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Das Jahr 2020 hat uns einiges gezeigt, insbesondere im Hinblick auf das Thema Globalisierung. Hatte die Pest im Mittelalter noch ein Weilchen benötigt, um sich flächendeckend in Europa auszubreiten, war dieses ominöse Coronavirus in Windeseile von China hier bei uns und hat Europa in einen verspäteten Winterschlaf versetzt.
Aber das ist jetzt gar nicht der Punkt auf den ich hinaus will. Viele Dinge waren einem, oder zumindest mir, gar nicht derart bewusst, wie SIE mir nun bewusst gemacht wurden.
NEIN – Toilettenpapier war nicht knapp! Aber urplötzlich waren einige Medikamente knapp und da hörte man, dass diese von unseren Pharmariesen im Zuge der Globalisierung der Märkte im „benachbarten Asien“ gefertigt wurden.
Als die Bänder weltweit stillstanden wurde einem klar aus welchen fernen Ländern unsere Firmen Ersatzteile oder Bauteile erhielten. Dieses kam aus China, jenes kam aus Indien, wieder etwas anderes aus Pakistan, Vietnam oder Thailand. ALLES unter dem Aspekt der Globalisierung und der Öffnung der weltweiten Märkte.
Also ihr Kunden dieser Welt – Legt den Kopf in den Nacken und dann lasst euch von den Marketingexperten der Firmen dieser Welt den feinkörnigen Sand in die Augen streuen!
Natürlich ist das auch Globalisierung ABER zum größten Teil ist es GEWINNOPTIMIERUNG!
Da werden nicht nur neue Märkte in Asien, Afrika und Südamerika erschlossen. Da geht es hauptsächlich darum, dass am Jahresende der Gewinn in den Kassen der Firmen noch größer ausfällt als er ohnehin schon war.
Da zieht eine britische Firma wie Triumph, die bekanntermaßen vor Nationalstolz fast platzen, von Hinckley mit der Fertigung nach Thailand. Von den 65.000 Modellen die jährlich gefertigt werden baut man nun ca. 60.000 in Thailand. Zuvor gab es bereits einen Zusammenarbeit mit Bajaj in Indien und Produktion in Brasilien.
Aber auch der österreichische Hersteller KTM hat die Vorteile der fleißigen asiatischen Hände entdeckt. So rollen ab 2021 die 790er und 890er Modelle aus dem Werk in Hangzhou bei CF Moto, dem chinesischen Partner von KTM. Hier werden auch bereits die aus Indien zugelieferten Teile der 200er und 390er Modelle für den chinesischen Markt zusammengebaut.
Auch die italienische Traditionsmarke Ducati hat die Vorteile der auswärtigen Fertigung bemerkt. Die Modelle für den europäischen Markt stammen zwar weiterhin aus Borgo Panigale – aber wie lange noch? Zwischenzeitlich kommt das Ducatiwerk in Thailand bereits auf 20.000 Einheiten. Das hat dann für einen überzeugten Ducatisti so viel mit Ducati zu tun, wie der Glückskeks beim Lieblingschinesen mit italienischer Antipasti.
Jetzt sollten die Besitzer der Modelle mit dem weiß-blauen Propeller nicht zu laut lachen, denn auch BMW produziert in Thailand. Und einige der hubraumschwächeren Modelle haben als Geburtsort China. Ich sage nur Kymco.
Zu guter Letzt erwähnen wir jetzt noch, dass auch die großen japanischen Vier Produktionsstätten in Thailand besitzen und von dort in der Zwischenzeit mehr Maschinen in den Export gehen, als aus dem Mutterland Japan.
NEIN – ich möchte an dieser Stelle nicht bezweifeln, dass Chinesen, Thailänder oder Koreaner nicht in der Lage wären Motorräder zusammenzubauen.
Was ich dreist finde ist, dass hier flächendeckend von unseren großen Herstellern Motorräder in Billiglohnländern gebaut werden, um ihre Produktionskosten zu senken. Wir, die Verbraucher und Käufer, merken aber an der Kasse beim Händler nichts davon. Hier werden weiterhin Preise aufgerufen, als ob die Maschinen von einem Band gelaufen sind, an dem ein gut bezahlter europäischer Monteur seine Arbeit verrichtet.
Gewinnoptimierung wohin das Auge auch immer schaut. Die ganzen Millionen, die seit Jahren in die Kassen sprudeln reichen einfach nicht. Da muss noch eine Null her – natürlich vor dem Komma. Und WIR, die wir unsere Passion Motorrad leben, wir zahlen.
Irgendwann in den frühen 60ern, da hatten die Engländer und Italiener und auch wir Deutsche uns über die kleinen japanischen Motorräder amüsiert und gelacht. Sogar die Beach Boys hatten in ihrem 64er Album All summer long der „kleinen Honda“ einen Song gewidmet. Wie ging noch der Refrain:
First gear, it’s all right (Honda, Honda, go faster, faster)
Second gear, I’ll lean right (Honda, Honda, go faster, faster)
Third gear, hang on tight (Honda, Honda, go faster, faster)
Faster, it’s all right.
It’s not a big motorcycle,
Just a groovy little motorbike.
It’s more fun than a barrel of monkeys.
Es dauerte nicht lange, da hatte keiner mehr amüsiert geschmunzelt und gelacht. Auf den Rennstrecken der Welt schlugen die Japaner ein wie eine Bombe und von den etablierten Namen wie Norton, BSA, Triumph, aber auch Gilera oder Moto Guzzi blieb nichts oder zumindest nicht mehr viel übrig.
Man hatte die „kleinen Konkurrenten“ unterschätzt und die hatten daraus Kapital geschlagen.
Aus meiner Sicht kann DAS wieder passieren und ich erwarte auch, dass es wieder passiert.
Schaut euch Royal Enfield an. Die indische Motorradmarke ist einer der größten Motorradhersteller der Welt. DIE haben ein Entwicklungszentrum in England geschaffen – nicht im heimatlichen Indien! Hier werkeln auch Ingenieure, die nicht vor allzu langer Zeit für eine englische Traditionsmarke gearbeitet haben, deren Produktion jetzt in Thailand ist. Ein Schelm der Böses dabei denkt.
Da drüben in Asien leben und arbeiten fleißige und auch geschäftstüchtige Menschen. Motorräder bauen ist kein Hexenwerk und auch japanische Hersteller haben mit Plagiaten von NSU oder MZ angefangen.
Hoffen wir jetzt einmal, dass sich unsere Schlaumeier in den Geschäftsetagen der berühmten europäischen Motorradfirmen mit ihren asiatischen Produktionsstätten keinen Bärendienst geleistet haben. Ganz schnell könnte es nämlich sein, dass annähernd baugleiche Modelle, nur unter anderem Firmenlogo und Namen ABER um einiges kostengünstiger auf dem Markt auftauchen. Und dafür gibt es auch in heutiger Zeit einen Absatzmarkt.
NSU-Fans oder MZ-Fans sind nahezu ausgestorben, wie ihre Marken und die Dinosaurier. Dass kann auch mit BMW, KTM, Ducati oder wem auch immer passieren. Vielleicht sind die zukünftigen Großen bald Kymco, Hyosung oder Royal Enfield.
Denn irgendwann ist einmal Schluss – mit der Gewinnoptimierung und wohl auch mit dem ein oder anderen großen Namen. Das kann dann passieren, wenn man den berühmten Hals nicht voll bekommt und es den Kunden letztendlich nur auf ein gutes Produkt ankommt und nicht auf DEN Markennamen.
Ja, ich war auch sehr erstaunt, dass der Motor meiner BMW in China bei Loncin gebaut wird. Großunternehmen werden heute von „Söldnern“ geführt – diese managen heute BMW, morgen SAP und übermorgen Procter & Gamble. Da fehlt jede Bindung zur Geschichte und den Mitarbeitern eines Unternehmens. Diese Bindung gibt es noch im deutschen Mittelstand. Dort gib es echte „Unternehmer“, die auch die Verantwortung für ihre Mitarbeiter, Produkte und Standorte übernehmen. Unternehmer, die stolz auf die Historie und Entwicklung ihres Unternehmens sind. Aber „Stolz“ wurde und wird insbesondere den Deutschen seit Jahren „aberzogen“. Was ist ein Gesellschaft, ein Land ohne jeden Stolz?
Allerdings werden die Anti-Corona-Maßnahmen insbesondere den Mittelstand treffen und schädigen…
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