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Kategorien-Archiv: Aktuelles

Misano = Motori, impressioni, emozioni

22 Freitag Sept 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Sparte A

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Gabicce Mare, Misano, Moto GP

Seit Dezember 2022 ist unsere neue Heimat Italien, konkret Südtirol, was für die meisten Südtiroler etwas grundlegend anderes ist.

Hier fühlen wir uns angekommen, angenommen und im tiefsten Herzen vom Gefühl her zu Hause.

Was wir aber wirklich mit Italienern gemeinsam haben, also einmal abgesehen von der ausgeprägten Liebe zum guten Essen, ist die Liebe zum Motorsport. Zumindest wenn die Räder des zu bewegenden Fahrzeuges hintereinander stehen und das Fahrzeug einspurig ist.

Über Jahre oder besser Jahrzehnte auf den Sachsenring sozialisiert war jetzt eigentlich nur die Frage: Fahren wir nach Mugello oder Misano den Motorrad-WM-Lauf anschauen?

Misano hat den internen Wettbewerb bei uns gewonnen und wir haben uns, unweit vom Misano World Circuit Marco Simoncelli, in einem schönen Hotel an der Küste einquartiert. Das Hotel Napoleon in Gabicce Mare wurde unsere Basisstation für das Rennwochenende.

Das vormalige Autodromo di Santamonica hat nach dem tödlichen Unfall von Marco Simoncelli in Sepang 2011 dessen Namen angenommen. An solchen Gesten kann man bereits erkennen wie italienische Rennsportfans ticken. Hier steht „Passione“, die Hingabe, im Vordergrund. „Super Sic 58“ hatte zu Lebzeiten polarisiert, eine große Fangemeinde und stammte aus Cattolica, einem Ort unweit der Rennstrecke. Da war die Umbenennung der Rennstrecke schon beinahe Formsache.

Und da sind wir bei den „Emozioni“, den Emotionen, die man wahrscheinlich in Sachen Motorradrennsport nur in Italien findet. Da ist dann zwischen den ganzen Firmen am Rennwochenende auch ein Stand der Marco Simoncelli Foundation zu finden und die Freundin von Marco, Kate Fretti, steht persönlich am Stand und erklärt den Fans die Hintergründe und Ziele der Foundation.

Stellt Euch einmal vor Elfriede, die Frau von Reinhold Roth, wäre vor Jahren bei einem deutschen Grand Prix mit einem solchen Stand am Sachsenring oder Nürburgring gewesen? Kein Mensch hätte sie erkannt und interessiert hätte es wahrscheinlich noch weniger.

Als Stammplatz für unser Misano-Wochenende hatten wir uns einen Sitzplatz auf der überdachten Tribüne C auserkoren.

Wie es sich später herausstellen sollte, war das eine sehr gute Idee.

Ende 2006 wurde die Strecke von Misano grundlegend umgebaut und seither in umgekehrter Richtung zum vorherigen Verlauf, also im Uhrzeigersinn gefahren. Wer seine „Lieblingsstrecke“ schon einmal „umgekehrt“ gefahren ist, der wird wissen, dass dies oftmals ein komplett anderes Gefühl hinterlassen kann. Der Kurs ist seitdem 4,2 km lang und mittlerweile wird in der Moto GP ein Renndurchschnitt von fast 164 km/h erreicht. Nicht von schlechten Eltern!

Apropos nicht von schlechten Eltern. Die Siegerliste in Misano seit den ersten Rennen liest sich wie das „Who is who“ der Besten der Halbliterklasse respektive der Moto GP. Da tauchen, um nur einige zu nennen, die Namen meiner alten Helden Kenny Roberts sr., Freddie Spencer, Eddie Lawson, Franco Uncini und Mick Doohan auf.

Natürlich auch „Gottvater“ Valentino Rossi, Casey Stoner und Marc Marquez.

Der neue Dominator heißt „Pecco“ Bagnaia und der stand bei uns unter besonderer Beobachtung. Hatte er doch am Rennwochenende zuvor einen heftigen Sturz hingelegt. Anschließend fuhr ihm der KTM-Pilot Brad Binder noch ungewollt über die Beine. Dinge die die Welt nicht braucht.

Aber jetzt zum eigentlichen Thema, denn wir wollten EUCH ja hinreichend Tipps mit auf den Weg geben für ein Rennwochenende in Misano.

Mit ausschlaggebender Grund für den Zuschlag Misano statt Mugello war: Stabiles Sommerwetter Anfang September an der Adria und der Großraum Rimini, Cattolica und Gabicce Mare hat eine Vielzahl von Hotels. Ergo – in einem findet man immer Platz.

Unser Tipp, weil nachhaltig getestet: Hotel Napoleon in Gabicce Mare. Direkt am Meer gelegen, unmittelbar zentrumsnah zu einer Vielzahl von Lokalitäten zur nahrungstechnischen Versorgung UND: Hoteleigene Fahrräder!

Ich sehe im Geiste die erstaunten Blicke beim Lesen und das Runzeln der Stirn. Was hat der denn jetzt geraucht oder eingeworfen?

LEUTE – Ihr kommt am Trainingssamstag und erst recht am Rennsonntag kaum mit dem Auto oder der Maschine von den Parkplätzen weg. Nervtötender Stau ist angesagt und den umgeht man wie?

RICHTIG – man fährt mit dem hoteleigenen Fahrrad gemütlich in einer knappen halben Stunde bis unmittelbar an die Tribüne. Bindet das Fahrrad Marke „Hexe aus dem Westen aus Alice im Wunderland“ an irgendein Schild oder eine Umzäunung und marschiert fröhlich pfeifend auf seinen Tribünenplatz. Weltklasse!

Wir waren auf der Tribüne C. Auserkoren wurde diese wegen der Überdachung. An unserem Wochenende hatte es konstant um die 30 Grad im Schatten. Problemfeld – auf den meisten Tribünen ist definitiv KEIN Schatten und man fühlt sich bereits nach einer Stunde wie ein Ossobuco bei Niedriggartemperatur im Backofen.

Tribünen A, B, C schön überdacht und bei Sitzreihe relativ mittig genießt man bei angenehmen Temperaturen das Training und die Rennen.
Rundherum gibt es in diesem Tribünenbereich einiges zu schauen. Im Gegensatz zum Sachsenring ist Misano eine permanente Rennstrecke. Insofern haben sich dort einige Firmen und Händler mit Bezug zum Rennsport angesiedelt.

Wenn man dann komplett durchgedreht ist wie euer werter Erzähler, dann kauft man eben am Rennsonntag, weil noch eine Stunde Zeit ist bis zum ersten Rennen, im Ducatistore zwei neue Helme, weil es gerade 40 % Sconti gibt.

So – jetzt noch abschließend die Tipps in Sachen: Wo geht man zielsicher in Gabicce Mare essen?

Also richtig schlecht ist es eigentlich nirgendwo. ABER – RICHTIG GUT ist es im Ossi di Seppia
und im Ristorante Anna.

Hiermit unsere absoluten Einkehrtipps für ein Rennwochenende in Gabbice Mare.

Damit sind wir auch schon am Ende mit unseren Tipps für einen Misanoaufenthalt am Moto-GP-Wochenende. Ihr könnt also buchen.

Wir sehen uns – Ci vediamo, a presto!

Und Platz Nr. 1 ist ………

06 Mittwoch Sept 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon

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Gavia, Stelvio, Tonale, Umbrail

Oftmals setzt oder stellt man sich ein Ziel und bei genauerer Betrachtung stellt man dann fest: Hoppla. Bis zu deinem eigentlichen Ziel liegt oder steht dir da aber einiges im Weg.

Dann kann man zu dem Schluß kommen, das mit dem eigentlichen Ziel einfach zu lassen, weil „zu anstrengend“. ODER – man sieht es als Anreiz und sagt: Was für ein toller Tag liegt da vor uns. Besser kann es doch gar nicht mehr kommen.

Genau ein solcher Tag liegt heute vor uns. Wir wollen auf den Gaviapass.

Kurzer Blick auf die Karte gefällig? Dem geneigten Betrachter wird sofort klar, soweit er Motorradfahrer ist, der Weg kann nur über den Umbrailpass und den Stelvio nach Bormio führen.

Da jetzt sicherlich jemand den „Klugscheißermodus“ anwirft und mich darauf hinweisen möchte, dass es Stilfserjoch heißt – Ist mir bekannt. Aber heute führt uns unser Weg über die Südwestrampe abwärts nach Bormio und dann ist es für mich der Stelvio.

Warum ist jetzt unsere heutige Anfahrt zum Ziel Gaviapass ambitioniert?

Der Umbrailpass ist mit seinen 33 Kehren und 2.503 m Höhe der höchste asphaltierte Straßenpass der Schweiz. Das Stilfserjoch mit 2.757 m der höchste asphaltierte Gebirgspass Italiens. Und die heute gewählte Südwestrampe steht mit ihren 39 Kehren den berühmten 48 Kehren der Nordseite nur unwesentlich nach.

Was hier de facto heute an KEINER Stelle zu kurz kommt ist die Aussicht, die wir genießen werden. Denn die ist mit phänomenal eigentlich nur unzureichend beschrieben.

Los geht es von Schlanders hinein in das Münstertal und dann aufwärts zu unserem ersten Protagonisten des heutigen Tages – dem Umbrail. Der Zugriff von der Schweizer Seite ist hier lediglich einseitig, weil auf der Südseite der Pass an der Stilfser Jochstraße endet und somit auf italienischer Seite unmittelbar bei den ehemaligen Zollstationen.

Zu unserer Linken können wir die etwa 3 km entfernte Passhöhe vom Stilfser Joch sehen. Wir biegen rechts ab nach Bormio und bleiben dann unweit auf einem Schotterparkplatz für einen Fotohalt stehen. Leute – Der muss sein. Ein Blick zum Niederknien. Einfach schön. Wenn das jetzt keine Endorphine auslöst und das Herz höher schlagen lässt, der ist kein Mensch. Oder man hat vergessen sich am Leben zu freuen – kann auch sein.

Die Kurvenkombinationen, die wir von oben schon bewundern können schwingen wir im Anschluss entspannt nach unten Richtung Bormio.

Der weitere Weg und damit unser heutiger Schwerpunkt der Tour, der Gavia, ist von Bormio aus leicht zu finden, weil bereits frühzeitig ausgeschildert.

Laut prähistorischen Funden nutzten Menschen diesen Übergang zwischen den beiden Gipfeln Corno die tre Signori (3.360 m) und Monte Gavia (3.223 m) bereits seit der Steinzeit. Für uns stellt er heutzutage den asphaltgewordenen Traum von Bormio im Valtellina ins Val di Sole nach Ponte di Legno dar.


Zunächst geht es für uns die Nordrampe aufwärts. Nach jeder Kehre, nach jeder Geraden, Ausblicke für die Ewigkeit und ein traumhafter Blick in die Berge.

Nach ca. 16 Kilometern legen wir eine Pause an einem kleinen Parkplatz ein. Blickfang ist hier ein pyramidenförmiges Monument mit einem großen Bronzeadler auf der Spitze. Denkmal für die gefallenen Soldaten im I. Weltkrieg, denn auch der Bereich um den Gavia war Schauplatz der furchtbaren Kämpfe zwischen den österreichischen Kaiserjägern und den italienischen Alpini. Im August 2004 fand man noch die gefrorenen Leichen von 3 Kaiserjägern unterhalb des Gipfels auf 3.400 m. Was hat sich die Jugend Europas und der Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angetan. Oder besser – was haben hasserfüllte alte Männer ihrer Jugend angetan. Hoffentlich haben wir aus unserer Geschichte ausreichend gelernt.

Die damals hier kämpfenden Einheiten werden wohl keinen Blick dafür gehabt haben, aber das Bergpanorama ist einfach fantastisch. Egal wohin man schaut majestätische Bergriesen, die auf einen niederblicken: Was störst Du kleines Menschenkind uns in unserer Ruhe?


Wir legen jetzt erst einmal eine Verpflegungspause im Rifugio Arnaldo Berni ein. Das Gasthaus hat seinen Namen von einem der italienischen Einheitsführer der Alpini, der seit einem Kampfeinsatz am 3. September 1918 als vermisst gilt. Die Leiche von Kapitän Berni wurde nie gefunden. Vielleicht geistert er noch hier oben in den Bergen herum und sucht seine Einheit. Schließlich wimmelt es auf Burgen auch von unsteten Schloßgespenstern.

Wir genießen jetzt die angenehm kühlen Temperaturen auf 2.560 m Höhe und ebenfalls unsere Pasta. La Nonna hat uns Tagliatelle Ragu di Cervo zubereitet. Wir können euch mitteilen: Der Hirsch ist nicht umsonst gestorben. Echt lecker und hiermit die Einkehrempfehlung von Flying Haggis am Gavia.

Nach dem zwingend erforderlichen Espresso fahren wir weiter Richtung Gipfel und dem Rifugio Bonetta. Wir müssen einfach noch eine Fotopause machen. Die Ausblicke sind einmalig. Wir sind jetzt auf 2.652 m.

Die folgende Abfahrt vom Gavia über die Südrampe sollte mit Bedacht angegangen werden. Irgendwie schweift der Blick immer wieder kurz ab in die wunderschöne Umgebung und dies verträgt sich nicht unbedingt mit der schmalen Streckenführung. Zwei Motorräder passen gut aneinander vorbei. Hat man als entgegenkommendes Fahrzeug einen breiten PKW oder ein Wohnmobil, dann kann es durchaus zur ungewollten Kaltverformung von Anbauteilen führen.

Im unteren Streckenabschnitt, bereits in den Lärchenwäldern, hängt ein Wohnmobil mit gefährlicher Neigung abwärts im Hang. Die Insassen glücklicherweise bereits aus dem Fahrzeug, in Erwartung eines „qualifizierten“ Abschleppunternehmens. Wir trauen uns beim Vorbeifahren nicht einmal zu husten.

Ponte di Legno ist erreicht und nun geht es in Richtung Passo Tonale. Der ist jetzt nicht aufregend und man überquert die Passhöhe im Grunde genommen in einer Ortslage. Besser gesagt in einem riesigen Skigebiet. Jahrmarktatmosphäre. Vom Gefühl her irgendwie gruselig aber die Geschmäcker sind ja unterschiedlich – zum Glück.

Wir sind jetzt im Val di Sole und erfahrene Anderstourer kennen nun die folgende Streckenführung.

Heimweg ist angesagt und der führt uns in Richtung Lago Santa Giustina und Gampenpass. War es eben auf dem Gaviapass mit 22 Grad noch angenehm temperiert, kommen wir uns nun vor wie ein Eintopf  im Thermomix auf Gartemperatur. Außentemperatur wird angezeigt mit 38 Grad. Letzte Hoffnung – Eisakku aus der Kühltasche im Topcase.

Also doch noch eine kurze Getränkepause am Gampenpass und dann schwungvoll abwärts nach Lana und die Vinschgauer Straße heimwärts nach Schlanders.

Was soll ich sagen? Ein Traum war es heute und mein Favorit auf der hauseigenen Pässeliste, der Albulapass, hat einen Megakonkurrenten bekommen: Der GAVIA.

Besser konnte es gar nicht kommen – also viel Spaß beim Nachfahren!

Julier oder Origen heißt Ursprung

23 Mittwoch Aug 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon

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Albulapass, Berninapass, Julierpass, Livigno, Ofenpass

Ich hatte es ja bereits vor Wochen angekündigt. Ich bin ein Fan vom Albulapass geworden und hatte versprochen, dass wir uns wiedersehen. Versprechen muss man schließlich halten und wir verbinden unser Wiedersehen mit einer Etappe, deren Mittelpunkt eigentlich der Julierpass sein wird.

Das hat auch seinen Grund, weil es gibt am Julier noch etwas zu sehen, dass bald nicht mehr zu sehen ist. Dazu kommen wir aber gleich.

Wollen wir von Schlanders in die Schweiz haben wir eigentlich (fast) immer einen routinemäßigen Start und Streckenverlauf. Über das schöne Städtchen Glurns hinein in das Münstertal und dann aufwärts zum altbekannten Ofenpass.

Er eignet sich einfach wunderbar zum „Einrollen“ und im Anschluss ist man unten in Zernez „warm“ für weitere Aufgaben und Herausforderungen.

Zunächst folgen wir dann dem Flußlauf und der Beschilderung nach St. Moritz. Bei La Punt Chamues biegen wir nach rechts ab, aufwärts zum Albulapass. Also diesmal umgekehrt zur Fahrtrichtung unserer „Schweizer Runde“.

Im Gegensatz zu unserer ersten Begegnung zeigt sich der Albula heute komplett schneefrei. Was geblieben ist? Die himmlische Ruhe und eine Landschaft zum Dahinschmelzen.

Was ist neu hinzugekommen? Am Hospiz wird uns ein Schweizer Klischee erfüllt. Wir werden tatsächlich von Schweizer Alphornbläsern begrüßt. Die sind allerdings eher wegen eines zeitgleich stattfindenden Radrennens hier oben, passen aber irgendwie wunderbar in das Bild.

Bei unserer ersten Runde zum Albula haben wir ja bereits den Geschichtsunterricht absolviert. Der Pass ist eine alte Postroute nach Venedig und wurde über Jahrhunderte von den beiden Gemeinden La Punt und Bergün instand gehalten.

Noch ein kurzer Rundumblick zum genießen, natürlich mit Erinnerungsfotos und dann geht es für uns die 1.300 m abwärts nach Tiefencastel.

Über Savognin und an dem Lai da Marmorera (1.684 m) vorbei führt nun unser Weg hinauf auf den Julierpass. Weitestgehend ist der Julier sogar ganzjährig befahrbar und verbindet das, auf 851 m Höhe, recht tiefgelegene Tiefencastel mit dem Ort Silvaplana (1.815 m) im Oberengadin.

Oben auf der Passhöhe steht der Besucher dann zunächst einmal etwas erstaunt und begutachtet auf knapp 2.300 m einen roten Turm mittendrin im Nirgendwo.

Eigentlich muss man aber gar nicht derart erstaunt sein, denn bereits die Römer hatten hier oben nachweislich einen Jupitertempel erbaut und für das Mittelalter ist eine christliche Kapelle verbürgt.

So neu ist also die Idee, die nun der „Origengründer“ Giovanni Netzer hatte gar nicht. Er erbaute den Turm im Jahr 2017 und nun, also 2023, soll er wieder abgebaut werden.

Origen ist ein rätoromanischer Begriff und bedeutet so viel wie „Ursprung“. Und zu seinem Ursprung sollte wohl die Kunst in jedweder Form wieder zurück. Noch ursprünglicher als hier oben auf dem Pass kann kein Theater der Welt mehr sein. Alles was einen Kunstinteressierten begeistert von Ballett über Gesang und Malerei hat hier stattgefunden. Meiner Meinung nach eine wunderbare Idee und auch gut umgesetzt.

Irgendwie hat uns dann der Hunger übermannt und wir haben uns dazu hinreißen lassen unterhalb der Passhöhe etwas zu essen. Muss man nicht machen, wenn man nicht ansonsten Gefahr läuft Auf Grund vom „Hungerast“ von der Maschine zu fallen. Lieber die Nahrungsaufnahme verschieben auf unsere bekannte Lokalität am nächsten Pass.

Irgendwann reißen wir uns dann wieder los und fahren in Richtung des wohlklingenden Ortsnamens St. Moritz. Nur kurz lassen wir die Fassaden der alten hochherrschaftlichen Häuser auf uns wirken und folgen lieber der Beschilderung in Richtung Berninapass.

Unseren alten Bekannten den Bernina fahren wir wieder aufwärts. An Pontresina vorbei, mit dem einmaligen Blick auf den Piz Palü, Piz Bernina und Morteratschgletscher geht es hinauf in das Berninamassiv.

Haben wir es ohne Verpflegung bis hierhin geschafft, dann kehren wir jetzt in das kleine Restaurant Cambrena ein. Denkt an unseren „alten Tipp Capunet“.

Einige Kehren abwärts geht es dann über den Forcola di Livigno hinein in die Ortslage Livigno. Kurz auf die Tankuhr schauen und dann nochmals den Bottich füllen.

Beim Einkaufen im zollfreien Livigno daran denken: Beschränkungen auf 200 Zigaretten oder 50 Zigarren und bei hochprozentigem Alkohol auf 1 Liter pro Erwachsenen. Dieser Tipp erfolgt von einem lebenslangen Nichtraucher und jemandem der Hochprozentiges nicht verträgt.

Unser Weg führt uns jetzt durch den mautpflichtigen Munt la Schera Tunnel hindurch und wir treffen dann auf unseren alten Bekannten den Ofenpass.

Der Rückweg ist nun klar. Abwärts ins Münstertal und dann gen Heimat nach Schlanders.

Es hat etwas für sich das Leben in einem „Dreiländereck“. Wir kennen es noch von unserer alten Heimat und der Variante Deutschland / Frankreich / Luxemburg. Jetzt heißt es für uns Italien / Österreich / Schweiz und wir genießen jeden Moment und jede Tour.

Es hilft. Man wird weltoffener und toleranter und lässt auch Andere und Anderes neben sich gelten. Aber das ist natürlich nur meine Meinung. Und Meinung ist das Billigste was man auf unserem Planeten haben kann, denn eine Meinung hat Jeder.

Viel Spaß beim Nachfahren und beim Nachfühlen!

Oh Madonna!

05 Samstag Aug 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon

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Brentadolomiten, Madonna di Campiglio, Molvenosee

Auf geht es Leute. Wir machen wieder einmal eine Runde und werfen heute einen Blick ins Trentino und auf die Brenta-Dolomiten. Also geht es zunächst auf der für uns zwischenzeitlich altbekannten Route in Richtung Meran und dann bei Lana rechts ab in das Ultental. Ich mag die Strecke, weil sie ruhiger ist als der Gampenpass, der doch oftmals einiges an Verkehr aufweist und insofern besondere Achtsamkeit benötigt.

Wir orientieren uns bei der Beschilderung in Richtung Proveis und kommen so automatisch über die Hofmahd, einen 1.781 m hohen Gebirgspass. Wir sind also schon höher als beim Gampen oder Mendel. Die Passhöhe ist übrigens bereits im Trentino.

Dabei durchqueren wir auch einen längeren Tunnel, der uns am heutigen, wirklich brütend heißen Tag, eine angenehme Abkühlung verschafft.

Wir sind nun im Val di Non und haben bald einen schönen Blick auf den Lago di Santa Giustina. Ursprünglich der Energieversorgung gewidmet ist der See heutzutage auch Sport- und Erholungsgebiet. Nicht nur für die unmittelbare Region.

Von der Beschilderung her orientieren wir uns nun in Richtung Passo Tonale. Wir sind auf der SS 42 und folgen parallel dem Flusslauf des Noce, der in der Nähe des Gaviapasses entspringt. Der Noce ist der bedeutendste westliche Nebenfluss der Etsch.

Wer ganz zeitig am Morgen aufgebrochen ist, der kann kurz vor Male noch in das Val di Rabbi abbiegen und sich die Ponte Sospeso, eine mehr als 100 Meter lange und auf ca. 60 Meter Höhe freischwebende Hängebrücke, anschauen.

Die Spätaufsteher biegen mit uns in Höhe Dimaro links ab in Richtung Madonna di Campiglio. Es geht für uns hinauf auf den Passo Campo Carlo Magno.

Der 1.662 m hohe Pass oberhalb von Madonna di Campiglio hat seinen Namen von der Legende, dass Karl der Große bei seinem Kampf gegen die Langobarden diesen Pass im Jahr 787 überquert haben soll. Ob Karl hier oben auf der Passhöhe, wie wir, eine Pause eingelegt hat ist nicht überliefert. Erinnerungsfotos hat er sicherlich nicht „geschossen“.

Weiter geht es dann in Richtung des mondänen Wintersportorts Madonna di Campiglio. Motorsportfans kommen da direkt die Vorstellungen des Ferrari-Teams in den Sinn und natürlich von den Ducati-Werksteams. Kaiser Franz Josef und seine Gattin die Kaiserin Sissy, die ja schließlich Namensgeberin unserer „dicken KTM“ ist, weilten ebenfalls bereits hier. Aber irgendwie gewinnt man in Südtirol das Gefühl, dass es keinen Ort gibt in dem Sissy nicht irgendwie präsent war.

Wir rollen schwungvoll an Madonna di Campiglio vorbei. Irgendwie sind uns kleine verschlafene Bergdörfer lieber als die „Pseudo-Hot-Spots“ wie Cortina d`Ampezzo oder jetzt hier Madonna di Campiglio. Jeder wie er es mag.

Was wir mögen ist eine schöne Landschaft und die haben wir in Hülle und Fülle bei unserer weiteren Streckenführung. Rechts von unserer Route liegt der Adamellogletscher und links von uns türmen sich auch die Bergriesen auf. Alle jenseits der 2000er Marke mit einem grandiosen Blick.

Wir sind jetzt im Val Rendena, können diesem bis Tione di Trento folgen oder folgen bei Spiazzo der Beschilderung zum Passo Daone.

Beide Routen führen uns alsbald zum Flusslauf des Sarca, dem wir parallel folgen. Knappe 80 km Länge hat der Sarca, der im Gletschergebiet des Adamello entspringt um letztendlich im Gardasee zu münden. Wer also jetzt „hineinfällt“ landet über kurz oder lang an der Mündung in Riva del Garda.

Aber wir haben es ja gerne etwas ruhiger und beschaulicher. Also bei Comano Terme links ab und wieder bergauf, der Beschilderung zum Molvenosee folgend.

Die Route ist wieder wunderschön sowie etwas abgelegen und wir kommen zum wirklich traumhaft gelegenen Molvenosee, der geradezu zu einer Pause mit entsprechenden Fotos einlädt.

Der Molvenosee ist mit seinen Maßen von 4,5 km Länge und 1,5 km Breite der größte natürliche Alpensee über 800 m Meereshöhe. Ein italienischer Dichter hatte ihn einmal als „edlen Stein in noch edlerer Schatulle“ bezeichnet. Schöner kann man es nicht mehr beschreiben. Also lasse ich jetzt auch jeglichen Versuch.

Der See verfügt auch über einen vielfältigen Fischbestand. Insofern testen wir das umgehend und lassen ihn uns schmecken. Zur Nachahmung empfohlen.

Wer einen Blick auf die Karte geworfen hat, der hat sicherlich bereits gemerkt, dass wir schon auf dem Rückweg sind. Vom Molvenosee führt er uns zunächst in Richtung Spormaggiore.

Vor der Ortschaft kommen wir noch unmittelbar an der Burgruine des Castel Belfort vorbei. Bei der Vielzahl an Burgen und Schlössern in und um Südtirol ist es irgendwie schon fast nichts Besonderes mehr derartige Baudenkmäler zu sehen. Aber ich liebe einfach schöne und spannende Geschichten. Im 15. Jahrhundert herrschte hier auf dieser Burg der Cristoforo Reifer. Wie in Adelskreisen nicht unüblich litt der gute Mann an Anfällen von Wahnsinn und Verfolgungswahn. Dies ließ ihn an der Treue seiner „dritten Gattin“ Orsola zweifeln, die er daraufhin fast umbrachte. Noch heute soll der „arme verwirrte Mann“ als Geist in den Ruinen umherschweben auf der Recherche für die Untreue seiner Gattin. Merke: Kein Schloss ohne sein hauseigenes Gespenst.

Schön kurvig geht es nun abwärts bis wir auf die wenig spektakuläre SP 73 stoßen. Sie ist nun kurz unser Begleiter auf dem Rückweg zum Stausee St. Giustina.

Über Sarnoninco fahrend folgen wir jetzt der Beschilderung Passo Palade /Gampenpass. Der war zwischenzeitlich bereits mehrfach unser Begleiter bei den Touren und kommt uns auch heute gerade recht mit seinem entspannten Arrangement an Kurven. Mal etwas weiter, mal etwas enger, mit flotter Kurvenfolge. Einfach schön, aber gerade an Wochenenden stark frequentiert.

Zum einfach schön gehört aber auch noch eine zünftige Einkehr hinzu. Die genehmigen wir uns entweder im Berggasthaus Natz oder im Restaurant Bad Gfrill.

Beides absolute Toppadressen und egal wo ihr jetzt einkehrt liegt ihr de facto richtig.

Also nochmal eine leckere Mahlzeit genießen oder Eis oder Kuchen und dann nehmen wir die restlichen Meter in Angriff in Richtung Lana und Meran.

Unser Rückweg ist dann wie üblich die Route auf der Staatsstraße in Richtung Reschenpass und Schlanders, die wir entspannt und mit vielen Eindrücken gemütlich entlangrollen.

Viel Spaß beim Nachfahren!

Haben Sie etwas zu verzollen?

14 Freitag Jul 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon

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Berninapass, Foscagno, Livigno, Ofenpass, Stilfserjoch

Heute machen wir uns wieder auf den Weg zu einer wunderschönen Runde. Eigentlich sind alle unsere Touren auf ihre Art wunderschön, aber die heutige hat wieder einmal etwas Besonderes.

Zunächst besuchen wir die Eidgenossen und rollen aus Schlanders hinaus in grobe Richtung Reschenpass um alsbald der Beschilderung in die Schweiz bzw. Taufers im Münstertal zu folgen.

Unsere bekannten Anlaufstellen in Glurns lassen wir dabei außer Acht, da wir noch einiges an Kilometern vor uns haben. Genuss pur – versprochen.

Der erste Pass für heute ist unser alter Bekannter der Ofenpass, den wir mit Schwung nehmen und unseren Weg in Richtung Zernez fortsetzen.

Die folgende Orientierung fällt uns wirklich leicht und funktioniert auch ohne Navigationssystem. Einfach der Beschilderung nach St. Moritz folgen.

Falls jemandem etwas bekannt vorkommen sollte, dann liegt es wahrscheinlich an dem Umstand, dass wir diese Route bei unserer Rückfahrt vom Albulapass genommen haben. Das ist aber Schnee von gestern. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Bei Samedan ist dann bereits Pontresina und der Berninapass ausgeschildert. Also schlagen wir uns links ab in die Berge. Kaum zu glauben, aber Pontresina liegt bereits auf 1.805 m in einem Seitental des Oberengadins unweit des Berninamassivs mit seinen zwei bekanntesten Gipfeln dem Piz Palü und dem Piz Bernina. Der ist mit seinen 4.049 m der höchste Gipfel der Ostalpen. Allemal beeindruckend was sich hier vor einem auftürmt. Garniert das Ganze mit dem Blick auf den Morteratschgletscher.

Laut Fachleuten soll der Morteratsch vor ca. 10.000 Jahren bis nach Pontresina gereicht und eine dicke Eisschicht von 150 m umfasst haben. Vor ca. 7.000 Jahren soll dieser Bereich der Ostalpen aber auch schon einmal komplett eisfrei gewesen sein. Klimawandel gab es also schon immer. Vielleicht nehmen wir Menschen uns, wieder einmal, zu wichtig. Der Planet wird mit dem Problem fertig. Sowohl mit dem Problem Klimawandel als auch mit dem Problem Mensch. Einfach einmal mit einem Dinosaurier sprechen.

Für uns geht es weiter aufwärts auf den Passo del Bernina, der das Bündner Land in der Schweiz mit dem italienischen Veltlin verbindet. Nicht wundern, wenn sich auf unserem Weg ein weiteres „Schweizer Klischee“ erfüllt und einem mit der Berninabahn auf dem Weg zum Gipfel eine Schweizer Eisenbahn begegnet. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe seit 2008 und mit ihren 7 % Steigung eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Alpen. Die Höchste ist sie ohnehin. Eine Adhäsionsbahn, auch Reibungsbahn genannt, ist eine Eisenbahn, deren Antrieb alleine über die Haftreibung der Räder erfolgt. Zahnradbahnen können das Ganze noch ein paar Prozente steiler.

Auf der Passhöhe ist erst einmal Pause angesagt. Der Blick ist einmalig und muss natürlich für das digitale Poesiealbum verewigt werden.

Außerdem sind wir bereits eine Weile unterwegs, soll heißen der Feinkostcontainer ruft nach einer Füllung. Das kleine und gemütliche Restaurant Cambrena auf der Passhöhe lacht uns regelrecht an.

Also nichts wie auf die Terrasse und eine Portion Capunet bestellt. Die Schweizer Spinatspätzli werden mit gewürfelten Kartoffeln, Knoblauch und mit Käse überbacken in einem Topf serviert. Wie bei der Schweizer Oma zu Hause und schmecken wirklich köstlich. Also – Empfehlung von Flying Haggis bei einer längeren Pause auf dem Bernina.

Gut gestärkt geht es dann weiter über den Forcola di Livigno hinein in das Tal des Zollausschlussgebietes Livigno. Schöner Nebeneffekt – wir tanken ohne Mehrwertsteuer die Maschine nochmals auf. Insbesondere die Architektur der kleinen Steinhäuschen wirkt auf uns oftmals wie aus der Zeit gefallen. Einfach schön und an unserem Besuchertag war das Tal auch nicht überlaufen.

Im Winter ist Livigno eine Langlaufhochburg. Die Gemeinde tritt auch als Sponsor bekannter Wintersportler*innen auf.

Wir wollen weiter und wenden uns in die grobe Richtung nach Bormio. D. h. für uns wieder aufwärts auf den Passo d`Eira und Foscagno. Den Eira übersieht man gerne, weil einem auf dem Weg über den Foscagno gar nichts anderes übrig bleibt als darüber zu fahren.

Die Wegstrecke ist wieder ein absoluter Traum. Streckenführung schön und die Ausblicke einmalig.

Wer am Morgen wirklich zeitig losgefahren ist und insofern noch ein ausreichendes Zeitfenster zur Verfügung hat, der kann bei Isolaccia in der Ortslage noch in Richtung Passo di Fraele abbiegen und zum Lago di Cancano aufwärts fahren. Da es eine Sackgasse ist bedeutet dies irgendwann wieder denselben Weg zurück.

Wir folgen kurz vor Bormio der Beschilderung in Richtung Stilfserjoch und fahren wieder bergauf.

Wenn man hinauf auf den Gipfel schaut und bedenkt, dass sich im Winter die Abfahrerelite, wie das Südtiroler Idol Dominik Paris, hier den Abfahrtshang des Stelvio bis fast in die Ortslage hinabstürzen, wird mir allein beim Gedanken schlecht. Aber jeder wie er es mag.

Wir fahren also den Stelvio aufwärts, könnten bei der Abzweigung kurz vor der Passhöhe nochmals einen Schweizer Schlenker über den Umbrail machen, was wir aber nicht tun und rollen auf die Passhöhe.

Dort gönnen wir uns noch zwei Cappuccini und wedeln dann das Stilfserjoch auf der Südtirolerseite abwärts in Richtung des namensgebenden Ortes Stilfs. Bei Prad sind wir dann nur noch wenige Kilometer auf der Staatsstraße von unserem Ausgangspunkt Schlanders entfernt. Ein Katzensprung.

Und dann lassen wir wieder die Tour bei einem guten Essen oder einem schönen Glas Lagrein auf der Terrasse Revue passieren. Schön war`s.

Viel Spaß beim Nachfahren!

NEIN – der Lavazé ist keine Kaffeemarke!

28 Mittwoch Jun 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon

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Buschenschank Baumann, Karersee, Latemar, Lavazé, Nigerpass, Rosengarten, Tscheinerhütte

Heute rollen wir mal wieder. Ganz gemütlich dahin wo Landschaft ist, viel zu sehen, schön zu fahren und nicht überlaufen. Genau mein Ding und so soll es auch bleiben.

Grob ist der Bereich im Südosten Bozens unser heutiges Ziel und so verlassen wir wieder Schlanders in Richtung Meran, um dann alsbald der Beschilderung zum Gampenpass zu folgen.

Einige werden die Streckenführung bereits von einer anderen Tour in Erinnerung haben und haben noch „auf dem Schirm“, dass es jetzt nicht ganz nach oben zur Passhöhe geht.

Wir biegen zuvor ab in Richtung Tisens und Prissian. Diejenigen unter euch, die bei der letzten Tour die Versoalnrebe noch nicht besucht haben, können dies nun erledigen. Der Rest folgt einfach parallel zur MeBo, aber viel ruhiger, unserer Streckenführung in Richtung Eppan und Kalterer See.

Weinliebhaber kommen jetzt auf ihre Kosten. Es geht vorbei an so berühmten Namen wie dem Ritterhof, Elena Walch und Manincor. Wer jetzt noch zuschlagen möchte, um später am Abend die Tour bei einem feinen Roten oder dem bekannten Gewürztraminer ausklingen zu lassen, kann das natürlich tun.

Grob orientieren wir uns in Richtung Neumarkt, denn von dort wollen wir über Montan aufwärts in die Berge. Die Straßenschilder weisen uns bereits hin auf das Val di Fiemme, eines der Langlaufhochburgen in Italien und Austragungsort der nordischen Disziplinen bei der nächsten Winterolympiade.

Bei Cavalese geht es dann für uns aufwärts zu unserem ersten heutigen Zwischenziel, dem Passo di Lavazé. Mit seinen knapp über 1.800 m gehört der Lavazé jetzt nicht zu den Riesen in den Dolomiten. Für mich ist er aber ein wunderschöner Anlaufpunkt und ein Muss.

Allein schon wegen seines „kurzen Ausläufers“, der von den meisten unbeachtet bleibt, weil er in einer Sackgasse endet. Der Jochgrimm oder Passo Oclini führt uns nochmals hoch auf 1.989 m und ist einfach die asphaltgewordene Entspannung pur. Alle paar Meter eine Aussicht zum Niederknien. Ganz gemütlich fahren wir aufwärts zur Passhöhe. Man muss seiner Seele ausreichend Zeit geben mit dem Tempo des Körpers Schritt zu halten.

Das zufriedene Lächeln will einfach nicht mehr aus dem Gesicht. Gut so.

Im Winter wird der Lavazé oftmals von Langläufern und Biathleten zum Höhentraining genutzt. Wettkämpfe fanden hier oben ebenfalls schon mehrfach statt. Im Sommer wie im Winter ein Paradies.

Eine „Pastapause“, mit Seeblick, muss natürlich auch noch sein und danach schwingen wir weiter auf unserer heutigen Runde in Richtung Latemar und Rosengarten.

Zunächst ist unsere grobe Richtung Bozen um alsbald zum Karerpass abzubiegen, verbunden mit einer Fotopause am Karersee.

Die ladinisch sprechende Bevölkerung nennt ihn auch „Lec de Ergobando“, also Regenbogensee. Passt irgendwie.

Der Name geht, wie so oft in Südtirol, auf eine Sage zurück. Ein Hexenmeister versuchte die liebliche Wasserfee des Karersee zu entführen. Als Juwelenhändler verkleidet zauberte er einen Regenbogen vom Rosengarten hin zum Latemar. Die Wasserfee durchschaute aber das Vorhaben und tauchte auf Nimmerwiedersehen im See ab. Der hinterhältige Zauberer zerbrach voller Wut den Regenbogen und warf ihn, nebst der Juwelen, in den See. Somit Regenbogensee und ich finde die Geschichte so schön, dass der Karersee ab heute für mich auch der Regenbogensee ist.

Die Gegend unmittelbar um den See hat auch über Jahrzehnte Prominente angelockt. Kaiserin Sissy weilte hier in einem Hotel. Winston Churchill gab sich die Ehre und auch Agatha Christie, nach der man hier einen wunderschönen Wanderweg unterhalb des Latemar benannt hat.

Nur ein paar lockere Meter sind es jetzt noch bis wir zum Nigerpass abbiegen und parallel zum Rosengartenmassiv in Richtung Schlerngebiet fahren.

Vor einigen Jahren hatten wir auf einer Wandertour über mehrere Tage den Rosengarten umrundet. Man kann es einfach nur jedem zur Nachahmung empfehlen. Es ist das Reich König Laurins, aber den kennt ihr sicher alle aus vielen Erzählungen, also erspare ich mir das jetzt. Eine Entscheidung zu fällen was schöner ist, eine Bergtour mit dem Motorrad oder als Wanderer, würde mir schwer fallen. Beides schafft Erinnerungen für die Ewigkeit und tut der Seele gut.

Was noch gut tut und bei den Touren niemals zu kurz kommen darf sind die Pausen zur Nahrungsmittelaufnahme. Also Obacht Leute und hinter der Seilbahn, die Wanderer zur Kölner Hütte und ins Rosengartenmassiv bringt, mit dosiertem Tempo weiterfahren.

Dann Pause gemacht in der Tscheiner Hütte. Etwas unscheinbar und unmittelbar an der Nigerpassstraße würde euch sonst etwas entgehen. Haltet also Einkehr und genießt das Essen in einem kleinen aber feinen Restaurant.

Wer direkt weiterfahren möchte – kein Problem – abwärts geht es in das Eisacktal und dann in Richtung Bozen, um alsbald in Richtung Ritten wieder aufwärts zur Buschenschänke Baumann zu fahren.

Urlaub in Südtirol bedeutet als zwingendes Muss auch die Einkehr in den ortsansässigen Buschenschänken, die einen IMMER mit regionalen kulinarischen Genüssen verwöhnen.

Gestärkt, bis hin zum Zustand bewegungsunfähig, machen wir uns dann auf den Heimweg. Der führt uns bei Terlan wieder aufwärts in die Höhen über der Etsch mit schönen Aussichten bis hin zur Heimat der Haflinger, wo es uns wieder nach unten in die Ortslage von Meran zieht.

Der Rest ist Routine und uns wohlbekannt. Wir schwingen an der Forstbrauerei vorbei durch den Vinschgau nach Schlanders und lassen dort den Tag ausklingen wo es uns beliebt. Schöne Plätze hat es dafür genug.

Wir können nur noch eines wünschen: Viel Spaß beim Nachfahren!



Schweizer Runde

11 Sonntag Jun 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon

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Albula, Engadin, Flüela, Graubünden, Ofen, Schweizer Runde

Charakterlich bin ich zum Fremdgehen komplett ungeeignet. Es liegt einfach nicht in meinem Naturell. Jetzt ist es passiert und ich muss zugeben, dass es sogar noch Spaß bereitet hat. Okay – das mit dem Fremdgehen ist in diesem speziellen Fall eher metaphorisch zu betrachten. Insofern dürfte die „Beichte“ in diesem Bericht als ausreichende Buße zu bewerten sein. Ich, als „Neu-Südtiroler“, habe eine Pässe-Runde in der angrenzenden Schweiz gedreht und habe das auch noch in vollen Zügen genossen.

Also los geht es raus aus Schlanders und auf der Staatsstraße in Richtung Reschensee und Österreich.

In Nauders sagen wir der hektischen Betriebsamkeit Aufwiedersehen und folgen der Beschilderung in Richtung Schweiz / St. Moritz. Hier folgen wir dann parallel dem Flußlauf zunächst in Richtung St. Moritz und genießen die flüssigen Kurven des Streckenverlaufes. An Scuol vorbei geht es bis nach Susch und hier ist bereits unser erstes Highlight für heute. Es geht aufwärts zum Flüelapaß.

Übrigens: Susch zählt noch zum Unterengadin und der Flüela liegt bereits im Kanton Graubünden. Gemeinsam mit dem Susten ist der Flüela der nördlichste 2000er Pass der Schweizer Alpen.

Da er eine der Hauptverbindungen nach Davos ist, findet man den Flüela meist selbst im Winter gut befahrbar vor. Und mit dem Motorrad hat es schließlich auch WAS, wenn man kurz vor der Passhöhe mit 2.383 m noch am Straßenrand den Schnee bewundern kann.

Die Aussicht ist in beide Richtungen dann phänomenal und allemal eine Fotopause wert.

Für uns geht es dann weiter nach Davos, der Schweizer Bergstadt. Auf 1.560 m Höhe ist sie die höchste Stadt Europas. Viele Künstler, Philosophen und Schriftsteller weilten in Davos und machten die Stadt berühmt. Der Zauberberg von Thomas Mann setzt der Stadt literarisch ein Denkmal. Das älteste internationale Eishockeyturnier, der Spengler Cup, wurde 1923 erstmals hier in Davos ausgetragen. Sollte die Stadt irgendwie einen „Zauber“ vermitteln, so ist er auf uns nicht übergesprungen.

Also geht es weiter für uns entlang der Landwasserstraße zu unserer nächsten Zwischenstation, wo der Funke übergesprungen ist. Und zwar bereits in der Anfahrt. Wir sind auf dem Weg zum Albulapass.

Von Tiefencastel aus geht es für uns hinauf auf die 2.315 m zur Passhöhe. Dann haben wir fast 1.300 m Höhendifferenz hinter uns gebracht, die einfach traumhaft sind. Der Albula bleibt uns im Gedächtnis und in allen Sinnen verhaftet. Wir werden uns bald wiedersehen – Versprochen!

Seit dem 16. Jahrhundert hatte der Albulapass bereits gewisse Bedeutung. Die Bündner nutzten ihn als Handelsroute für Wein, Salz und Getreide. Aber auch Erze und Metalle fanden den Weg über den Pass. Und die Franzosen richteten einen Postdienst über den Pass nach Venedig ein. Die beiden Gemeinden Bergün und La Punt waren für den Unterhalt des Passes zuständig und durften deshalb auch Wegezoll erheben. Wir müssen glücklicherweise heutzutage keine Maut entrichten und genießen den Pass kostenfrei.

Schmal geht es aufwärts, die Streckenführung nichts für die Raser, die dem Rest der Menschheit ungefragt ihr fahrerisches Können, oder was sie dafür halten, vermitteln müssen. Deshalb herrscht auch auf der Passhöhe angenehme Ruhe. Nur ein paar „Windgesichter“, die ebenfalls Ort, Landschaft und einfach das Gefühl genießen.

Dann geht es abwärts nach La Punt Chamues. Wem der Fluß jetzt irgendwie bekannt vorkommt – Genau – Er war bereits zu Beginn unserer Tour unser Begleiter bis wir zum Flüela abgebogen sind. Rückweg ist angesagt.

Also bleiben wir zunächst parallel zum Fluss zu unserer Linken bis nach Zernez und dann folgen wir der Beschilderung zum Ofenpass, der uns dann durch das Val Müstair zwischen Unter- und Oberengadin führt. Wieder tut sich eine Wunderschöne Region für uns auf und die Streckenführung mit wechselnden weiten und engeren Kurven lässt uns entspannt zur Passhöhe schwingen.

Der Name Ofenpass leitet sich von Schmelzöfen ab, die es bis ins späte Mittelalter in dieser Region gab. Von daher wird uns bewusst seit wann dieser Übergang für die Schweizer bereits Bedeutung hat.

Nach der kurzen Fotopause auf der Passhöhe rollen wir hinab ins Münstertal, passieren dabei ein schönes Skigebiet, welches die Langläufer im Winter nutzen und auch Etappe im Weltcup ist. Dario Cologna lässt grüßen, der berühmte und erfolgreiche Sohn des Münstertals.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis wir die Schweiz wieder verlassen und dann talabwärts Glurns erreichen. Die Hungrigen können meinen „alten Tipp“ die Bäckerei Schuster anfahren in der Ortslage. Diejenigen, die am Abend die heutige Tour bei etwas Hochprozentigem ausklingen lassen bzw. „nacharbeiten“, können bei der Puni Destillerie in Glurns einen Halt einlegen. Hier ist die Heimat der ersten Whisky-Brennerei Italiens. Der Malt ist kein ganz günstiges Vergnügen, aber für Kenner der Szene und Liebhaber allemal eine Pause mit Einkehr wert.

Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis wir wieder an unserem Ausgangspunkt in Schlanders eintreffen und auf irgendeiner der einladenden Terrassen einen Vernatsch oder Aperol genießen. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: Das Fremdgehen in Südtirol kann man durchaus machen, wenn es sich um die nahen Pässe in der Schweiz handelt.

Viel Spaß beim Nachfahren.


Die Wade des Stiefels oder eine Tour durch die Marken

23 Dienstag Mai 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon, Rast & Übernachtung

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Coriano, Marken, Pian del Bosco, Tavullia

San Marino, Rimini und die Marken bedeutet für uns EINES. Unser Basislager kann nur das Hotel Pian del Bosco von Michael Roth bei Perticara sein.

Wir starten heute unsere Runde nach einem mehr als ausgiebigen Frühstück im Pian del Bosco. Dabei im Hinterkopf, dass die Augen nicht größer sein sollten, als der Magen. Ansonsten werden wichtige körperliche Ressourcen zur Verarbeitung der Nahrungsmittel abgerufen, die wir jetzt eigentlich für die kurvige Route zu unserem ersten Zwischenziel am heutigen Tag benötigen.

Unser Weg zieht uns zunächst nach Urbino. Wegen seiner Architektur und Kulturgeschichte ist Urbino Teil des Weltkulturerbes. Kunstliebhabern ist Urbino als die Geburtsstadt von Raffael bekannt, einem der bedeutendsten Künstler Italiens in der Hochrenaissance. Mitten in der Stadt steht sein Geburtshaus, welches jetzt ein Museum ist.

Mittlerweile wisst ihr ja, dass euer werter Erzähler ein Fan der Südtirolkrimis ist. Aber auch die kleine Filmreihe der Urbinokrimis hat es mir angetan. Hier sind die Hauptprotagonisten Leonardo Nigro, als umtriebiger Dorfpolizist, meist mit dem Motorroller unterwegs. Katharina Wackernagel, die eine leicht „verhuschte“ Gerichtsmedizinerin spielt. Und Hannes Jaenicke, der einen frühpensionierten deutschen Kriminalbeamten gibt.

Irgendwie eine Mischung aus Agatha Christie und Inspector Barnaby mit italienischem Flair und Urbino als wunderschöner Filmkulisse. Ich mag es – Popcornkino ohne dass man in einen „Retter der Welt“ Modus mit Dachschaden gerät, wie in vielen deutschen Krimis.

Übrigens – ganz in der Nähe von Raffaels Geburtshaus gibt es auch eine leckere Eisdiele. Überlebenswichtig, wenn der Zuckerhaushalt in den Keller gerät.

Urbino ist aber auch die Geburtsstadt von Valentino Rossi. Damit haben wir die Brücke zu unserer nächsten Zwischenstation geschlagen, denn von Urbino geht es nach Tavullia. Im Grunde genommen sind wir also unterwegs zum Mekka der VR 46 Gemeinde.

Auch wenn der Doctor seine Moto GP Karriere beendet hat, ist Tavullia immer noch Anziehungspunkt vom Popolo Giallo das immer noch die GP-Strecken der Welt bevölkert. Valentino ist hier omnipräsent und seine Ranch mit der Trainingsstrecke auf der seine Nachfolger wie Pecco Bagnaia, Marco Bezzecchi, Franco Morbidelli und Luca Marini trainieren ist allemal ein Besuch wert. Das ganze Dorf strahlt immer noch dieses gewisse Flair von Heiligenverehrung aus. Aber auf eine angenehme und liebenswerte Art und Weise.

Diejenigen, die am heutigen Morgen zeitig aufgebrochen sind, können jetzt noch einen kurzen Schlenker einbauen auf dem Weg zu unserer dritten Station und bauen die Panoramica Adriatico in die Route ein. Kurviger geht es fast nicht mehr und zwischendurch genießt man einen Blick auf das Meer.

Wer etwas länger in Urbino oder Tavullia verbracht hat, der fährt den direkten Weg nach Coriano.

Für Motorradfans ist Coriano eigentlich auch ein Muss. Hier war „Supersic“ Marco Simoncelli zuhause und seine Heimatstadt hat ihm hier ein kleines Denkmal gesetzt.

Vor dem kleinen, schmucken Museum, welches den Besuchern das Leben und die leider viel zu kurze Karriere des Marco Simoncelli näherbringt ist noch ein kleiner Gedenkstein, wo der ein oder andere Fan auch kleinere Geschenke niederlegt.

Die Start-Nr. 58 von Supersic ziert eine Tafel und darauf steht so etwas wie sein Lebensmotto:
Ich möchte als jemand in Erinnerung bleiben, der wusste, wie man in Rennen für Furore sorgt.

Das ist Marco definitiv gelungen. Abschließend wahrscheinlich aber anders, als er es sich gedacht hat. Er bleibt nicht nur in Italien unvergessen, sondern auch auf den Rennstrecken dieser Welt. Sein Vater führt im GP-Zirkus das Rennteam „Sic58“ und hält die Erinnerung an Marco weiterhin hoch.

Das Museum ist wirklich sehenswert und am Ende muss man sich noch in unmittelbarer Nähe zu diesem Museum „The Flame“ anschauen. Ein italienischer Sponsor von Marco hat hier dieses Monument errichtet und zweimal in der Woche schlagen aus dem „stilisierten Auspuff“ für 58 Sekunden Flammen.

Tavullia und Coriano – so etwas gibt es nur in Italien für Rennfahrer. Allein schon deshalb muss man es sich unbedingt anschauen.

Jetzt geht es wieder nach Hause. Versehen mit einem kleinen Schlenker über San Marino erreichen wir wieder unser Basislager – das Hotel Pian del Bosco.

Hier genießen wir dann den Abend und lassen die Tour nochmals geistig Revue passieren. Mit einem Blick über die traumhafte Landschaft rund um das Pian del Bosco, einem Sprung in den Pool oder tiefenentspannt auf einer Liege davor.

Und dann haben wir auch die Muße uns um unser gepflegtes Abendessen zu kümmern, dass uns kreuz und quer durch die italienische Küche führt. Die Mega-Pizzen sind preisverdächtig und konkurrieren mit der exzellenten Pasta.

Platz für Dolce sollte man sich dann auch noch lassen und den Abschluss kann man dann mit einem feinen Roten beim Sonnenuntergang zelebrieren.

Morgen ist auch noch ein Tag und die Marken, als Wade des italienischen Stiefels, geben ausreichend Raum für weitere Touren. Macht es uns einfach nach – ihr werdet immer wieder kommen.


Krimis bilden

13 Donnerstag Apr 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Anderstouren, Auf und Davon

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Berggasthof Natz, Gampen, Klughammer, Mendel

Es ist so eine Sache mit dem ankommen. Wenn man sein Ziel erreicht hat ist man nicht unbedingt angekommen. Klingt komisch – ist aber so. Euer werter Erzähler hatte zwar bereits Mitte Dezember sein Ziel hier in Südtirol erreicht, aber es hat mit dem Ankommen doch etwas gedauert. Nicht dass es die Umgebung schwer gemacht hätte. Nein – keineswegs. Aber irgendwie war doch wider Erwarten der Akku leer und es hat gedauert bis ich wieder einen gewissen Rhythmus gefunden hatte und das Signal zwischen den Ohren angekommen ist: Du bist tatsächlich hier!

Damit haben wir auch den philosophischen Teil des Tages erledigt und widmen uns nun voll und ganz der pragmatischen Seite. Wir drehen eine Runde mit dem Motorrad.

Anfang April ist das gar nicht mal so leicht, weil viele der üblichen „Verdächtigen“ witterungsbedingt ein Befahren noch gar nicht zulassen. Aber wir finden was.

Raus aus Schlanders in Richtung Meran. Das kann nie verkehrt sein, weil es in der Richtung immer ein paar Grad wärmer wird. Wir orientieren uns dann alsbald, der Wegweisung nach Lana folgend, zum Gampenpass.

Hier nehmen wir aber nur die ersten Kehren mit und biegen ab nach Prissian. Schon sind wir auf den Spuren unserer Südtirolkrimis, denn Commissario Fameo wohnt hier in dem kleinen Ort mit seiner Familie. Ein schönes Plätzchen hat der Autor hier für seinen Protagonisten ausgesucht.

Hoppla – wir haben ja auch noch einen Bildungsauftrag. Beim Schloß Katzenzungen im Ort machen wir einen kurzen Halt und schauen uns die Versoalnrebe an. Unter einer Pergola aus Kastanienholz breitet sich die, mit ca. 400 Jahren, wohl älteste Rebe der Welt auf etwa 300 qm aus. Sie ist alljährlich immer noch gut für ca. 80 kg Ertrag an Tafeltrauben. Die Rebe ist zu Recht ein Naturdenkmal und konnte, Dank des Einsatzes der regionalen Naturschutzbehörden, bislang erhalten werden. Wenn SIE erzählen könnte, dann wäre SIE ein wunderbares Geschichtsbuch der Historie Südtirols.

Über Nals und Andrian rollen wir über schmale Straßen in den Randbereich von  Frangart und folgen dann einfach der Beschilderung nach Kaltern und Tramin. Wir sind auf der Weinstraße und die trägt ihren Namen zu Recht. Südtirol hat vor einigen Jahren im Hinblick auf den Weinanbau einen Wandel vollzogen. Das ist gut so und es hat sich auch für die Südtiroler Weinbauern bezahlt gemacht. Hier geht es nun um Qualität und nicht mehr um Quantität. Einen „Billigheimer“ findet man nun nicht mehr, aber alle Produkte sind durchweg wertig und schmackhaft. Der eigene Geschmack entscheidet eben und das ist auch gut so. Schließlich sitzen wir ja auch nicht alle auf dem gleichen Motorrad.

So bleibt es jedem selbst überlassen wo er bei den bekannten Namen wie Elena Walch, Manincor oder Ritterhof stehen bleibt und „zuschlägt“. Wir machen noch einen kurzen Abstecher an den Kalterer See und genießen hier die kleine mediterrane Oase, die dem stillen Beobachter wie der Gardasee im Märklin H0-Format vorkommt.

Wo machen wir unsere Pause? Am besten folgen wir wieder den „Südtirolkrimis“ und hier dem Detektiv Tiberio Tanner. Also Rast einlegen unmittelbar am See im Restaurant Klughammer und gemütlich die Seele und bei Bedarf andere Körperteile baumeln lassen.

Dann geht es ein Stück zurück in Richtung Eppan und hinauf zum Mendelpass. Die Streckenführung ist genial und es wechseln sich schöne, weitere Kurvenpassagen mit engen Kehren ab. Für jeden ist etwas dabei und an (fast) jeder Kehre öffnet sich der Blick hinunter ins Tal und in Richtung der Dolomiten. Ein Traum.

Also schnell für unser Poesiealbum einige Fotos geschossen und dann weiter. Falsch machen kann man hinsichtlich der Streckenführung nichts. Es geht zunächst bergab in Richtung Fondo. Einfach zusätzlich in Erinnerung halten, dass der Gampenpass im italienischen Sprachraum Passo Palade heißt und dann kann bei der Orientierung nichts schief gehen.

Der Gampenpass ist jetzt mit seinen 1518 m nicht der Riese unter den Südtiroler Bergpässen und so kann es passieren, dass man fast unbemerkt über den „Gipfel“ rollt. Da dort an dem kleinen Restaurant so gut wie immer eine Ansammlung an Motorrädern, wie in einer Boxengasse einer Rennstrecke, steht zieht man schon die richtigen Schlüsse.

Ihr kennt euren werten Erzähler mittlerweile aus unzähligen Streckenbeschreibungen und wisst insofern, dass mir Trubel eher nicht liegt und bei einer „guten Pausenstation“ auch etwas Ordentliches auf die Gabel gehört. Also fahren wir einige Kehren weiter und folgen dann, nach links abbiegend, der Beschilderung zum Berggasthaus Natz. Hier sitzen wir traumhaft auf der Terrasse, genießen den Blick und das Essen. Übrigens – den Tipp habe ich wieder von Commissario Fameo, der hier mit seiner kleinen Familie auch Einkehr gehalten hat. Südtirolkrimis sind eben nicht nur spannend, sie helfen einem auch kulinarisch auf die Sprünge.

Gut gestärkt geht es jetzt auf die Schlussetappe unserer heutigen Tour. Ganz einfach den Gampen abwärts Richtung Lana und dann auf der altbekannten Route heimwärts nach Schlanders.

Viel Spaß beim Nachfahren und immer daran denken: Wenn der liebe Gott „Homeoffice“ macht, dann macht er das in Südtirol.

Zweimal hält besser

28 Samstag Jan 2023

Posted by flyinghaggis2015 in Aktuelles, Auf und Davon, Rast & Übernachtung

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2 x hält besser, Michael Roth, Pian del Bosco

Erfahrene Leser*innen auf meiner Seite werden gleich merken, dass hier ein Ort genauer unter die Lupe genommen wird, der bereits einmal Inhalt eines ausgiebigen Berichts war.

Da die beste Sozia von Allen und euer werter Erzähler ihren Lebensmittelpunkt nun außerhalb von Deutschland haben, ist es mir ein Bedürfnis euch gewisse Stellen, die nun in unserer „neuen Heimat“ liegen, wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Bei unserem Giro d`Italia 2019 waren wir u. a. in einem Hotel in den Marken in Italien, das es uns besonders angetan hatte. Ihr könnt gerne auch den „alten Bericht“ über das Pian del Bosco hier im Blog lesen.

https://flyinghaggis.net/2019/10/18/pian-del-bosco/

Für uns war es damals Zwischenstation auf unserer Rundreise durch Italien und das Pian del Bosco ist uns bleibend in Erinnerung geblieben. Gastfreundschaft, exzellente Küche und das Ambiente rund um das Hotel suchen seinesgleichen. Für Motorradfahrer*innen, die in dieser Region unterwegs sind, gibt es keine bessere Unterkunft. Mit dieser Meinung stehen wir nicht alleine. Reiseberichte in Printmedien und im Internet spiegeln genau unsere Einschätzung wider.

Westlich von San Marino gelegen, ist es nur ca. eine Stunde bis zum GP-Circuit in Misano. Also idealer Standort bei einem Besuch der Moto GP im September. Auch die wunderbare Stadt Urbino ist nur eine knappe kurvige Fahrstunde entfernt. Kunstbegeisterte können sich die Geburtsstadt und das Museum von Raffael ansehen. Krimifans sind an den „Urbinokrimi“ erinnert und finden sich in einer Stadt wieder, wie als malerische Kulisse diente.

Übrigens war Urbino auch Geburtsstadt von Valentino Rossi und SEIN Tavullia liegt im Grunde direkt nebenan. Für Rossifans ein MUSS. Und Coriano die Geburtsstadt von Rossis bestem Kumpel Marco Simoncelli ist ebenfalls nur einen Steinwurf entfernt. Sein Museum und das Denkmal „The Flame“ sollte man sich nicht entgehen lassen.

Die ganze Region rund um das Pian del Bosco lässt Raum und Zeit für eine Menge von tollen Touren, nicht nur mit dem Motorrad. Wenn Ihr also in diesem Jahr einen Urlaub in „bella Italia“ geplant habt, dann schaut hier unbedingt vorbei.


An dieser Stelle lasse ich einfach den Chef vom Pian del Bosco selbst zu Wort kommen. Hier der O-Ton von Michael Roth:

Wir befinden uns in einer Zeit, in der es sicher nicht leichter wird zu planen, weil sich Ereignisse um uns herum manchmal sogar überschlagen. Der Faktor Zeit spielt daher eine große Rolle in unserem Leben. Wir möchten uns und unseren Gästen etwas Zeit geben, nicht nur wenn sie bei uns sind, um zu genießen, sondern auch bereits im Vorfeld. Deshalb verlängern wir unseren Frühbucherrabat in Höhe von 10% auf alle Reservierungen bis zum Eintritt der diesjährigen Sommerzeit am 26.3.2023!!!

Vielleicht klappt es in diesem Jahr! Einfach eine Anfrage senden und ab dem 27.4.2023 sind wir dann gerne für Sie da!! Wir würden uns sehr freuen!!!

www.piandelbosco.com

Wenn Ihr noch Fragen habt oder Infos benötigt, die nicht hier oder im ersten Bericht stehen – einfach melden. Bei Michael Roth könnt Ihr euch auch gerne auf mich berufen.

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