitungen dieser Welt eine Garantenpflicht für die Fahrer und hier MÜSSEN sie jetzt nach den Ereignissen des Wochenendes tätig werden. UND dies so, dass es auch SCHMERZHAFT ist, denn Schmerz läutert die Seele.

Mein Vorschlag: Der USA-Seriensieger Marc Marquez sollte für den nächsten Moto GP gesperrt werden, denn diese fest eingeplanten 25-Punkte würden richtig schmerzen.
Und damit er nicht so alleine von der Tribüne zuschauen muss darf sich Johann Zarco neben ihn setzen.

Dann noch eine Bewährung bis zum Saisonende und die anderen Fahrer müssen bis Valencia nicht mehr um ihre Gesundheit bangen! Denn die Küche Moto GP ist auch ohne hirnlose und gefährliche Fahrmanöver heiß genug!